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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium
Autoren: Jason Dark
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das nur?
    Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Es steckte ein System dahinter, das stand für mich fest. Dieses Gewitter an Blitzen war nicht normal. Es glich schon einer über den Himmel jagenden Horrorlandschaft, als wollte es alles zerstören.
    Mein normaler Menschenverstand sagte mir, daß die Blitze eingeschlagen sein mußten. Ich rechnete mit Bränden an verschiedenen Stellen des Ortes, aber kein Flammenschein tauchte den Himmel in ein bedrohliches Rot. Er blieb so, wie er war, nur gespalten und aufgerissen durch das geisterhaft bleiche Muster.
    Damit kam ich nicht zurecht.
    Meine Müdigkeit blieb, allerdings nicht mehr so stark. Ich war wieder in der Lage, mich zu bewegen, es bedurfte dafür allerdings die doppelte Kraftaufwendung. Es fiel nicht ein Tropfen Regen, was weiterhin zu der Abnormalität dieses Vorgangs beitrug.
    Ich zermarterte mir den Kopf nach einer Erklärung, fand keine.
    Zumindest keine natürliche, dafür brachte mich die leichte Erwärmumg meines Kreuzes auf eine andere Idee.
    Magie?!
    Waren es tatsächlich übersinnliche und übernatürliche Kräfte, die sich über dem Ort austobten? Es war nur ein Verdacht, doch ich wies ihn auf keinen Fall von mir.
    Vielleicht reagierten andere Menschen nicht so wie ich. Bei mir jedenfalls siegten der Verstand und der Wille über die Lethargie, und ich kümmerte mich um meine nächste Umgebung, weil ich sehen wollte, wie die Tiere auf dieses Blitzgewitter reagierten.
    Sie standen auf der Stelle. Da rührte sich kein einziges Schaf, und mit dem Hund war das gleiche geschehen. Auch ihn hatte diese unnatürliche Starrheit befallen. Er tat nichts und schaute ausschließlich in eine Richtung, als hätte man ihn dazu gezwungen.
    Dem Schäfer erging es ähnlich. Er wirkte wie eine Statue, die jemand auf den Hang gestellt hatte. Den Kopf hatte er in den Nacken gelegt, sein Blick galt einzig und allein dem auf unerklärliche Art und Weise veränderten Himmel.
    Wie ging es weiter, wie endete es?
    Bei mir hatte ich bereits eine Veränderung gespürt. Da ich nicht allein auf dieser Welt herumlief, würde die Veränderung sicherlich auch die anderen Individuen erfaßt haben, das heißt, die Schafe, den Hund und ihren Herrn.
    Ich wartete.
    Inzwischen hatte sich der kalte Schweiß auf meine Haut gelegt. Mit beiden Händen umfaßte ich das Lenkrad, als könnte es mir eine besondere Stütze in diesen ungewöhnlichen Minuten geben.
    Der Himmel gab auch weiterhin den fahlen Glanz zurück. Zwar blieben die Blitze weiterhin auf ein bestimmtes Zentrum konzentriert, aber ihr Widerschein drang auch als Schleier in die etwas entferntere Dunkelheit hinein und breitete sich dort wolkenartig aus.
    Ich hatte mein Gefühl für Zeit verloren, deshalb wußte ich nicht, wie lange dieses ›Unwetter‹ anhielt. Plötzlich war es vorbei!
    Sehr genau konnte ich beobachten, wie die Blitze zusammensanken, als hätte sich eine gewaltige Hand über die Zone gestülpt. Es gab sie nicht mehr, nur noch den dunklen Himmel mit seinen Variationen aus Dunkel und fahlem Licht.
    Im ersten Augenblick kam mir die Finsternis bedrohlich vor, und ebenfalls die Stille. In meiner Umgebung bewegte sich nichts. Ich hatte den Motor ausgeschaltet, das Licht der Scheinwerfer gelöscht, hörte nur den eigenen Atem.
    Wie ging es weiter?
    Ich löste meine Hände vom Lenkrad. Noch immer war ich nicht auf dem Damm. Ich fühlte mich matt, schwerfällig, sowohl körperlich als auch geistig. Das Land war wieder in tiefe Dunkelheit oder Trauer versunken, aber ich stellte doch fest, daß sich die Luft verändert hatte. Sie schmeckte anders. Beim Einatmen legte sie sich scharf auf meine Zunge. Ein bitterer Geschmack blieb zurück. Trotzdem hatte ich das Gefühl, sie sei gereinigt worden.
    Wind wehte kaum. Die Schafe standen noch immer wie eine Mauer um meinen Wagen herum. Irgendwann mußte ich weiterfahren, ich wollte nicht inmitten der Herde übernachten.
    Meine Hand näherte sich dem Zündschlüssel, als sich der Schäfer bewegte. Er drehte sich auf dem Hang stehend zu mir um. Schräg schaute er in den Rover hinein.
    Ich startete nicht, denn ich spürte genau, daß der Mann etwas von mir wollte.
    Zuerst nickte er. Dann setzte er sich in Bewegung. Mit kleinen Schritten kam auf meinen Wagen zu und trieb die ihm dabei im Wege stehenden Schafe mit leichten Stockschlägen zur Seite, damit er freie Bahn hatte.
    Als hoher Schatten tauchte er neben dem Rover auf. Er bückte sich.
    Sein Gesicht befand sich in Höhe der Scheibe.
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