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Das Tagebuch der Eleanor Druse

Das Tagebuch der Eleanor Druse

Titel: Das Tagebuch der Eleanor Druse
Autoren: Stephen King
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geht. Okay?«
    Ich runzelte die Stirn und deutete abermals auf den Block.
    Die Schwester hielt den Block, und ich schrieb.
    Bis ich damit fertig war, war Stegman mit seinen Untergebenen im Schlepptau verschwunden, so dass es Schwester Claudia überlassen blieb, mir meine Frage zu beantworten: WARUM SIND MEINE HÄNDE GEFESSELT?
    Und eines war merkwürdig. Als die Horde Ärzte ging, blickte ich zu Claudia, ob sie mir vielleicht eine Erklärung für die Unhöflichkeit des Silberrückens geben könnte, und sah, dass sie ihnen hinterherstarrte. Ihre Unterlippe zitterte, und aus einem Augenwinkel rollte eine Träne über ihre gerötete Wange.

BOBBY
    An diesem Vormittag standen Mitarbeiter aus allen möglichen Abteilungen des Krankenhauses vor meinem Bett Schlange und warteten darauf, ihr Können an mir unter Beweis zu stellen. Medizinisch-technische Assistentinnen aus dem Labor stachen mir Nadeln in so gut wie alle Arterien und Venen meines runzligen Körpers und zapften mir so viel Blut ab, dass ich mir am Schluss wie eine blasse Dörrpflaume vorkam.
    Atemtherapeuten führten aufwändige Tests durch, nur um schließlich das zu verkünden, was auch meine ersten Worte gewesen waren, nachdem sie mir den schrecklichen Schlauch aus der Luftröhre gezogen hatten: Ich brauche diese verdammte Beatmungsmaschine nicht! Diätassistentinnen, Physiotherapeuten und Schwestern kümmerten sich im Schichtwechsel um alles, was ich brauchte. Wie herrlich war es doch, so aufmerksam umsorgt zu werden! Und jetzt, ohne den Schlauch, konnte ich mich mit jedem dieser intelligenten jungen Menschen unterhalten, die alle unbedingt herausfinden wollten, was mit meinem alten Schädel passiert war.
    Armer Bobby! Er sah aus, als hätte er in den letzten Tagen zugenommen, und sein Gesicht wirkte aufgedunsen.
    Vermutlich vor lauter Stress, schließlich hätte seine Mom fast das Zeitliche gesegnet. Außerdem aß er bestimmt viel zu viel Fast Food und nicht mehr meine guten Suppen und Salate, und niemand sagte ihm mehr, dass er seine Freizeit nicht mit irgendwelchen Computerspielen verbringen und stattdessen lieber mal an die frische Luft gehen sollte. Er hatte mir vom Krankenhauskiosk hübsche Blumen mitgebracht, wahrscheinlich weil er ein schlechtes Gewissen hatte, dass er nicht hier gewesen war, als ich wieder zu Bewusstsein gekommen war.
    »Mach dir keine Sorgen, Mom«, sagte er. »Es wird alles wieder gut.«
    Aber er konnte mir nichts vormachen. Bobby war sich nicht ganz sicher, ob alles wieder gut werden würde, genauso wenig wie ich.
    »Wer war denn dieser furchtbare Arzt? Dieser Stegman? War das ein Neurologe?«
    »Er ist Neurochirurg, Mom. Ein Meister des Skalpells. Du bist umgekippt und hast dir das Hirn geprellt, aber bei den Aufnahmen, die dann von deinem Kopf gemacht wurden, haben sie noch etwas anderes festgestellt. Das muss aber nichts bedeuten, vielleicht ist es bloß eine alte Narbe oder so was in der Art. Nichts Bedenkliches, fürs Erste. Sie sagen, dass sie einfach beobachten müssen, ob die Stelle größer wird. Und wenn das der Fall ist, dann ist dieser Dr. Stegman genau der Richtige, um dir das Ding herauszuoperieren.«
    »Wenn mich der Kerl auch nur anfasst, dann werde ich ihn wegen tätlichen Angriffs verklagen. Er hat eine Aura wie Mussolini, und sein Astralleib ist auch nicht besser. Apropos, wo ist eigentlich meine Tasche? Ich brauche meine Kristalle. Ohne sie fühle ich mich den bösen Kräften hier schutzlos ausgeliefert.«
    »Mom, Stegman ist ein begnadeter Chirurg.«
    »Bei uns in Maine gibt es auch Chirurgen. Und wenn der begnadet ist, dann bring mich zu einem weniger begnadeten. Wieso bin ich eigentlich hier in Boston, Bobby?«
    »Wegen der Apparate, die sie hier haben, Mom. Hier gibt es die modernsten Gehirnscanner.« 
    »Wollen die etwa noch mehr Aufnahmen von meinem Gehirn machen? Wie faszinierend! Erzähl mir alles, was du darüber weißt.«
    »Na ja, sie haben PET-Scanner und einen supermodernen Magnetresonanztomographen. Außerdem gibt es hier noch einen SPECT-Scanner, aber ob sie den bei dir anwenden werden, wissen sie noch nicht. Mom, diese ganzen Geräte haben wir im Kingdom Hospital nicht. Damit werden sie dir jeden Quadratmillimeter deines Gehirns von vorne bis hinten durchleuchten, und wenn es sein muss, operieren sie dich, und dann kannst du wieder nach Hause.«
    »PET-Aufnahmen! Bilder von meinem Gehirn, während es arbeitet! Davon will ich Kopien haben!«
    Ich musterte meinen Jungen eingehend. Er war wie
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