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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal
Autoren: Doris Schroeder
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sich auf den Boden gestellt und griff nun
nach Messer und Gabel. Timmy mußte sich wohl damit abfinden, daß es doch kein
Geburtstagsgeschenk war. Seine Enttäuschung war groß.
    „Iß doch deine Pfannkuchen!“ mahnte Ruth
lächelnd.
    Timmy führte gehorsam die Gabel zum
Mund, legte sie aber gleich wieder fort. Er hielt das Warten einfach nicht mehr
aus.
    „Onkel Petrie“, fing er leise an, „sieh
mal, was mir Dad zum Geburtstag geschenkt hat!“ Er hielt die Rolle hoch.
    Offenbar erstaunt, legte Onkel Petrie
das Besteck nieder.
    „Geburtstag?“ rief er, und seine Augen
funkelten mutwillig. „Du hast Geburtstag? Donnerwetter! Warum hast du mir das
nicht früher gesagt?“
    „A-aber... das habe ich doch!“ Ganz
weit riß Timmy die Augen auf. „Gestern — und vorgestern! Erinnerst du dich
nicht mehr?“
    „Hmmm!“ Onkel Petrie runzelte die Stirn
und zupfte sich am Ohr. „Ja, warte... tatsächlich, ich glaube gar... doch, mir
hat jemand etwas von deinem Geburtstag gesagt.“
    „Ich war das! Ich habe es dir gesagt!“
Timmys Oberlippe zitterte leise. Wie hatte Onkel Petrie, sein guter Kamerad,
das vergessen können? Er schluckte schwer.
    „O ja, nun fällt’s mir wieder ein.“
Onkel Petrie strahlte übers ganze Gesicht. Er griff neben sich und hob vom
Boden ein Päckchen auf. „Ja, was mag da wohl drin sein?“ Kopfschüttelnd
betrachtete er das Ding in seiner Hand, während Timmys Augen rund und runder
wurden. Dann hielt er es dem Jungen hin. „Am besten schaust du einmal hinein!“
    Keuchend vor Begeisterung griff Timmy
nach dem Päckchen, und hastig riß er das Papier herunter.
    „Vorsicht, Kleiner!“ rief Paul. „Es
wird sich schon nicht verflüchtigen, ehe du es gesehen hast!“
    Glücklich schauten die drei Erwachsenen
dem aufgeregten Timmy zu.
    Und dann verschlug es Timmy die
Sprache: Ein richtiges Fernrohr! Sein sehnlichster Wunsch nächst der
Angelrolle. Es dauerte ein bißchen, bis er wieder einen Laut herausbrachte.
    „Danke, Onkel Petrie! Allerherzlichsten
Dank! Da freue ich mich aber!“
    „Nun können wir beide auf den Old Blue
steigen und feststellen, wie weit man damit sehen kann!“ meinte Paul.
    „Junge, Junge!“ Timmys Stimme überschlug
sich vor Begeisterung. „Angelrute und Fernrohr! Nun fehlt mir wirklich nichts
mehr!“
    „Nur das Frühstück! Komm, iß — ehe die
Pfannkuchen kalt werden!“ mahnte Ruth.
    Die Angelrute links, das Fernrohr
rechts vom Teller, schlang Timmy den Kuchen in Rekordzeit hinunter. Und dann
ließ er sogar noch etwas Speck mit Ei folgen, während Dad schon dabei war, die
Rolle an Timmys kleiner Angelrute zu befestigen.
    „Mom“, fragte Timmy, und sein rundes
Gesicht glühte. „Dürfen Boomer und ich heute angeln gehen?“
    Ruth schaute Paul fragend an, und Paul
nickte lächelnd.
    „Warum sollten sie nicht gehen, Ruth?“
meinte er gutmütig. „Schließlich müssen sie Angelrute und Fernrohr ausprobieren!“
    „Och, der Boomer wird Augen machen!“
Timmy war schon aufgesprungen. „Darf ich nun gehen?“
    „Ich werde Boomers Mutter anrufen,
damit er auch fertig ist, wenn du ihn abholst. Und außerdem wären hier noch
unsere Hühner zu füttern und die Eier einzusammeln!“
    „Das tue ich sofort!“ Timmy stürmte zur
Tür, aber Lassie war noch schneller und huschte kläffend vor ihm hinaus. Der
Junge schoß hinterher, und knallend fiel die Tür ins Schloß.
    Drei Sekunden später steckte Timmy den
Kopf wieder herein.
    „Entschuldige, Mom, daß ich die Tür so
geknallt habe!“
    Und schon war er wieder fort. Diesmal
ging die Tür ganz leise hinter ihm zu.
    Onkel Petrie lachte halblaut.
    „Haha, mir scheint, es gelingt dir
sogar, dem wilden Indianer ein wenig Manieren beizubringen.“
    Ruth lachte. Sie ging zum Telefon und
hob den Hörer ab.
    „Guten Morgen, Jenny! Was sagst du zu
dem Unwetter?“
    Mehr war nicht nötig: Zwei Minuten lang
redete die freundliche, rundliche Jenny nun ununterbrochen, und Ruth brauchte
nur geduldig den Hörer in der Hand zu halten und zuzuhören. Feixend schauten
die beiden Männer vom Küchentisch zu ihr herüber, aber als sie laut loslachen
wollten, legte Ruth mahnend den Finger auf den Mund.
    Sie hatte Jenny, das „Fräulein vom Amt“,
herzlich gern. Das ältliche Fräulein versah den Posten auf der Vermittlung
Calverton nun schon seit der Zeit, da vor zwanzig Jahren die ersten zehn
Apparate angeschlossen worden waren. Fräulein Jenny kannte manches Geheimnis,
aber sie war keine Klatschbase, und viele
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