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Das Traumprinzen Casting

Das Traumprinzen Casting

Titel: Das Traumprinzen Casting
Autoren: Jasmin Wollesen
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bricht. Ich fange an zu schluchzen: „Warum passiert so was
immer nur mir?“
„Oh!“, macht Olgér nur. „Ich komme sofort! Wo bist du denn gerade?“
„Buhuhu, Buhuuus!“, schluchze ich immer lauter.
    „ Schätzelein, ich verstehe dich gar nicht, wenn du so weinst! Wo bist du?“
„Buhuuhuus, Haltestelle. Bei meinen Eltern in der Straße“, schniefe ich.
„Ich bin in zehn Minuten da!“, meint Olgér.

Da sitze ich nun. Wie bestellt und nicht abgeholt. Trübsinnig blicke ich auf mein Handy. Ich rufe meine Mails ab. Keine neuen Nachrichten. Ich verstehe das einfach nicht. Warum meldet sich Sven nicht. Ich wähle seine Festnetznummer. Freizeichen. Aber keiner geht ran. Ich wähle seine Handynummer.
    „ Der gewünschte Gesprächspartner ist zur Zeit nicht erreichbar!“
Ich muss wissen, was los ist. Ich werde Olgér bitten mit mir bei Sven vorbei zu fahren. Vielleicht ist ihm wirklich etwas passiert.
Ich versuche mich abzulenken und gehe auf meinen Facebook Account.
Du bist eingeladen in die Gruppe „High Heels in Action“ Facebook Gruppe, gegründet von „Olgér“ . Das ist typisch Olgér. Ich sehe mir die Beiträge an und muss trotz meines momentanen Elends schmunzeln.
Olgér hat Fotos von sich und seinen High Heels in den unmöglichsten Situationen gepostet. Auf dem einen Bild fährt er mit lilafarbenen High Heels Einrad. Ich trete der Gruppe bei und nehme mir vor, mit meinen eigenen High Heels auch etwas Lustiges auszuprobieren und es dann zu posten.

„Huhu, Schätzelein! Dein Bus ist daaa!“ Olgér lässt seine pinkfarbene Knutschkugel mit quietschenden Reifen vor der Bushaltestelle zum Stehen kommen. Eigentlich mag ich die Automarke. Olgér fährt einen Fiat 500. Allerdings in einer Special Olgér Edition. Der beige Farbton des Autos war ihm zu langweilig. Also hat er es umlackieren lassen. In ein knalliges Pink mit silbernen Herzen, die in der Sonne glitzern. Diva, so heißt sein Auto, denn Olgér besteht darauf, dass Autos auch Seelen haben. Olgér beugt sich vor und ruft durch das geöffnete Fenster: „Steig ein Liebelein. Also weißt du, dieser Sven kam mir gleich komisch vor. Der war einfach too much!“
'Too much', ist Olgérs Lieblingsspruch. Er benutzt ihn sooft es geht. Ob angebracht oder nicht. In diesem speziellen Fall meint er mit 'Too much' wohl, dass Sven einfach zu perfekt war. Zu gut aussehend, zu sportlich, zu …
„Lola, was ist? Willst du nicht einsteigen?“
Ich schnappe meine Tasche, öffne die Beifahrertüre und lasse mich auf den Sitz plumpsen.
„Schätzelein, du gefällst mir gar nicht. Du bist ja ganz blass!“ Mitfühlend tätschelt Olgér meinen Arm. In der nächsten Sekunde hat er mein Elend aber schon vergessen und plappert: „Hast du eigentlich gesehen, dass ich eine neue Facebook Gruppe gegründet habe?“
„Hmm“, murmele ich, „tolle Idee. Bin schon Mitglied!“
„Hach, das ist gut! Ich spüre, dass das eine neue Kultsportart wird – High Heels in Action, famos! So, wo wollen wir denn nun hin? Sollen wir ins Rockefeller gehen ?“
    Das Rockefeller ist unser Lieblingscafé. Schon so manchen Nachmittag und auch Abend habe ich dort mit meinen Freunden verbracht. Im Rockefeller gibt es die leckersten Torten der ganzen Stadt in allen erdenklichen Formen und Farben und die Einrichtung ist so schön quietschig bunt. Eine Mischung aus Barbie Chic und 1001 Nacht. Eigentlich bin ich immer für einen Besuch im Rockefeller zu haben. Aber heute ist mir nicht danach. Selbst auf meine Lieblingstorte, Himbeer-Champagner-Sahne, habe ich keine Lust. Ich will wissen, warum Sven nicht gekommen ist und warum er nicht ans Telefon geht.
    „ Olgér, kannst du mich zu Svens Wohnung fahren? Ich will wissen, was los ist!“
    „ Meinst du, dass das eine gute Idee ist?“, fragt Olgér. „Ich finde, das war too much! Du solltest ihm nicht hinterher laufen, Liebelein!“
„Aber fragen, warum er nicht gekommen ist, will ich ihn. Fahr mich einfach hin!“
„Na gut, wenn du meinst!“, Olgér zuckt mit den Achseln und startet sein Auto.
 
    Während der Fahrt zu Svens Wohnung redet Olgér unentwegt. Er schwärmt von seinen neusten High Heels, mit denen er, wie ich zu meinem Erschrecken feststelle, auch gerade Auto fährt. Und er erzählt, wie ihm die Idee mit der neuen Facebook Gruppe kam. Ich höre nur mit halbem Ohr zu und mache zwischendurch „Hmm, hmm!“
Meine Gedanken sind bei Sven und dabei, was ich ihm alles sagen will.
Nach fünfzehn Minuten Fahrt
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