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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen
Autoren: Mary Scott
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flehentlich. »Bitte, bitte, wachen Sie doch auf! Wir haben solche Angst um Sie!« Mrs. Kelston öffnete ein Auge, stöhnte leise und machte das Auge wieder zu. Voller Entsetzen blickten sie sich an, dann sagte Vicky: »Wir müssen telefonieren! Ich laufe zu Nan hinüber und rufe den Notdienst in Homesward an. Ich verlange, daß sofort jemand kommt. Irgendein Arzt hat doch zum Wochenende Dienst. Deck du sie nur gut zu und laß sie ruhig liegen. Ich beeile mich, sosehr ich kann.«
    Auf dem Weg zur Tür drehte sie sich noch einmal um und sagte mit zitternder Stimme: »Ich werde auch Harry anrufen. Er soll sofort herkommen, für den Fall, daß — daß...« Sie konnte nicht weitersprechen.
    Sie stürmte über den Rasen. Einige Wespen waren zu dem Schauplatz ihres Triumphes zurückgekehrt, aber sie beachtete sie nicht. Die Hauptsache war jetzt, Zeit zu gewinnen. Düstere Berichte aus der Zeitung fielen ihr ein und ließen sie noch schneller laufen. Sie kam zu der großen Fernstraße und wäre ums Haar in ein vorbeifahrendes Auto gerannt. Sie achtete nicht auf das zornige Gesicht und die lauten Flüche des Fahrers, der ihr gerade noch hatte ausweichen können.
    Aber als sie sich dem Farm-Haus näherte, sank ihr das Herz. Sie hatte ganz vergessen gehabt, daß Nan in der vergangenen Woche zu ihr gesagt hatte: »Wir fahren zum Wochenende fort und besuchen meine Leute. Wir bleiben über Nacht dort. Es wird herrlich!« Jetzt sah sie, daß Haustür und Fensterläden geschlossen waren. Sie dachte kurz daran, eine Fensterscheibe einzuschlagen, um so ans Telefon zu gelangen. Doch dann machte sie kehrt und lief zur Straße zurück. Sie wollte das nächste Auto stoppen und sich zu den Swales bringen lassen. Dort war der nächste Fernsprechapparat. Amy konnte ihnen vielleicht auch einen guten Rat für die erste Hilfe geben, bis der Arzt kam. Gerade als ein Wagen in hohem Tempo daherkam, lief sie auf die Straße. Die Bremsen kreischten, das Auto rutschte noch ein Stück weiter und kam genau vor Vicky zum Stehen. Sie erkannte soeben, wem es gehörte, da wurde die Tür aufgerissen, und James Seymour sprang heraus.
    »Vicky, zum Donnerwetter, was machen Sie denn da?«
    Sogar in diesem verzweifelten Augenblick fuhr es ihr durch den Sinn, daß er sie tatsächlich zum erstenmal bei ihrem Vornamen genannt hatte.
    »Schnell, schnell, ich muß telefonieren! Ich brauche einen Arzt!« stammelte sie.
    Er wandte sich schon zum Auto zurück, hielt aber inne und sagte: »Das hat keinen Zweck. Vor fünf Minuten ist der Arzt in entgegengesetzter Richtung an mir vorbeigefahren. Dieses Wochenende hat nur einer Dienst. Sie werden keinen sonst erwischen. Wo fehlt’s denn eigentlich? Ist jemand krank?«
    »Mrs. Kelston«, erwiderte sie verzweifelt. »Ich glaube, sie stirbt. Die Wespen haben sie gestochen.«
    »An Wespenstichen stirbt kein Mensch«, sagte er ruhig. »Aber Sie selbst hätte es beinahe erwischt, als Sie so unvorsichtig auf die Straße liefen!«
    »Aber manche Leute sterben doch durch Wespengift! Neulich stand so etwas in der Zeitung. Sie ist bewußtlos, und ihr Gesicht ist feuerrot. Was soll ich nur machen?«
    Er war wieder eingestiegen, und sie dachte schon, er würde sie einfach stehenlassen. »Ich werde mir das ansehen«, sagte er kurz. »Wenn sie wirklich so schlimm dran ist, werde ich versuchen, einen anderen Arzt aufzutreiben. Steigen Sie ein!«
    Sie gehorchte, und er wendete. Wie anders verlief dieses Wiedersehen, als sie es sich ausgemalt hatte! Sie hatte davon geträumt, er würde auf einmal in der Tür stehen, die Arme öffnen, sie anlächeln, und sie würde an seine Brust sinken, jetzt aber sah er sie kaum an, und sie war viel zu aufgeregt, um an eine Umarmung denken zu können.
    Er hielt vor dem Gartentor und ging mit schnellen Schritten zum Haus; Vicky folgte ihm. Lucy kam ihnen entgegen; sie war sehr blaß und sagte: »Ihr Zustand ist unverändert. Sie gibt so seltsame Töne von sich. Hast du einen Arzt gesprochen?«
    »Nein. Ich hatte vergessen, daß die Chisholms übers Wochenende verreist sind. Ich hielt das erste Auto an, das daherkam; es war — es war Mr. Seymour.«
    Sie hatte »James« sagen wollen, aber im letzten Moment fehlte ihr der Mut dazu. Es ist so ein vornehmer Name, dachte sie trotzig. Wenn er nur Peter hieße oder David... Aber es tat nichts zur Sache; er hörte gar nicht auf sie. Es schien ihm auch keinen Eindruck zu machen, daß dies das erste Wiedersehen seit vierzehn Tagen war.
    Statt dessen betrachtete er
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