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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen
Autoren: Mary Scott
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Affäre einen Schlußstrich gezogen zu haben. Sie versuchte sogar, sich für einen anderen jungen Mann zu interessieren, den Architekten des Neubaus in Homesward. Er war neuerdings zur Lunchzeit ständiger Gast in ihrem Tea-Room. Das dunkelhaarige aparte Mädchen mit der ruhigen Stimme und der schlanken Figur gefiel ihm sehr. Sie ließ sich sogar von ihm ins Kino einladen. Aber ihr Interesse verflog rasch, als er äußerte, sie besitze »eine altmodische Anmut, die seiner lieben Mama riesig gefallen würde«.
    Vicky ihrerseits ging jeder Ablenkung aus dem Wege, sooft sich ihr die auch anbot. Immer mehr Gäste besuchten das alte Haus unter den schönen Bäumen. Zum erstenmal in ihrem Leben ermutigte sie die jungen Männer nicht zu einem Flirt. »Ich mag mich einfach nicht mit ihnen abgeben«, wunderte sie sich. »Ich verstehe mich selbst nicht mehr.«
    Das Geschäft ging immer besser. Viele Leute kamen ganz regelmäßig, um eine Mahlzeit im Frieden der alten Bäume auf dem gepflegten Rasen einzunehmen.
    Dan hatte zwei Ansichtspostkarten aus Kanada geschrieben; er war begeistert von diesem Land und verglich das Leben dort mit dem eintönigen Dasein in Neuseeland. Auch der Abschied von Mrs. Kelston rückte heran; die beiden Mädchen bedauerten das keineswegs, obwohl Vicky sich an die Zubereitung ihrer besonderen Speisen gewöhnt und Lucy sich mit den riesigen Spinnweben an den Wänden im Schlafzimmer der alten Dame abgefunden hatte. »Aber keine Wespen!« mahnte sie ihre alte Pensionärin. »Die morden nur Ihre geliebten Spinnen und stechen Vicky und mich. Es werden immer mehr; wir haben vielleicht ein Wespennest im Garten.«
    Leider wurde das ein Ansporn für Mrs. Kelston, die ab sofort Stunden damit zubrachte, das Wespennest aufzuspüren. »Wenn sie es findet, werde ich es sofort ausräuchern«, sagte Lucy energisch. »Es ist mir gleich, ob sie darüber zetert oder nicht. Erst gestern lagen zwei Wespen in der Marmelade, die ich für die Gäste hinausgestellt hatte. Ein paarmal habe ich gesehen, wie die Leute sich duckten, als die Biester herumschwirrten. Nichts kann die Besucher schneller vertreiben. Wenn wir uns zwischen dem Tea-Room und Mrs. Kelston entscheiden müssen, wird sie wohl den kürzeren ziehen. Einstweilen sprühe ich jeden Morgen das ganze Haus aus.«
    Das war schwierig genug, aber sie nutzte die Zeit, wenn sich Mrs. Kelston im Badezimmer aufhielt. In diesem Falle hielt Vicky eine kleine Notlüge für gerechtfertigt und behauptete, der seltsame Geruch rühre von dem neuen Spülmittel her.
    »Wieso gebrauchen Sie das Spülmittel in meinem Schlafzimmer?« fragte die alte Frau argwöhnisch. Vicky beteuerte, man habe es zum Fensterputzen benutzt. Im stillen mußte sie dabei an Seymours Worte denken: »Ich hasse Lügen.« Sie konnte sich nur an ihre Erinnerungen halten, denn für ihn schienen Lucy und sie gestorben.
    Eines Morgens sagte Lucy: »Ich habe wieder mal einige Probleme mit der Buchführung; es ist ein rechtes Durcheinander. Eines ist sicher: Die Hypothekenzinsen für Seymour sind fällig. Soll ich nach Homesward fahren und persönlich das Geld abliefern? Das könnte den Kontakt wiederherstellen.«
    Vicky überlegte und schüttelte dann zu Lucys Überraschung den Kopf. »Tu’s lieber nicht. Es nutzt nichts, wenn er nicht von selbst kommt. Er muß wohl zuerst all den Blödsinn verdauen.«
    »Ich dachte, du wärest entschlossen, ihn zu packen.«
    »Das will ich auch, aber wie soll man einen Aal zu packen kriegen! Ich will lieber den richtigen Augenblick abwarten. Ich bin nicht schüchtern oder zaghaft. Ich werde ihn schon herumkriegen. Aber wie soll man einen fangen, der unbedingt entwischen will? Solange er solche Gefühle hegt, wollen wir ihn lieber sich selbst überlassen. Jetzt ist er verschnupft, obwohl er sicher außer sich wäre, wenn ich ihm das vorwürfe. Wenn er sich beruhigt hat, wird ihm klar werden, daß er mir keine Zeit ließ, mich zu verteidigen.«
    Also schickte Lucy ihm einen Scheck; er bestätigte schriftlich den Empfang.
    In der Tat war sich Seymour, der seine eigenen Schwächen sehr wohl kannte, bewußt, daß er sich kindisch benahm. Aber die alte Wunde von einst war wieder auf gebrochen, und Jacks wohlgemeinte Erklärungen hatten die Schmerzen nicht so schnell vergessen lassen können. Im ersten Augenblick war er erleichtert, daß sich Vicky nicht für Dan interessierte. Doch dann fragte er sich: Warum hat sie mir das nicht selbst gesagt? Warum hat sie mich so zum besten
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