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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter
Autoren: Christian Jacq
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versucht nun, sie zu stützen.«
    »Bleibt Ihr bei Euren Anschuldigungen, Offizier Sethi?«
    »Ich habe den Heerführer Ascher wahrhaftig einen Ägypter foltern und ermorden sehen.«
    »Wo ist der Körper?« höhnte der Beklagte.
    »Ihr habt ihn verschwinden lassen.«
    »Ich, Heerführer der Asien-Streitmacht, ich soll wie der gemeinste aller Missetäter handeln? Wer wird das glauben? Es gibt noch eine andere Deutung der Begebenheiten: Könntet Ihr Euch nicht Eures Streitwagenführers entledigt haben, weil Ihr der Spießgeselle der Beduinen gewesen wärt? Und wenn Ihr der Verbrecher wäret, der nun Sorge trüge, andere zu belasten, um sich selbst reinzuwaschen? In Ermanglung von Beweisen wendet sich die Machenschaft nun gegen ihren Urheber. Deshalb verlange ich, daß Ihr bestraft werdet.« Sethi ballte die Fäuste.
    »Ihr seid schuldig, und Ihr wißt das. Wie könnt Ihr es wagen, den Besten unserer Truppen eine Ausbildung zu erteilen, wo Ihr doch einen Eurer Männer abgeschlachtet habt und Eure eigenen Krieger in Hinterhalte fallen ließet?«
    Ascher erwiderte mit gedämpfter Stimme. »Die Geschworenen werden diese zunehmend wahnwitzigeren Hirngespinste einzuschätzen wissen; bald wird man mich als Ausrotter der ägyptischen Streitkräfte bezichtigen!«
    Des Heerführers spöttisches Lächeln brachte die Versammlung auf seine Seite.
    »Sethi äußert sich unter Eid«, erinnerte Paser, »und Ihr habt seine Fähigkeiten als Soldat anerkannt.«
    »Sein Heldentum hat ihm den Kopf verdreht.«
    »Das Verschwinden des Leichnams hebt die Aussage des Offiziers nicht auf.«
    »Ihr werdet eingestehen, Richter Paser, daß es deren Tragweite erheblich abschwächt! Auch ich sage hier unter Eid aus. Sollte mein Wort denn nicht soviel wie das von Sethi wiegen? Wenn er tatsächlich einem Mord beigewohnt hat, täuscht er sich in der Person des Mörders. Wenn er einwilligt, sich auf der Stelle und in aller Öffentlichkeit bei mir zu entschuldigen, bin ich geneigt, seinen vorübergehenden Wahn zu vergessen.«
    Der Richter wandte sich an den Kläger. »Offizier Sethi, leistet Ihr diesem Angebot Folge?«
    »Als ich mich aus dem Wespennest rettete, in dem ich fast gestorben wäre, habe ich mir geschworen, den verächtlichsten aller Männer bestrafen zu lassen. Ascher ist gewandt, er nährt den Zweifel und den Verdacht. Nun schlägt er mir vor, mich selbst zu verleugnen! Bis zu meinem letzten Atemzug werde ich die Wahrheit verkünden.«
    »Der blinden Unbeugsamkeit eines Soldaten gegenüber, der den Verstand verloren hat, bekräftige ich, Heerführer und Bannerträger zur Rechten des Königs, meine Unschuld.«
    Sethi verspürte durchaus Lust, sich auf den Krieger zu stürzen und die Wahrheit aus ihm herauszuprügeln. Ein nachdrücklicher Blick von Paser hielt ihn davon ab.
    »Wünscht eine der hier anwesenden Personen etwas zu sagen?«
    Die Versammlung blieb stumm. »Wenn dem nicht so ist, entlasse ich die Geschworenen zur Beratung.«
     
    Die Geschworenen tagten in einem Saal des Palastes, der Richter führte den Vorsitz über die Aussprache; in dem einen oder anderen Sinne einzugreifen, hatte er nicht das Recht. Seine Aufgabe bestand darin, das Wort zu erteilen, Streitigkeiten zu vermeiden und die Würde des Gerichts zu bewahren. Monthmose sprach sich als erster aus, mit Unvoreingenommenheit und Maß. Einige Verdeutlichungen wurden seiner Rede hinzugefügt, deren Schlußfolgerungen dann ohne große Änderungen angenommen wurden. Weniger als zwei Stunden später verlas Paser den Spruch, den Iarrot aufzeichnete. »Der Zahnheilkundige Qadasch ist der Falschaussage für schuldig befunden worden. In Anbetracht der geringen Schwere der vorgebrachten Lüge, seiner glänzenden Vergangenheit als Praktiker und seines Alters wird Qadasch dazu verurteilt, dem Tempel einen Mastochsen und der Kaserne der Altgedienten, die er mit seiner unangebrachten Anwesenheit in Unruhe versetzt hat, einhundert Sack Korn zu entrichten.«
    Qadasch schlug sich erleichtert auf die Knie. »Wünscht der Zahnheilkundige Qadasch Berufung einzulegen, und weist er dieses Urteil zurück?« Der Angesprochene erhob sich. »Ich nehme es an, Richter Paser.«
    »Gegen den Metallkundigen ist kein Anklagepunkt aufrechterhalten worden.«
    Der Mann mit dem kleinen, schwarzen Schnurrbart zeigte nicht die geringste Regung. Sein Gesicht schmückte sich nicht einmal mit einem Lächeln. »Der Heerführer Ascher ist zweier amtlicher Verfehlungen für schuldig befunden worden, die ohne Folgen
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