Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
ehe sie Lucy wiederfand, daß es seine, Gordons, eigene Schuld gewesen wäre. Da legte Lucy sich ins Mittel. »Du darfst sie deshalb nicht ärgern! Es war eben eine Kette von Mißverständnissen. Ach, Vicky, jetzt ist alles wieder gut — eigentlich war gar nichts zwischen uns.«
    »Aber was... aber wieso... aber warum ist Gordon nicht eher gekommen?«
    »Erinnern Sie sich der kläglichen Stimme am Telefon, die nach Miss Avery fragte? Und Sie antworteten klar und deutlich, Miss Avery sei nach England zu ihrer Mutter übersiedelt und jeder weitere Anruf sei überflüssig?«
    »Natürlich erinnere ich mich. Aber das war doch der lästige Brent Windro!«
    »Du dachtest, es wäre Brent, weil dieser Dummkopf schon so oft angerufen hatte. Aber gerade dieses Mal war er’s nicht. Da war es Gordon, Du kannst nichts dafür, denn du glaubtest, seine Stimme zu erkennen.«
    »Na ja, ich hatte ihn ja schon öfters abgewimmelt; dieses Mal kam mir freilich die Stimme angenehmer vor als sonst... In Wirklichkeit waren das immer Sie?«
    »Nicht immer. Nur dieses einzige Mal. Aber dafür konnte ich nichts.«
    »Erzähl ihr doch die ganze Sache, Gordon.«
    »Also, wir hatten uns tüchtig gestritten; ehrlich gesagt, ich war einfach sauer. Aber das dauerte nicht lange. Nur vierundzwanzig Stunden. Trotzdem wollte ich noch einen weiteren Tag warten, um Lucy den ersten Schritt zu überlassen... das war dumm von mir. Dann gab’s eine Panne nach der anderen.«
    »Welche Pannen denn? Wieso hielten die Sie vom Schreiben ab?«
    »Zunächst bekam unser Chef eine akute Blinddarmentzündung. Er mußte schleunigst ins Krankenhaus. Er hätte aber am nächsten Tag nach Sydney zu einer Besprechung kommen sollen. Von Lucy wissen Sie wohl, daß ich bei einer Erdöl-Gesellschaft beschäftigt bin, die ihre Angestellten ohne lange Vorbereitung mal dahin, mal dorthin schickt. Also mußte ich statt des Chefs nach Sydney.«
    »Konnten Sie denn nicht wenigstens telegrafieren?«
    »Das hätte ich tun können, und ich habe mich später auch mächtig geärgert, daß ich’s nicht getan hab. Aber ich war vermutlich immer noch ziemlich sauer und dachte mir, so ein paar Tage Warten könnten nichts schaden. Ich war überzeugt, schon ziemlich bald, spätestens innerhalb einer Woche, zurück zu sein.«
    »In einer Woche«, sagte Lucy gepreßt. »Mir kam es vor, als hätte es Jahre gedauert.«
    »So ging’s mir auch. Dann kam nämlich der nächste Zwischenfall. In der zweiten Nacht wurde mein Taxi von einem betrunkenen Fahrer gerammt. Ich wurde nicht gerade schwer verletzt: einige Rippen und das Fußgelenk waren gebrochen. Aber ich hatte eine saftige Gehirnerschütterung und kam ziemlich lange nicht zur Besinnung. Als ich wieder so weit war, wollte ich gleich heim zu Lucy, um ihr hartes Herz zu erweichen.«
    »Aber Lucy hat doch kein hartes Herz!«
    »Das weiß ich jetzt auch! Aber damals, als ich wieder zum Leben erwachte, guckte ich täglich nach einem Brief, der mir ihre Verzeihung verkünden würde.«
    »Ich habe ja nichts gewußt! Nicht alle Verkehrsunfälle, die in Sydney passieren, stehen in unserer Zeitung.«
    »Auch das weiß ich jetzt. Aber ich stellte mir vor, daß du bei meiner Firma nach mir fragen würdest. Es kam kein Brief, also wartete ich auf das Wiedersehen.«
    »Und Sie kamen zurück und riefen an, und ich schwindelte Ihnen vor, Lucy sei nach England abgereist... Und sie war so unglücklich!... Anscheinend bringe ich allen Leuten nichts als Unglück! Eins kommt zum andern.«
    Beinahe kamen ihr die Tränen, und die beiden gaben sich alle Mühe, sie zu trösten. Jetzt sei ja alles vorbei, meinten sie. Eigentlich hätte es ihnen beiden nichts geschadet, setzte Lucy hinzu; denn auf diese Weise hätten sie einen Denkzettel bekommen.
    »Ich auch«, meinte Vicky niedergeschlagen. »In letzter Zeit habe ich viele Lektionen lernen müssen, aber das war die härteste. Ich werde ein Gelübde ablegen, niemals mehr zu schwindeln. Das wird mir nicht schwerfallen, denn immer, wenn es mich doch einmal überkommt, werde ich mir sagen: Denk daran, daß du ums Haar Lucys Glück zerstört hättest.«
    Sie mußten über ihren tragischen Ton lachen, und Gordon sagte versöhnlich: »Zum Glück kam es nicht soweit; denn sobald ich konnte, setzte ich alles daran, sie zu finden.«
    »Und weshalb gelang Ihnen das nicht? Sie brauchten ja nur zu Mr. Sheldon zu gehen. Er hätte Ihnen gesagt, wo wir sind.«
    »Was hätte das für einen Sinn gehabt? Ich war doch der Meinung, sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher