Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Urzeit-Monstrum

Das Urzeit-Monstrum

Titel: Das Urzeit-Monstrum
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auch.«
    »Dann laß uns gehen.«
    »Wohin?«
    Ich runzelte die Stirn. »Zu seinem Haus am Watt. Ich bin sicher, daß wir das Rätsel dort lösen können.«
    Harry atmete tief ein. »Das hoffe ich auch. Aber ein komisches Gefühl habe ich schon.«
    »Wem sagst du das…?«
    ***
    Boris Beckmann war oben. Er stand in seinem Atelier, starrte auf das Bild, das er gemalt hatte, und er wußte plötzlich, daß es diesmal keine Phantasie war. Er hatte den Kraken gemalt, das Untier aus dem Watt, dieses uralte Monstrum, das ihm so bekannt war.
    Das Bild war die Verbindung gewesen, die er nun nicht mehr brauchte.
    Er hatte sich noch einmal auf das Auge des Kraken konzentriert und entdeckt, daß er selbst darauf verschwunden war. Ein Zeichen wie ein Fanal.
    Denn nun war er auch der andere, und der andere war er. Da war die Prophezeiung in Erfüllung gegangen.
    Nach dieser Erkenntnis drehte er sich auf der Stelle um. Wieder sehr langsam und schwerfällig. Er mußte zunächst ein Bein heben, danach das andere, übersah die Kante der ersten Stufe und kugelte die Treppe nach unten.
    Ein Mensch hätte geschrieen, Boris tat es nicht. Er schlug zwar mehrmals auf, aber sein Körper war weich geworden. Er bewegte sich unter der Kleidung wie ein gewaltiger Schleimklumpen, und Schmerzen spürte er schon lange nicht mehr.
    Mehr rutschend als rollend erreichte der Maler das Ende der Treppe und blieb dort flach auf dem Boden liegen. Sein veränderter Körper zuckte im Rhythmus seiner keuchenden Atemstöße unter der Kleidung. Noch hatte er sich nicht völlig verwandelt. Es war noch etwas Menschliches in ihm zurückgeblieben, auch wenn er weder Arme noch Hände hatte und ihm dafür Tentakel gewachsen waren.
    Mit dem Gesicht war Beckmann ebenfalls aufgeschlagen, aber sein Gehirn funktionierte noch. Es reagierte wie ein Empfänger, der darauf programmiert war, Botschaften aufzunehmen. Bei ihm verhielt es sich so.
    Er hörte die Botschaft, aber er wußte nicht, woher sie kam. Er mußte ihr gehorchen, denn diesen Lockungen konnte er einfach nicht widerstehen.
    Und so wuchtete er sich mühsam wieder in die Höhe und schaffte es auch, auf seinen weichen, tentakelähnlichen Beinen stehenzubleiben.
    Sein Gesicht war ebenfalls nicht mehr das gleiche. Die Haut hatte sich verwandelt. Sie war grau geworden, sehr weich, sah aus wie flüssiger Beton. Die Augen schwammen in dieser sich ständig bewegenden Masse, ohne daß er sie hätte stoppen können. So veränderte sich auch sein Blickwinkel, und er konnte weiter nach rechts oder links sehen, als es sonst der Fall war. Selbst der Kopf bewegte sich anders. Beckmann hatte den Eindruck, als könnte er ihn so weit umdrehen, daß sich sein Gesicht schließlich auf dem Rücken befand.
    Alles war anders geworden, doch er war deshalb nicht untröstlich. Er wußte jetzt, daß es sein Schicksal war. Ein jeder hatte den Packen zu tragen, und da machte auch er keine Ausnahme.
    Die Tür war für ihn wichtig. Sie führte ihn aus dem Haus. Durch sie konnte er den Weg ins Freie nehmen und dorthin gehen, wo man ihn erwartete.
    Beckmann tappte vor. Als er die Tür öffnete, spürte er die Kälte. Sie machte ihm nichts aus. Er zog sich nichts über und schaute in seinen Vorgarten.
    Die Helligkeit des Tages zog sich zurück. Ein großer Vorteil, so konnte er den Schutz der Dämmerung und später den der Nacht ausnutzen.
    Tappend und sich dabei unförmig bewegend schob sich Boris Beckmann über die Schwelle seines Hauses. Er hielt sich nicht lange im Vorgarten auf. Als er sah, daß er vom Gehsteig und von der Straße her nicht beobachtet wurde, setzte er seinen Weg fort. Er umrundete sein Haus, denn sein Ziel lag an der Wattseite, und das konnte er durch den hinteren Garten gehend besser erreichen.
    Er ließ alles zurück. Es machte ihm nichts aus, obwohl er wußte, daß er nicht mehr zurückkehren würde. Diese Episode lag nun hinter ihm. Er war bereit, in sein neues Leben und damit auch in seine neue Existenz zu treten…
    ***
    Keitum war leer. Keitum war kalt, und mir kam der kleine Ort nicht mehr so romantisch vor, was nichts mit ihm selbst zu tun hatte, sondern mit den Umständen und Gegebenheiten, die für uns sehr gefährlich werden konnten.
    Wir würden dem eigentlichen Grund endlich gegenüberstehen. Wir würden ihn sehen. Wir warteten auf das Monstrum.
    Wir lauerten auf diesen Kraken, aber wir wollten auch versuchen, den Maler Beckmann aus seiner Lage zu befreien.
    Viel Hoffnung hatte ich nicht. Sollte er sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher