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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal
Autoren: Doris Schroeder
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stellte, wußte er eine Antwort, vom Säen
des Getreides bis zur Entstehung eines Gewitters.
    Ja, Onkel Petrie war der klügste Mensch
von der Welt — nach Mom und Dad Martin natürlich! Und der beste Gitarrenspieler
war er obendrein. Wenn er abends die alten Volkslieder sang, die er als Junge
am Ufer des Mississippi gelernt hatte, dann saß Timmy mucksmäuschenstill und
lauschte. Oh, Timmy war froh und glücklich, und seine neuen Eltern und ihr
Onkel freuten sich, ihn adoptiert zu haben.
    Der kleine Hof war gewiß nicht reich,
und man mußte schon hart schuften, um etwas aus ihm herauszuholen. Aber nicht
gegen die allergrößte Ranch hätten Martins sie tauschen mögen — wenn sie dafür
auch Timmy hätten hergeben müssen. Jawohl, das hatte Ruth dem kleinen Timmy
versichert — an dem Tage, als er verheult, etwas von der früheren Angst in den
Augen, aus der Schule gekommen war, wo einer der älteren Jungen ihn höhnisch „nur
ein angenommenes Kind“ genannt hatte.
    „Schau, Junge“, hatte Mom ihm gut
zugeredet, während sie ganz fest den Arm um ihn legte. „Die meisten Leute
müssen ihre Kinder so hinnehmen, wie der liebe Gott sie schickt. Wir aber, Dad
und ich, wir hatten ausnahmsweise die Möglichkeit, uns das Kind auszuwählen,
das wir am allerliebsten haben: Und das warst du!“
    „Ooh!“ hatte Timmy gemurmelt, und ein
glückliches Lächeln hatte sein Gesicht erhellt. „Ha, das sage ich dem Kerl, der
mir heute so etwas Blödes nachgerufen hat!“
    Seither war kein Schatten mehr auf sein
Dasein gefallen.
    Timmys bester Freund — außer Lassie
natürlich, die eine Sonderstellung einnahm — war Boomer Bates. Stets war er zu
mutwilligen Streichen aufgelegt, und immer wußte er wieder einen Ausweg, falls
es mal dicke Luft gab. Die beiden Jungen waren fast gleichaltrig, Boomer war
nur wenige Wochen älter.
    Ruth lächelte vor sich hin; eben war
ihr einer der Streiche der Tunichtgute eingefallen. Paul kam in die Küche, um
sich nach der Stallarbeit zu waschen und dann zu frühstücken.
    Sein Blick fiel auf das
Geburtstagsgeschenk auf dem Tisch.
    „Na?“ grinste er. „Er hat es also
gefunden.“
    „Lassie hat es gefunden und ihm
gebracht. Ich brauchte nur zu sagen: ,Das ist für Timmy!’ — da lief das treue
Tier auch schon damit zu ihm und weckte ihn.“
    „Und was hat der Junge dazu gesagt?“
fragte Paul Martin durch dicken Seifenschaum.
    „Das wirst du gleich hören“, lachte
sie. „Da kommt ja die Vorhut, um ihn zu melden.“
    „Wruff!“ In der Tür stand Lassie. Und
da stürmte auch schon Timmy herein; Haar und Gesicht glänzten buchstäblich.
    „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag,
mein Junge!“ grüßte Paul, während er sich die Hände abtrocknete.
    Timmy stand schon am Tisch und hatte
die Angelrolle so vorsichtig ergriffen, als sei sie aus purem Gold und mit
Edelsteinen besetzt.
    „Genau so eine habe ich mir gewünscht,
Dad!“ jubelte er. „Wir haben sie im Schaufenster bei Colton gesehen. Und du
hast es nicht vergessen!“
    „Wie hätte ich das vergessen können,
mein Junge!“ lachte Paul. „Den ganzen Nachmittag hast du ja von nichts anderem
geredet.“
    Augenzwinkernd trat Dad an den Tisch
und legte Timmy den Arm um die Schultern.
    „Machst du sie mir auch fest, Dad?“
fragte der Junge eifrig.
    „Gleich nach dem Frühstück!“ Paul zog
sich einen Stuhl heran. „Ah, Pfannkuchen mit Blaubeeren! Das ist wirklich ein
Festmahl!“
    „Mein letzter Topf Blaubeeren!“ lachte
Ruth. „Aber schließlich muß man einen Geburtstag doch recht beginnen.“
    Eben wollten die drei mit dem Frühstück
anfangen, als auch Onkel Petrie hereinkam. Er verbarg etwas hinter dem Rücken
und schaute sehr geheimnisvoll drein.
    „Guten Morgen, Onkel Petrie!“ Timmy
reckte den Hals lang. Er war doch neugierig, was der Onkel da versteckte. Aber
Onkel Petrie machte eine kleine Wendung und wahrte sein Geheimnis.
    „Morgen!“ brummte er mürrisch und
setzte sich, die Hand noch immer hinter dem Rücken haltend.
    Timmy platzte fast vor Ungeduld,
während Ruth einen Teller mit heißen Pfannkuchen vor Onkel Petrie stellte.
Wollte der Onkel denn kein Wort vom Geburtstag sagen?
    „Frischer Wind heute morgen“, meinte
Onkel Petrie gleichmütig. „Er treibt die letzten Gewitterwolken fort.“
    „Prächtiges Wetter zum Pflücken!“
pflichtete ihm Paul Martin bei. „Ich glaube, am besten beginnen wir mit dem
Westfeld.“
    Onkel Petrie hatte das, was er in der
Hand gehalten hatte, inzwischen neben
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