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Das Sterneninferno

Das Sterneninferno

Titel: Das Sterneninferno
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kante und beobachtete Harris, der die Hohlladung montierte, bereit, in Deckung zu gehen, falls sich die Tür plötzlich von allein öffnen sollte. Skudder stellte sich hinter sie. Sie sah sich nicht zu ihm um, aber sie wußte, daß er sie anschaute. Plötzlich spürte sie seine Hand, die durch den schweren Anzugstoff hindurch ihre Schulter drückte. Unwillkürlich versteifte sich ihr Körper, aber dann erkannte sie die Berührung als Ermutigung, und sie entspannte sich ein wenig. »Danke«, sagte sie leise, ohne sich umzudrehen. Harris sah flüchtig in ihre Richtung und blickte dann wieder auf den flachen Behälter, den er mit einem Unterdruckverschluß an die Tür geheftet hatte. Er setzte einen Zylinder in den Behälter ein, der so dick wie sein Handgelenk war und zwanzig Zentimeter lang. »Fertig«, sagte er und sah Charity an. Sie warf einen Blick auf Dubois, die sich flach auf den Boden preßte, das Gewehr im Anschlag. Ihre Beine hingen die ersten Stufen der Rolltreppe hinaus. Falls sich die Rolltreppe jetzt in Bewegung setzen sollte, würde die Frau einfach mitgerissen werden. Dann würde sie vermutlich den ganzen Treppenabsatz in Schutt und Asche legen, dachte Charity mißmutig. »Okay«, sagte sie laut. »Nehmen Sie die andere Seite, Harris, und ziehen Sie den Kopf ein.« »Verstanden«, sagte er. »Zwanzig Sekunden.« Er betätigte den kleinen Drehschalter an der Bodenfläche des Zylinders und rollte sich hastig an der Wand ab. Der Schalter begann hastig zu blinken. Zehn, elf, zwölf, zählte Charity stumm mit und rückte dann von der Tür ab, preßte sich mit dem Rücken an die Wand und gegen Skudder, der hinter ihr kaum noch Platz hatte. Falls sie sich verschätzt hatte, würde sie wenigstens den größten Teil von der Explosion von ihm abhalten können. Sechzehn, dachte sie und legte den Kopf in den Nacken. Ihr Blick richtete sich auf Dubois. Die Frau sah sie an. »Viel Glück«, sagte sie beinahe gegen ihren eigenen Willen. Dann kam der unvermeidliche dumpfe Schlag, und die ganze Wand bäumte sich hinter ihr auf. Die breitstreuende Hohlladung durchschlug die Tür und schmolz sich einen glühendheißen Weg in den Raum dahinter, füllte ihn über mehrere Meter hinweg mit einer Stichflamme und heißem Gas. Im nächsten Moment feuerte Dubois zwei Granaten durch die entstandene Öffnung. Der Rückschlag der zweifachen Explosion riß die Fetzen der Tür auseinander und ließ Dubois rücklings auf die Rolltreppe fallen, und dann folgte eine Kette von kleineren Explosionen, die den ganzen Komplex zu erschüttern schien. Die neu entfachte Wut machte Charity einen Moment lang blind. Wieder war es Skudders Hand, die sie in die Gegenwart zurückholte. Es blieb ruhig. Dubois schob sich die Rolltreppe wieder hinauf und brachte ihre Waffe in Anschlag, aber ihre Schüsse wurden nicht erwidert. »Wenn die Tür gehalten hätte, hätten uns die Granaten in Stücke gerissen«, sagte Charity, und ihre Stimme war eiskalt. »Die Granaten oder die Hohlladung«, erwiderte Dubois ungerührt. »Das Risiko mußte ich eingehen.« Sie kam auf die Knie. »Sehen Sie sich’s an.« Charity lag eine bittere Entgegnung auf der Zunge, aber sie hielt den Mund. Sie ging in die Hocke und warf einen Blick in den Gang. Durch Rauchschwaden und Qualm hindurch entdeckte sie die zerschmolzenen Umrisse einer automatischen Kanone. Die Explosionen hatten den gesamten Aufbau von dem Dreibein gerissen. Harris beugte sich vor. Sein Zieldisplay schimmerte wie eine glühende Spielkarte in seinem Helm. »Marie hätte keine Chance gehabt, wenn sie erst hingesehen hätte«, sagte er nach einer Weile. »Und wir hätten keine Chance gehabt, wenn sie das verdammte Loch verfehlt hätte«, erwiderte Charity. Dubois stand auf und näherte sich der Tür. Neben Charity blieb sie stehen. »Ich habe nicht verfehlt«, sagte sie. »Können wir jetzt gehen?« Charity sah ihr und Harris nach. »Ich bin zu alt für solche Sachen«, sagte sie erschöpft und warf Skudder einen Blick zu, der ihm riet, sich jedes Kommentares zu enthalten. Zu alt, wiederholte sie in Gedanken und erkannte, daß es mehr als eine gedankenlos hingesagte Floskel war. Zu viele Erinnerungen.  »Bist du okay?« fragte Skudder besorgt. Sie lächelte ihn an, dunkel hinter ihrem staubbedeckten Helmvisier. Es war das erste Lächeln, seit dieser Wahnsinn begonnen hatte. »Nein«, sagte sie ehrlich. »Aber ich kann noch aufrecht gehen. Was kannst du noch verlangen?« »Nichts«,
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