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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna
Autoren: Thomas Thiemeyer
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solle sich bereithalten. Die Fähigkeit zu wortloser Verständigung wurde jeder Brigantin in jungen Jahren beigebracht. Es genügten fünf Symbole, um die anderen über ihren Plan zu unterrichten. Als alle ihre Anweisungen bestätigt hatten, war es so weit. Das Brummen dröhnte mittlerweile so laut, dass es von den umliegenden Häuserfronten zurückgeworfen wurde. Edana war jetzt voll konzentriert. Etwa zwanzig Meter bis zum Tor. Sie zählte die Finger ihrer Hand.
    Drei … zwei … eins …
    Weiter kam sie nicht. Ein schwarzer Schatten verdunkelte den Himmel. Ein riesiges, geflügeltes Wesen tauchte über der nördlichen Mauerkrone auf, sauste in niedriger Höhe über sie hinweg und verschwand wieder aus ihrem Sichtfeld. Einen atemlosen Moment blickten alle der unheimlichen Erscheinung hinterher, dann wurden sie von einem gewaltigen Knall überrascht. Eines der Häuser löste sich in einer Wolke aus Feuer und Rauch auf. Staub wurde in die Luft gewirbelt, Bruchstücke von Ziegeln und Holzbalken flogen durch die Luft und landeten prasselnd ringsumher. Eine Welle heißer Luft schlug ihnen ins Gesicht, raubte ihnen den Atem und betäubte ihre Augen und Ohren.
    Als Lärm und Staub sich verzogen hatten, konnten sie sehen, dass von dem Haus nur noch Trümmer übrig waren. Es hatte sich aufgelöst, war fort.
Pulverisiert.
    Edana kauerte ängstlich am Boden, unfähig, auch nur einen Finger zu rühren. Ein Drache, schoss es ihr durch den Kopf. Das mythische Fabelwesen aus den alten Sagen. Nein, meldete sich die Stimme der Vernunft. Es ist eine Maschine, eine Flugmaschine. Doch wer steuerte sie und was sollte dieser Angriff?
    Panik brach aus.
    Überall sah sie Männer in heller Aufregung durcheinanderrennen. Manche bleich vor Schrecken, andere mit hochroten Köpfen und Befehle brüllend. Der Inquisitor schüttelte wütend seine Faust hinter dem Ding her, doch ihm blieb keine Zeit, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Schon ertönte das Dröhnen von neuem.
    »Der Plan mit dem Tor ist gestrichen«, flüsterte Edana. »Wir müssen fliehen.«
    »Wohin?«, keuchte Mordra.
    »Zurück in das Gebäude, aus dem wir gekommen sind. Runter in den Keller und dann ab durch die Kanalisation.«
    »Und unser Auftrag?«
    »Vergiss den Auftrag. Gegen das Ding hier sind wir machtlos. Wenn einer dieser Sprengkörper den Tank trifft, werden wir alle sterben. Wartet ab, bis es direkt über uns ist, und dann rennt los, so schnell ihr könnt. Schaut nicht zurück. Wir schlagen die Tür hinter uns zu und verriegeln sie von innen, dann haben wir vielleicht eine Chance.«
    Die anderen nickten.
    Das Dröhnen wurde immer lauter. Edana musste der Versuchung widerstehen, auf der Stelle davonzurennen. Die Aussicht, dem mechanischen Drachen noch einmal ins Antlitz blicken zu müssen, war unerträglich. Doch sie musste ausharren. Nur noch ein kleines bisschen …
    Und dann kam er. Von Süden her, in flachem Anflugwinkel. Dröhnend, mächtig und schwarz. Sie sah die vernarbte Haut, die rostigen Knochen, den fleckigen Kopf. War das ein Falke, der da neben der Flugmaschine herflog? Er schien überhaupt keine Angst zu verspüren. Das Ding wurde von zwei Personen gesteuert. Eine von ihnen hatte langes rotes Haar.
    Edana kniff die Augen zusammen. Rote Haare, ein Falke?
    Juna!
    Die Maschine donnerte über ihren Kopf hinweg und ließ die Luft erzittern. Edana war so perplex, dass sie den Moment verpasste, in dem sie losrennen wollte. Was tat Juna da an Bord der Flugmaschine? Und wer war die Person neben ihr?
    In diesem Moment geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Edana hörte einen Schrei, dann einen dumpfen Knall. Der Schrei kam von der Tür, die in den Untergrund führte. Ihre Kameradinnen waren dem Befehl gefolgt und alle zur Tür gestürzt, die in den Untergrund führte. Der Knall hingegen kam aus Richtung des Treibstofflagers.
    Bei den Göttinnen!
    Das fahle Morgenlicht wurde von einer gleißender Helligkeit überstahlt. Alles um sie herum schien seine Farbe zu verlieren. Die Welt verblasste, löste sich auf in scherenschnittartige Konturen und grelle Flächen. Edana sprang auf und rannte los. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie der mächtige Turm, in dem die Heilige Lanze ihre Treibstoffvorräte bunkerte, in einer Säule aus reinem Licht verschwand. Ein Höllenschlund tat sich auf und saugte brüllend Luft in seine feurigen Lungen. Ringsumher ging ein Aufschrei durch alle Kehlen. Die Menschen erkannten, was da auf sie zugerollt kam. Panisch versuchten sie,
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