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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth
Autoren: John Saul
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wesentlich einfacheren Auftrag, den Direktor anzurufen, und machte sich zum zweiten Mal an diesem Abend auf den Weg zum Lehrerzimmer. Und als er an dem klebrigen Fleck auf der Treppe vorbeikam, ermahnte er sich noch einmal, dass er ja nicht vergessen durfte, das wegzuputzen, bevor er nach Hause ging.
    Die Krakeleien an den Spinden mussten noch warten.

6
    Bruder Francis bahnte sich sichtlich nervös den Weg durch den Bostoner Verkehr, während Pater Sebastian schweigend aus dem Seitenfenster schaute.
    »Kips Eltern wohnen in Newton«, bemerkte Bruder Francis, in erster Linie, um das unangenehme Schweigen zu brechen. »Das liegt im Westen der Stadt, aber nicht sehr weit draußen.«
    Schließlich wandte sich Pater Sebastian ihm zu und lächelte dabei ein wenig, und da verstand Francis, warum die Schüler - zumindest die Mädchen - ihn so sehr mochten. Sein Gesichtsausdruck hatte etwas Freundliches und zugleich Intensives, eine Mischung, die jedem, der mit ihm sprach, das Gefühl gab, dass der Pater ihm nicht nur ganz genau zuhörte, sondern sich auch sehr gut in sein Gegenüber einfühlen konnte. Sein attraktives Äußeres, der südländische Teint, die dunklen Augen und das dichte, pechschwarze Haar ließen nicht unbedingt auf einen Priester schließen. Er hätte ebenso gut Arzt oder ein Filmstar sein können, obwohl er sich seiner Wirkung auf andere Menschen so wenig bewusst zu sein schien, dass Bruder Francis zu der Überzeugung gelangte, dass er niemals auch nur einen Gedanken an sein Aussehen verschwendet hatte.
    »Kein Problem«, erwiderte Pater Sebastian. »Ich kann nicht behaupten, dass ich mich auf dieses Gespräch mehr freue als Sie. Irgendeine Ahnung, was die Adamsons für Leute sind?«
    Bruder Francis passierte die Mautschranke, fand die Centre Street und fuhr Richtung Süden. »Ich habe sie nie
kennengelernt, aber einen Blick in Kips Akte geworfen, ehe wir aufgebrochen sind.«
    »Ich auch«, seufzte Pater Sebastian. »Aber da stand mehr über Kip drin als über die Eltern. Andererseits habe ich auch nichts Negatives über seine Familie herauslesen können, weshalb ich vermute, dass unsere Hauptaufgabe darin besteht, herauszufinden, ob die Eltern etwas von Kip gehört haben, ohne sie dabei zu sehr aufzuregen.«
    »Na ja, es ist schließlich ihr Sohn«, sagte Bruder Francis und bog links in die Beacon Street ab. »Er ist abgängig - und sie werden sich selbstverständlich aufregen.« An der nächsten Ecke bog er rechts in die Greenlawn Avenue ab und begann, nach der Hausnummer zu suchen. »Hier ist es«, sagte er und brachte den Wagen vor einem unscheinbaren Einfamilienhaus zum Stehen, das ihm auch nicht mehr über die Adamsons verriet als die Schülerakte. Er stellte den Motor ab.
    »So Gott will«, sagte Pater Sebastian, »finden wir heraus, wo Kip steckt.«
    »So Gott will«, wiederholte Francis seufzend.
    Sie stiegen gemeinsam aus und gingen zur Haustür. Pater Sebastian klingelte. Kurz darauf wurde ihnen die Tür von einem Mann mittleren Alters in einem weißen Polyesterhemd und einem etwas fleckigen Schlips geöffnet, der ihm locker um den Hals baumelte. Einen Moment lang starrte er die beiden Männer ausdruckslos an, doch als er dann deren Priesterkleidung bemerkte, verdüsterte sich sein Blick, und seine Miene wurde säuerlich.
    »Mr. Adamson?«, fragte Pater Sebastian, obwohl er bereits ahnte, dass sie mit Kips Vater sprachen.
    Gordy Adamson nickte flüchtig, hielt den Besuchern die Fliegentür auf und rief seine Frau. »Anne! Da sind
zwei Priester! Der Knabe hat wohl wieder was ausgefressen!«
    Gleich darauf tauchte Anne Adamson aus der Küche auf. Sie hatte die Stirn gerunzelt und trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. »Kip?«, sagte sie. »Was hat er angestellt? Es geht ihm doch gut, oder?«
    »Ich bin Pater Sebastian und das ist Bruder Francis«, stellte der Priester sich und seinen Begleiter vor, ohne auf die besorgte Frage von Kips Mutter einzugehen.
    »Bitte, kommen Sie herein und nehmen Sie Platz«, forderte sie die beiden Geistlichen auf und führte sie ins Wohnzimmer. Die Männer setzten sich nebeneinander aufs Sofa, ganz vorne an die Kante, während Mrs. Adamson nervös neben einem Ohrensessel herumtrippelte und sich dann auf die Armlehne setzte.
    Ihr Mann blieb an eine Wand gelehnt stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und kniff argwöhnisch die Augen zusammen, so als ob er sich bereits sicher war, dass sein Sohn ein Vergehen begangen hatte, dessen Konsequenzen er zu
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