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Das Tier

Das Tier

Titel: Das Tier
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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und trat an das Fenster. Es gewährte ihm einen Blick zwei Stockwerke tiefer auf eine karge grüne Rasenfläche, die von einem hohen, sehr hohen Zaun umgeben war. Mitten auf dem Rasen saß ein alter Mann mit wirren Haaren, der Bauklötzchen übereinander türmte. Neben ihm stand ein Schrank von einem Mann, glatzköpfig und in der typischen Kluft eines Krankenpflegers, und starrte auf den Alten nieder.
    „Irrenanstalt …“ Kiros blieb der Mund offen stehen. Erst als er spürte, wie ihm ein Speichelfaden über das Kinn lief, klappte er ihn eilig wieder zu. Langsam wandte er sich um und betrachtete nochmals seine kleine Zelle. Nein, es war kein schlechter Traum. Dann eilte er zu der Tür und trat wuchtig dagegen.
    „Hallo? Ist da jemand? Aufmachen! Sofort aufmachen!“
    Etwa eine halbe Stunde lang musste er toben und schreien, bis sich die Klappe in der Tür öffnete. Zwei Augenpaare musterten ihn, als wäre er ein Käfer in einem Einmachglas.
    „He Sie! Sperren Sie mal Ihre Ohren auf: Sie müssen mich raus lassen. Ich gehöre hier nicht hin“, redete Kiros hastig los. „Das alles ist ein Missverständnis.“ Sein aufgebrachtes Geschrei wurde völlig ignoriert.
    „Das ist Kiros Goldfinkenallee“, hörte er eine Stimme sagen. „Er zählt zu den Perversen unserer Klinik. Der Arzt, der ihn einweisen ließ, erklärte, dass sich Kiros sexuell erregt, indem er Operationen an unsedierten Personen durchführt.“
    „Lüge!“, kreischte Kiros voller Schrecken. „Alles Lüge! Ich bin …“
    „Wir haben in seinem Keller einen Operationsraum gefunden. Dazu allerlei medizinisches Gerät und äußerst erschreckende Notizen über seine abartige Veranlagung.“
    „… Wissenschaftler. Ich forsche!“
    „In einem Versteck haben wir zusammen mit Doktor Lerome Dutzende in Formalin eingelegte Körperteile gefunden, darunter etliche Genitalien und auch Hirne. Eine äußerst makabere Sammlung, die den Eindruck eines erkrankten Menschenverstandes dramatisch verstärkt.“
„ICH BIN WISSENSCHAFTLER!“
    „Mein lieber Tello, ich glaube, wir sollten den Patienten lieber ruhig stellen, ehe ihm vor Wut eine Ader platzt.“
    Kiros wurde still, weil nun das Geräusch eines sich im Schloss drehenden Schlüssels ertönte. Danach wurden scheinbar mehrere Riegel beiseite geschoben und endlich öffnete sich die Tür. Zwei weißbekittelte Männer standen vor ihm. Der Linke hatte in seiner Brusttasche ein Stethoskop stecken und eine goldene Brille auf der Nase. Der Rechte dagegen schien der Zwillingsbruder von dem Pfleger unten auf dem Rasen zu sein. Er zog ein grimmiges Gesicht, das wunderbar zu seinen schwellenden Armmuskeln passte. In seinen Fingern hielt er eine Spritze.
    „Bitte, hören Sie mir einen Moment zu“, flehte Kiros und wich vor dem Muskelmann zurück. „Ich bin Wissenschaftler, quasi ein Berufskollege. Meine Forschung dient der Menschheit. Fragen Sie Herrn Crimson, der kann es Ihnen bestätigen.“
    „Ich bedaure Ihnen mitteilen zu müssen, dass Herr Crimson von uns gegangen ist“, sagte der Arzt mit sanfter Stimme. „Setzen Sie sich auf Ihr Bett, Herr Kiros. Die Spritze tut auch gar nicht weh und danach geht es Ihnen gleich viel besser. Diese Aufregung tut Ihnen überhaupt nicht gut.“
    Kiros taumelte vor Entsetzen. Crimson war tot? Ja, aber was sollte nun aus ihm werden? Wer konnte ihm noch helfen?
    „Ich bin nicht irre“, stammelte er. „Ich bin NICHT IRRE!“
    „Das behauptet auch niemand“, entgegnete der Arzt mit einem freundlichen Lächeln. „Allerdings sind Sie ein kranker Mann. Und wir werden uns bemühen, Ihnen zu helfen.“
    Es piekste furchtbar, als der Pfleger ihm mit der Spritze in den Hals stach. Kurz darauf sackte Kiros an der Wand zusammen. Erstaunlich! Plötzlich sah die Welt so … bunt aus.

Seine Hände glitten sanft über Cyrians weiche Haut, gefolgt von seinen Lippen. Seit Stunden vergnügte er sich bereits damit, diesen anbetungswürdigen Körper zu verwöhnen, genau, wie er es seinem Liebsten versprochen hatte. Langsam und zärtlich. Immer wieder berührte er sacht die Stelle an Cyrians Oberschenkel, wo zuvor das Brandmal gesessen hatte. Sein Engel hatte mit zusammengebissenen Zähnen und einem Skalpell aus Doktor Leromes Fundus diese Hautpartie herausgeschnitten und zugesehen, wie sie anschließend binnen weniger Minuten narbenfrei verheilt war – ohne Brandmal. Sie hatten mit Lerome, Melva und Marwin zu Abend gegessen, ihre Gesellschaft genossen, so wenig wie möglich über das
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