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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna
Autoren: Thomas Thiemeyer
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brachte. Der Qualm raubte ihnen den Atem, während sie in einer flachen Schleife zum Ort des Geschehens zurückkehrten. Juna konnte sehen, dass etliche Männer die Katastrophe überlebt hatten. Wie Ratten krochen sie aus ihren Löchern und starrten fassungslos auf das, was vor wenigen Augenblicken noch eine intakte Kleinstadt gewesen war. Einige versuchten, irgendwelche Brände zu löschen, andere zogen ihre toten oder verwundeten Brüder aus den Trümmern. Obwohl die Flugmaschine zu weit entfernt war, meinte Juna Trauer und Fassungslosigkeit in den verrußten Gesichtern zu erkennen. Was jetzt wohl in ihren Köpfen vorgehen mochte? Ab heute würde es keine Überfälle mehr geben, keine Plünderungen und keine Landernte. Ohne die Macht ihrer Waffen und Fahrzeuge waren sie nicht länger in der Lage, den Tribut einzufordern, den sie so viele Jahre beansprucht hatten. Sie würden sich auf das besinnen müssen, was ihnen zur Verfügung stand. Gärten, Parks und Wiesenflächen mussten bebaut, Bewässerungskanäle gezogen und Stallungen errichtet werden. Ihr ganzes Leben würde sich verändern. Ab heute würde für die Männer eine neue Zeitrechnung beginnen. Sie würden sich anpassen müssen oder untergehen.
    Auch auf der anderen Seite des Walls herrschte ungläubiges Staunen. Die Köpfe vieler Frauen waren zu ihnen emporgereckt, während sie mit dem Donnervogel über sie hinwegfegten. Dutzende von Händen winkten ihnen zu, es wurde gejubelt und gejauchzt. Manche fielen ihren Genossinnen in die Arme, andere sanken zu Boden, die Arme ausgebreitet, die Köpfe zum Gebet geneigt. Was geschehen war, musste ihnen wie ein Wunder vorkommen. Juna konnte es ja selbst kaum glauben. Die Weissagung ihrer Mutter hatte sich erfüllt.
    Juna blickte zu David hinüber. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Hatte Arkana nicht gesagt, es stünde ein Umbruch bevor und dass dieser von einem Jungen ausgelöst würde?
    Nun, in einem hatte sie unrecht. David war kein Junge mehr.
    Sie streckte ihre Hand aus und berührte seine Finger.
    David erwiderte die Geste und schenkte ihr ein Lächeln.
    Es brauchte keine Worte, um diesen Moment zu beschreiben.
    Sie hatten es geschafft.
    David lenkte die Flugmaschine in eine langgezogene Rechtskurve und ging dann auf Westkurs. Vor ihnen lag unbekanntes Land. Ein silbriger Streifen schimmerte fern am Horizont.
    Juna rückte ihre Brille zurecht und ließ sich den Wind ins Gesicht wehen. Was würde die Zukunft für sie bereithalten? Würden sie die
Zuflucht
finden, und wenn ja, würde man sie dort aufnehmen? Ihr Schicksal lag nun in den Händen der Götter. Doch was immer auch geschehen mochte, wichtig war nur eines: dass sie zusammen waren!
    *
    Edana und ihre Gefährtinnen umrundeten die Raffinerie und gelangten an den Ort, an dem der Kampf gewütet hatte. Vor ihnen lag eine weite Wiese, übersät mit Pfeilspitzen und zerbrochenen Lanzen. Kleine Feuer flackerten ringsumher. Der Gestank nach Rauch und Benzin war allgegenwärtig. Aus der Raffinerie drangen dunkle Schwaden. Auf der anderen Seite des Walls stand vermutlich kein Stein mehr auf dem anderen. Was für ein überraschender und unerwarteter Sieg! Man konnte fast Mitleid mit den geschlagenen Männern haben.
Fast.
    Edana spürte, dass die Dämonen der Vergangenheit sie nun endlich in Ruhe lassen würden. Sie hatte bekommen, was sie wollte. Der Tod ihrer Tochter war gerächt.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte sie über das verbrannte Gras. Drüben, in der Nähe des Wäldchens, lag die Hauptstreitmacht der Brigantinnen. Banner und Wimpel flatterten im Wind. Man hatte Bahren bereitgestellt und Zelte errichtet, um die Verwundeten zu versorgen. Es gab sogar eine Feldküche, in der Essen verteilt wurde. Ein unwiderstehlicher Geruch wehte zu ihnen herüber. Im Geiste überflog sie die Häupter der Versammelten und kam zu dem Schluss, dass die Verluste geringer waren, als sie befürchtet hatte.
    »Rigani hat ihre schützende Hand über uns gehalten«, flüsterte sie. »Wenn ich jemals ein Zeichen der Göttinnen gesehen habe, dann das hier.«
    »Es war mehr als nur ein Zeichen der Göttinnen.«
    Edana drehte sich um. Auf Mordras rußgeschwärztem Gesicht lag ein seltsamer Ausdruck, wie man ihn von Menschen kannte, die eine Vision gehabt hatten. »Diese Flugmaschine – habt ihr gesehen, von wem sie gesteuert wurde?«
    Edana presste die Lippen aufeinander. »Ja«, flüsterte sie. »Ich habe es gesehen.«
    »Ich sage euch, es hat etwas zu bedeuten«, sagte
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