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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne
Autoren: Andreas Franz
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Wenn ich etwas für Sie tun kann, dann lassen Sie es mich wissen.«
    »Dr. Blumenthal, Sie brauchen sich nicht zu revanchieren, ich habe nur meine Pflicht erfüllt. Aber mir fällt da schon etwas ein. Tun Sie mir einen Gefallen und machen Sie kein Politikum aus der Sache.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten«, sie blickte für einen Moment zu Boden, »aber Küchler hat vorhin etwas zu Ihnen gesagt, das seine Gesinnung widerspiegelt, Sie wissen, wovon ich spreche …«
    »Sie meinen, als er mich einen verdammten Juden nannte?«
    »Genau das. Das Einzige, worum ich Sie bitte, ist, dass Sie nichts davon öffentlich erwähnen. Es würde nur wieder unnötigen Hass schüren.«
    »In Ordnung, Sie haben mein Wort«, versprach Blumenthal lächelnd und reichte ihr die Hand. »Ich danke Ihnen für alles.«
    »Gute Nacht, Dr. Blumenthal.«
    »Gute Nacht. Moment, eine Frage hätte ich noch. Was ist mit diesem Laskin? Ich meine, was passiert mit ihm?«
    »Er wird eine Aussage machen und dann irgendwohin gehen. Wohin, das werden wir nie erfahren.«
    »Ist er ein Verbrecher?«
    »Lassen Sie es mich so ausdrücken: Manche Menschen werden zu Verbrechern, weil sie es so wollen. Sie wollen andern wehtun, sie wollen andere töten. Und manche geraten durch unglückliche Umstände in die Klauen irgendwelcher Gangster und kommen da nie wieder raus. War Andreas Wiesner ein Verbrecher?«
    Noch bevor er etwas erwidern konnte, ging sie hinaus, wo Hellmer auf sie wartete, während die andern schon losgefahren waren. Sie sah nur noch die Rücklichter um die Ecke verschwinden.
    »Das war der heißeste Abend, den ich je erlebt habe«, sagte er. »Und wenn Jakobi besser gezielt hätte, wer weiß, vielleicht wäre ich dann gar nicht mehr am Leben.«
    »Ach komm, Frank, wir haben’s hinter uns, das allein zählt. Und ich muss mich erst mal von dem Schock erholen, von Küchler dermaßen an der Nase herumgeführt worden zu sein. Aber es klang alles so verdammt glaubhaft, dass ich am Ende keinen Zweifel mehr an seinen Worten hatte. Du siehst, keiner ist unfehlbar. Und jetzt lass uns heimfahren, ich bin hundemüde. Und schone dein Bein. Vielleicht kann dich ja Nadine ein bisschen trösten«, fügte sie mit zweideutigem Grinsen hinzu.
    »Mal schauen, was sich machen lässt. Wir sehen uns morgen.« Er blickte auf die Uhr und verbesserte sich. »Ich meine natürlich heute. Ich muss gleich mal bei Nadine anrufen, sie wird sich schon große Sorgen machen.«
    »Was wirst du ihr sagen?«
    »Die Wahrheit natürlich. Und sie wird einmal mehr verlangen, dass ich endlich den Dienst quittiere. Aber wenn ich ihr auch jeden Gefallen tue, diesen Wunsch kann ich ihr nicht erfüllen. Nicht nach heute Abend. Ich habe einfach das Gefühl, ich werde noch gebraucht. Und du auch. Bis dann.«
    »Bis dann.«
    Julia Durant setzte sich in ihren Corsa und fuhr nach Hause. Es war fast zwei Uhr morgens, als sie ihre Wohnung betrat. Der Fernseher lief, Kuhn war auf der Couch eingeschlafen und wachte erst auf, als Durant ihm einen Kuss auf die Stirn gab.
    »Hi, da bin ich wieder. Es ist später geworden, als ich gedacht habe«, sagte sie, setzte sich zu ihm auf die Couch und legte ihren Kopf an seine Schulter.
    »Wo hast du gesteckt?«
    »Morgen, okay?«
    »Nein, jetzt. Bitte«, bettelte Kuhn. »Nicht immer morgen, morgen, morgen. Jetzt.«
    »Du hast ja Recht. Wir haben die Bande zerschlagen.«
    »Kannst du mir das vielleicht ein bisschen näher erklären?«
    »Kurz und knapp: Jakobi, der Auftragskiller, ist tot. Küchler wollte Blumenthal reinlegen, aber der Schuss ging nach hinten los. Und jetzt sitzt Küchler ein.«
    »Und Blumenthal?«
    »Blumenthal ist in Ordnung, auch wenn du ihn nicht leiden kannst. Aber er steht auf der Seite des Gesetzes. Und das ist nun einmal das Wichtige. Und jetzt möchte ich nur noch ins Bett.«
    »Wann erfährt die Presse davon?«
    Durant setzte sich auf und zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Könnte sein, dass er noch heute eine Pressekonferenz abhält. Aber das liegt jetzt allein in Blumenthals Ermessen.« Sie stand auf und ging ins Bad, zog sich aus, wusch sich und putzte sich die Zähne. Anschließend zog sie frische Unterwäsche an und legte sich ins Bett, wo Kuhn bereits auf sie wartete. Sie drehte sich auf die Seite, schloss die Augen und schlief sofort ein.

Donnerstag, 10.15 Uhr
    Julia Durant hatte tief und traumlos geschlafen. Um halb neun war sie aufgestanden, hatte geduscht und mit Kuhn
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