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Das Tor nach Andoran (German Edition)

Das Tor nach Andoran (German Edition)

Titel: Das Tor nach Andoran (German Edition)
Autoren: Hubert Mergili
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Woche nach der Ankunft der Blutsauger in der Wüstenstadt Na-Talim ein.
    Na-Talim eine unbedeutende Stadt lag am Rande der großen Salzwüste, deren Lehmgebäude sich unter der unerträglichen Hitze der alles versengenden Sonne dicht gedrängt zusammen quetschten. Argwöhnisch folgten Gandulf die Blicke der Bewohner, die sich Najim nannten, als er die einzige Straße die durch die Stadt führte ritt und vor einer kleinen Herberge abstieg. Nachdem Gandulf sein Pferd versorgt wusste, machte er sich vorsichtig daran die Wesen aus der anderen Welt zu suchen, stieß bei den Bewohnern aber auf eine Mauer des Schweigens.
    Der Wirt der Herberge, ein mürrischer alter Mann, der keinen Hehl aus seiner Abneigung Gandulf gegenüber machte, knurrte auf jede Frage, die Gandulf ihm stellte, stets ein undeutliches, »keine Ahnung«.
    Gandulf wusste, dass sich das Wesen in der Nähe aufhalten musste, weil er ganz schwach seine Schwingungen empfing.
    Undeutlich und verschwommen so kamen sie bei ihm an, als wolle das Wesen nicht, dass es entdeckt werden konnte. Gandulf kam zu der Überzeugung, hier ein vernunftbegabtes Wesen zu suchen, das sich vor ihm verbarg.
    * Warum zeigte sich das Wesen nicht, oder besser gefragt, was führte es im Schilde? * Um das herauszufinden, benötigte er Hilfe, aber er wusste nicht, woher die kommen sollte, bis ihm eines Tages der Zufall zu Hilfe kam. Oft genug bekam Gandulf zu hören: Er solle verschwinden und sich um seine Sachen kümmern und nicht die Nase in fremde Angelegenheiten stecken. Die Najim wollten niemanden der herumschnüffelte und Staub aufwirbelte.
    Eines Nachts, Gandulf lag im Bett seiner Herberge und versuchte zu schlafen, als ihn ein leises Geräusch aufmerksam werden ließ. Aus halb geöffneten Augen beobachtete er einen Schatten, der fast lautlos durch das Fenster gekrochen kam. Nur das leise schabende Geräusch seiner Kleidung hatte ihn verraten. Vorsichtig näherte sich der Schatten seinem Sattel in der Ecke des Raumes und machte sich an den Taschen zu schaffen.
    Dieser dreiste Dieb versuchte tatsächlich, ihn auszurauben. Unwillkürlich spannte Gandulf seine Muskeln und wartete auf einen günstigen Augenblick. Als sich der Dieb wieder zum Fenster begab und ihm den Rücken zudrehte, sprang Gandulf vom Bett auf und den Dieb an. »Hab ich dich du Halunke,« rief er aufgebracht und krallte sich mit festem Griff in dessen Kleidung fest. Zu seiner Verwunderung hatte Gandulf einen halb verhungerten hageren Jungen gepackt, der sofort zu schreien begann und sich loszureißen versuchte. »Loslassen … Hilfe … Hilfe.«
    Gandulf packte etwas härter zu und schüttelte den Dieb durch. Er hielt den Jungen mit eisernem Griff fest, und als der noch immer zappelte und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien sagte Gandulf ruhig. »Ich kann dich auch zu den Wachen schleppen, wenn dir das lieber ist.«
    Sofort verstummte der Junge. »So ist es schon besser,« stellte Gandulf zufrieden fest und lockerte seinen Griff, ohne loszulassen. Er drehte den Jungen herum, um sich dessen Gesicht im Mondschein, der durchs Fenster fiel, genauer zu betrachten. Gandulf blickte in ein schmales von Dreck verschmiertes Gesicht, aus dem ihn zwei dunkle glänzende Augen trotzig ansahen.
    Im fahlen Licht, das durchs Fenster fiel, erkannte Gandulf, dass der Dieb vielleicht zehn oder zwölf Jahre sein mochte und einen verwahrlosten Eindruck machte. Der Junge war spindeldürr und sicher hatte er in der letzten Zeit nichts Richtiges zu essen bekommen. Eine Idee nahm in Gandulf Gehirn Gestalt an und er sagte zu dem Jungen, der ihn mit bockigem Gesichtsausdruck musterte.
    »Hör zu junger Mann. Willst du für mich arbeiten? Du kannst dir bei mir etwas verdienen, damit du nicht mehr bei fremden Leuten durch die Fenster steigen musst, um sie zu bestehlen.«
    Plötzlich tat ihm der Junge leid der ihn sichtlich verwirrt und misstrauisch anblickte. Mit dieser Wendung hatte er bestimmt nicht gerechnet. Ungläubig sah der kleine Dieb Gandulf an und fragte mit verhaltener Stimme.
    »Was muss ich dafür tun?«
    Gandulf lachte gedämpft und meinte. »Nicht viel, du sollst nur Augen und Ohren für mich offenhalten. Berichte mir einfach von den ungewöhnlichen Vorgängen, die sich in letzter Zeit in eurer Stadt ereignet haben, oder noch geschehen werden.« Es dauerte nicht lange, bis der Junge mit dem Namen Harun zu ihm Vertrauen fasste. Die Aussicht auf geregelte Mahlzeiten und etwas Geld überzeugten Harun für Gandulf zu arbeiten.
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