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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm
Autoren: authors_sort
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den Augen, in der Nase und glitt mir schlüpfrig durch die Finger. Die Schwerkraft löste meinen Griff und drückte wie ein Hoch-G-Manöver auf meine Brust, sodass ich wieder im Gel versank. Mein Körper kämpfte verzweifelt gegen die Enge des Tanks. Schwimmgel? Ich ertrank!
    Unvermittelt wurde mein Arm mit starkem Griff gepackt, und jemand zog mich in eine aufrechte Position. Ich hustete. Erst zu diesem Zeitpunkt stellte ich fest, dass meine Brust unverletzt war, dann wischte mir jemand mit einem Tuch das Gesicht ab, sodass ich wieder sehen konnte. Ich beschloss, mir dieses Vergnügen für später aufzuheben, und konzentrierte mich darauf, den Inhalt des Tanks aus Nase und Kehle zu befördern. Etwa eine halbe Minute lang blieb ich mit gesenktem Kopf sitzen, hustete das Gel aus und versuchte das Rätsel zu lösen, warum sich alles so extrem schwer anfühlte.
    »So viel zum Sinn des Trainings.« Es war eine raue männliche Stimme, genau das, was man vom Personal einer Strafvollzugsanstalt erwarten würde. »Was hat man Ihnen bei den Envoys beigebracht, Kovacs?«
    In diesem Moment wurde mir alles klar. Auf Harlans Welt war Kovacs ein durchaus geläufiger Name. Jeder wusste, wie man ihn aussprach. Dieser Kerl wusste es nicht. Er benutzte eine gedehntere Variante des Amenglischen, als sie auf Harlans Welt in Gebrauch war, trotzdem klang der Name entstellt, zumal der Schlusslaut ein hartes »ks« statt des slawischen »tsch« war.
    Und alles war viel zu schwer.
    Die Erkenntnis drang durch meine benebelte Wahrnehmung wie ein Ziegelstein, der durch eine reifbedeckte Fensterscheibe schlug.
    Irgendwann im Verlauf der Geschichte hatte man Takeshi Kovacs (d. I.) auf einen anderen Planeten transferiert. Und da Harlans Welt die einzige bewohnbare Biosphäre im Glimmer-System darstellte, ergab sich daraus die Schlussfolgerung eines Needlecasts in stellaren Dimensionen…
    Nur wohin?
    Ich blickte auf. Von der Betondecke kam das grelle Licht darin eingelassener Neonröhren. Ich saß in einem aufgeklappten Zylinder aus mattem Metall und sah aus wie ein altertümlicher Flugzeugpilot, der vergessen hatte, sich etwas anzuziehen, bevor er in seinen Doppeldecker gestiegen war. Der Zylinder stand mit etwa zwanzig weiteren an der Wand aufgereiht, gegenüber einer schweren verschlossenen Stahltür. Die Luft war kühl, die Wände hatten keinen Anstrich. Auf Harlans Welt, das musste man den Leuten lassen, waren zumindest die Resleevingräume in beruhigenden Pastellfarben gehalten, und das Personal verhielt sich freundlich. Schließlich hatte man seine Schuld gegenüber der Gesellschaft beglichen. Das Mindeste, was man erwarten konnte, war ein netter Start in ein neues Leben.
    »Nett« gehörte jedoch nicht zu den Attributen des Kerls, der vor mir stand. Er war etwa zwei Meter groß und machte den Eindruck, als hätte er seinen Lebensunterhalt damit verdient, gegen Sumpfpanther zu kämpfen, bevor er sich für eine andere Berufslaufbahn entschieden hatte. Die Muskulatur wölbte sich wie ein Hornpanzer über Brust und Arme, der Kopf war kahl rasiert, und eine lange Narbe zuckte wie ein Blitz über den Schädel und schlug in das linke Ohr ein. Er trug ein weites, schwarzes Gewand mit Schulterstücken und einem Disketten-Logo auf der Brust. Seine Augen passten zur Kleidung und beobachteten mich mit stählerner Ruhe. Nachdem er mir geholfen hatte, mich aufzusetzen, war er bis auf Griffweite zurückgewichen, als würde es exakt so in den Vorschriften stehen. Diesen Job machte er schon seit längerer Zeit.
    Ich hielt mir ein Nasenloch zu und beförderte schnaubend die Reste des Gels aus dem anderen.
    »Würden Sie mir verraten, wo ich bin? Mich über meine Rechte aufklären oder etwas in der Art?«
    »Kovacs, im Augenblick haben Sie überhaupt keine Rechte.«
    Ich blickte auf und sah, dass sich sein Gesicht zu einem grimmigen Lächeln verzogen hatte. Ich reagierte mit einem Achselzucken und säuberte die rechte Nasenhöhle.
    »Würden Sie mir trotzdem verraten, wo ich bin?«
    Er zögerte einen Moment, blickte zur Neonstaffel in der Decke auf, als müsste er sich noch einmal der Informationen vergewissern, bevor er sie weitergab, dann erwiderte er mein Schulterzucken.
    »Klar. Warum nicht? Sie sind in Bay City, Kumpel. Bay City auf der Erde.« Dann stellte sich wieder sein Grimassenlächeln ein. »Der Heimat der Menschheit. Genießen Sie Ihren Aufenthalt auf der ältesten aller zivilisierten Welten. Tätäräh!«
    »An Ihnen ist ein Entertainer
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