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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium
Autoren: Jason Dark
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Ich kurbelte sie wieder weiter nach unten.
    Wir schauten uns an.
    Für mich war es ein fremdes Gesicht, ihm mußte es mit mir ebenso ergehen. Dennoch sah ich in seinen Augen einen mich störenden Ausdruck. Der Schäfer starrte mich an, als würde er mich hassen. Er trug einen dichten Bart, ebenso dunkel wie seine Augen, und der Mund war in dem Haargestrüpp kaum zu erkennen.
    Ja, er haßte mich!
    Ich begriff es nicht und wollte schon fragen, was ich ihm getan hatte, als er sich aufrichtete. Sein Stock machte die Bewegung mit, so lange, bis das untere Ende gegen die Scheibe wies.
    Dann stieß er zu.
    Im letzten Augenblick hatte ich seine Absicht erkannt und das Fenster noch höher gekurbelt. Der Stock erwischte die Lücke nicht, er stieß gegen das Glas. Es war widerstandsfähig genug und hielt dem Stock stand.
    Der Schäfer aber drehte durch.
    Er schlug auf das Autodach. Ich hörte die Treffer wie dumpfe Donnerschläge. Kaum hatte er sich bewegt, da verloren auch die Schafe und der Hund ihre Starre.
    Ich hörte das scharfe Bellen. Es überklang noch das Blöken der harmlosen Tiere, die auf einmal nicht mehr so harmlos waren und gegen meinen Rover drängten.
    Ihre Körper schlugen dumpf gegen die Karosserie. Die gereckten Köpfe tauchten hinter den Seitenscheiben auf. In den Augen der Tiere las ich den gleichen Ausdruck wie in denen des Schäfers.
    Das war der reinste Haß!
    Mir wurde klar, daß die Schafe etwas von mir wollten. So groß der Rover auch sein mochte, irgendwann mußte er vor der Gewalt dieser Tiere einfach kapitulieren, und dann saß ich in der Klemme.
    Auch der Schäfer machte weiter. Er hatte seinen Platz gewechselt und trommelte wütend gegen den Kofferraum.
    Damit nicht genug.
    Der Hund huschte heran!
    Ich sah es, als ich durch die Frontscheibe schaute. Er hatte noch Platz, dann aber erreichte er den äußeren Rand der Schafherde, was ihn überhaupt nicht störte. Kraftvoll stieß er sich ab und riß sein breites Maul auf, als wollte er bellen. Er sprang genau auf den Wagen zu, aber er würde es nicht schaffen, ihn schon beim ersten Sprung zu erreichen.
    Dazu mußte er noch einmal auf den Boden, da aber standen die Schafe dicht an dicht.
    Er fiel. Wie eine mit Fell bezogene Bombe landete er zwischen den Körpern. Er riß die Lücke, fand wieder Kontakt mit dem Untergrund, war aber zu stark eingekeilt, um einen erneuten Sprung zu versuchen, und ich bekam eine Galgenfrist.
    Es geschah alles in kürzester Zeit. Am Heck des Fahrzeugs trommelte der Schäfer noch immer auf den Wagen ein. Er war wie von Sinnen. Er hatte sich verändert, und auch ich spürte die Veränderung, wenn auch abgeschwächt und in anderer Form.
    Ich wartete nicht, bis sich der tollwütig gewordene Hund aus der Schafherde erhoben hatte.
    Der Zündschlüssel drehte sich. Hoffentlich sprang der Wagen an.
    Es klappte!
    Ich jubelte innerlich.
    Auch die den Rover umstehenden Schafe hatten bemerkt, was ich wollte. Sie drängten sich noch dichter zusammen, sie wuchteten ihre Körper so gut wie möglich gegen den Wagen, um ihn einzubeulen und mich an einer Fahrt zu hindern.
    Auch ich bekam die Stöße mit. Die Vibrationen schüttelten mich durch.
    Ich biß die Zähne zusammen.
    Rücksicht konnte ich nicht mehr nehmen. Ich mußte durch. Gas!
    Der Rover tat seine Pflicht. Er rammte nach vorn. Ich hörte die Hinterreifen, wie sie über die Teerdecke jaulten, als wollten sie sich darin festfressen.
    Der Rover fuhr. Der Kühlergrill räumte die ersten Tiere zur Seite. Für mich sah es aus, als wären sie in die Höhe gesprungen, wobei sie sich im Sprung drehten und dann mit verklemmten Läufen wieder den Erdboden berührten.
    Da war noch der Hund.
    Sein scharfes Jaulen mischte sich in das Schreien des Schäfers. Im Innenspiegel sah ich, wie er die Verfolgung aufnahm und immer wieder mit seinem Stock zudrosch, obwohl er das Fahrzeug nicht traf, dafür mehr die Rücken seiner Schafe.
    Ich sah den Hund.
    Er hatte es geschafft.
    Ich riß das Lenkrad nach rechts, weil ich Angst hatte, daß der aufprallende Körper die Windschutzscheibe zerstörte und mir der Köter in seinem Blutrausch an die Kehle ging.
    Es war schwer, den Wagen zu lenken. Die Schafe glichen Selbstmordkandidaten, die sich mir in den Weg stellten, vor der Kraft des Fahrzeugs aber kapitulieren mußten.
    Der Hund war da.
    Er rammte den Rover.
    Allerdings nicht auf der Mitte der Kühlerhaube, wie ich befürchtet hatte, sondern an der linken Seite. Er rutschte noch auf die Scheibe zu,
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