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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna
Autoren: Thomas Thiemeyer
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schaute auf die geschnitzten Figuren und die bunt bemalten Tongesichter. Das Symbol der Mondbarke war in den Querbalken eingeschnitzt – ein Rigani-Tempel. Blumenopfer und Getreidegaben lagen vor der Tür. Aus den schwelenden Holzbalken stieg beißender Rauch auf.
    »Werdet ihr ihn retten können?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Die Tragbalken sind zu stark in Mitleidenschaft gezogen. Wir werden ihn abreißen und neu errichten müssen. Immerhin ist das Feuer nicht auf die anderen Häuser übergesprungen.«
    Juna ging ein paar Schritte um den Tempel herum. Es war lange her, dass sie diese Ortschaft besucht hatte. Ingran ähnelte all den anderen kümmerlichen kleinen Dörfern im Grenzland. Aus den geöffneten Türen leuchteten ihr die Gesichter schmutziger und verzweifelter Frauen entgegen. Es gab kaum Kinder, das jüngste war vielleicht elf oder zwölf.
    »Bist du die Anführerin?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    Wieder ein Nicken. »Mein Name ist Megan. Mein Haus ist dort drüben.« Sie deutete auf ein Gebäude am Ortseingang. »Dort können wir uns unterhalten.«
    Der Wohnraum war klein und spartanisch. Niedrige Decken, Holzdielen. Ein Tisch, ein Regal, ein paar Stühle. Juna entdeckte so gut wie keine persönlichen Gegenstände, sah man mal von ein paar getrockneten Blumen und einer geflochtenen Obstschale ab.
    Die Frau eilte mit einem Krug nach draußen, betätigte die Pumpe und kam wieder zurück. Sie stellte den Krug und zwei Tontassen auf den Tisch. »Darf ich Euch vielleicht etwas zu essen anbieten? Brot, Obst, ein wenig Käse?«
    Juna sah sich um. Das wenige Obst wirkte vertrocknet, und der Käse sah alt aus. Sie wollte nichts, dieses Haus war arm.
    »Nein danke, Wasser genügt.«
    Sie ließ sich den Becher vollschenken und nahm einen tiefen Zug. Das Wasser schmeckte abgestanden, war aber genießbar. Sie wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. »Gut, Megan, und jetzt erzähle. Wie konnte es passieren, dass euch die Teufel überrascht haben? War euer Wachturm nicht besetzt?«
    »Doch, schon.« Die Frau schaute zu Boden. »Es war nur so: Wir hatten letzte Nacht unser traditionelles Mondfest, und wie immer bei dieser Gelegenheit wurde etwas Met ausgeschenkt. Etwas zu viel für manche, wie ich zugeben muss. Eine von ihnen war Freya.«
    »Eure Wächterin?«
    Die Frau wich Junas Blick aus. Die Anwesenheit der Brigantin schien ihr Unbehagen zu bereiten.
    »Erzähl mir, was geschehen ist.«
    »Sie muss eingeschlafen sein«, sagte Megan. »Als wir die Motoren hörten, war es bereits zu spät. Sie brachen durch die Palisade, raubten und brandschatzten und zogen sich dann wieder zurück. Es ging alles so schnell …«
    »Habt ihr euch zur Wehr gesetzt?«
    »Bei der Göttin, nein.« Die Frau schüttelte vehement den Kopf. »Wir waren vollkommen friedlich. Wir zeigten ihnen sogar den Weg zu unseren Vorratsräumen, ganz im Sinne des Abkommens.«
    »Habt ihr euch ihnen dargeboten?«
    Megan faltete ihre Hände. Das Sprechen fiel ihr sichtlich schwer. »Nein«, sagte sie mit leiser Stimme. »Wir hätten es getan, aber keine unserer Frauen ist im Moment empfängnisbereit. Der Schandkreis blieb leer. Vielleicht war es das, was sie so auf die Palme gebracht hat. Jedenfalls haben sie uns bespuckt, geschlagen und die Kleider vom Leib gerissen. Es war schrecklich. Ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt.« Ein Schluchzen drang aus ihrer Kehle.
    Juna berührte ihren Arm. Sie empfand Mitgefühl für die Frau. Einer
Landernte
 – so der offizielle Ausdruck für die Plünderung – beizuwohnen war schlimm genug, doch das hier ging eindeutig zu weit. Dass sie sich an Frauen vergingen, die sich unterwarfen, war nicht akzeptabel. Und einen Tempel in Brand zu setzen kam einer offenen Kriegserklärung gleich.
    Juna nahm noch einen Schluck, dann stand sie auf. Sie hatte genug gehört. Sie musste umgehend zurückreiten und Bericht erstatten. »Sei unbesorgt«, sagte sie zu Megan. »Fürs Erste seid ihr in Sicherheit. Die Teufel greifen nie so kurz hintereinander denselben Ort an. Ihr solltet eure Palisade wieder aufbauen und sie verstärken. Und ihr müsst Freya für ihr Versagen bestrafen.«
    »Das ist schon geschehen«, sagte die Anführerin. »Ich habe sie mit einem dreiwöchigen Schweigebann belegt. So lange wird sie das weiße Band tragen.«
    Juna nickte. »Ich muss jetzt aufbrechen und Bericht erstatten. Ihr werdet Nachricht von uns erhalten. Gut möglich, dass wir demnächst ein paar Brigantinnen mit
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