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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood
Autoren: Agatha Christie
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der Rechtsanwalt, und der junge Dr. Thomas, Dr. Humblebys Kompagnon, und Mr Wake, der Pfarrer, und – wen gibt es noch, Gordon? Ah ja, Mr Ellsworthy, der den Antiquitätenladen hat und ausgesprochen reizend ist. Und Major Horton und seine Bulldoggen.»
    «Da erinnere ich mich, dass meine Freunde noch jemanden erwähnten, der hier lebt», sagte Luke. «Sie sagten, es sei eine liebe alte Dame, die aber sehr viel rede.»
    Bridget lachte.
    «Das passt auf das halbe Dorf!»
    «Wie war nur der Name? Ich hab’s wieder – Pinkerton.»
    Lord Whitfield sagte heiser lachend:
    «Sie haben wirklich Pech! Die ist auch tot. Wurde kürzlich in London überfahren. Auf der Stelle tot.»
    «Sie scheinen eine Menge Todesfälle hier zu haben», meinte Luke leichthin.
    Lord Whitfield ging in die Luft.
    «Durchaus nicht. Einer der gesündesten Orte in England. Unglücksfälle kann man nicht zählen, die können überall passieren.»
    Bridget Conway sagte jedoch nachdenklich:
    «Aber es hat tatsächlich eine Menge Todesfälle gegeben im letzten Jahr, Gordon. Ein Begräbnis nach dem anderen.»
    «Unsinn, mein Kind.»
    Luke sagte:
    «War Dr. Humblebys Tod auch ein Unglücksfall?»
    Lord Whitfield schüttelte den Kopf.
    «O nein. Humbleby starb an akuter Blutvergiftung. Sieht einem Arzt ähnlich. Hat sich die Hand mit einem rostigen Nagel oder so etwas Ähnlichem verletzt – hat es nicht beachtet, und es ist septisch geworden; innerhalb von drei Tagen war er tot.»
    «Ärzte sind wirklich so», bestätigte Bridget. «Und dann sind sie ja auch jeder Infektion ausgesetzt. Es war aber sehr traurig. Seine Frau war ganz gebrochen.»
    «Es nützt nichts, sich gegen den Willen der Vorsehung aufzulehnen», dozierte Lord Whitfield weise.
    Aber war es der Wille der Vorsehung? fragte sich Luke später, als er sich zum Essen umzog. Blutvergiftung! Vielleicht. Ein sehr plötzlicher Tod auf jeden Fall.
    Und durch den Kopf gingen ihm Bridget Conways leichthin gesprochene Worte:
    «Es hat eine Menge Todesfälle gegeben im letzten Jahr.»

4
     
    L uke hatte sich seinen Schlachtplan sorgfältig ausgedacht, und als er am folgenden Morgen zum Frühstück herunterkam, war er bereit, ihn ohne Verzug in die Tat umzusetzen.
    Die Garten-Tante war nirgends sichtbar, aber Lord Whitfield trank Kaffee und aß gebratene Nieren, während Bridget Conway ihre Mahlzeit bereits beendet hatte und zum Fenster hinaussah.
    Luke begrüßte beide, füllte sich einen Teller voll Eier und Speck, setzte sich an den Tisch und sagte:
    «Ich muss an die Arbeit gehen. Es wird schwer sein, die Leute zum Reden zu bringen. Auch noch bei diesem Thema – Aberglauben. Aber es ist ganz erstaunlich, wie tief das alles noch sitzt. Es gibt da ein Dorf in Devonshire, wo der Pfarrer ein paar alte Granitblöcke entfernen musste, die vor der Kirche standen, weil die Leute darauf bestanden, bei jedem Todesfall nach einem alten Ritual um sie herumzumarschieren! Ganz merkwürdig, wie sich diese alten heidnischen Rituale erhalten.»
    «Da können Sie schon recht haben», meinte Lord Whitfield. «Bildung, das ist es, was die Leute brauchen. Habe ich Ihnen schon erzählt, dass ich eine Bibliothek gegründet habe? Eine der schönsten Bibliotheken – »
    Wieder drohte die Konversation in Richtung von Lord Whitfield abzudriften.
    «Wunderbar», sagte Luke herzlich. «Gute Sache. Sie sind sich offenbar klar über den Hintergrund von Unwissenheit. Natürlich, von meinem Standpunkt aus brauche ich gerade das Altweibergeschwätz. Andeutungen von alten Ritualen wie zum Beispiel – »
    Und dann folgte beinahe wörtlich eine Seite aus einem Werk, das Luke eigens für diesen Zweck konsultiert hatte. «Todesfälle bieten das beste Material», schloss er. «Begräbnisbräuche erhalten sich immer länger als alle anderen. Außerdem reden aus irgendeinem Grund Leute vom Dorf immer gern über Todesfälle.»
    «Sie lieben Begräbnisse», stimmte Bridget vom Fenster her zu.
    «Ich dachte, ich sollte das zu meinem Ausgangspunkt machen», fuhr Luke fort. «Wenn ich eine Liste der jüngsten Todesfälle in der Gemeinde hätte, zu den Verwandten ginge, mit ihnen ins Reden käme, zweifle ich nicht, dass ich bald irgendeine brauchbare Information kriege. Von wem könnte ich die Daten haben – vom Pfarrer?»
    «Mr Wake würde sich sicher sehr dafür interessieren», meinte Bridget. «Er ist ein lieber Mensch und ein wenig Altertumsforscher. Er könnte Ihnen eine Menge sagen, glaube ich.»
    Luke wurde es etwas bänglich, er
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