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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel
Autoren: Richard Laymon
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meine Reaktion auf die Briefe nicht entgehen lassen.

    Beobachtet er uns? Hat er sich hier irgendwo versteckt?
    Wenn er hinter den Regalen lauerte, hatte er es jedenfalls geschafft, unbemerkt zu bleiben. Es war vollkommen still. Jane hörte nur ihre und Braces Schritte auf den alten, knarrenden Dielen.
    Vielleicht wartet er im Treppenhaus auf uns.
    Ihre Anspannung wuchs, als Brace die Tür für sie öffnete. Niemand lauerte dahinter. Jane schaltete das Licht aus, und der Raum war völlig dunkel bis auf den matten Schein, der aus dem Treppenhaus drang.
    Sie eilte zurück zu Brace. Gott sei Dank hielt er die Tür für sie auf.
    »Soll ich vorausgehen?«, fragte er.
    »Wenn Sie vorausgehen, muss ich die Nachhut bilden.«
    »Tja.« Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er nahm sein Buch in die andere Hand und führte Jane sanft am Unterarm in das Treppenhaus.
    »Ich hasse das«, sagte sie.
    »Was?«
    »Wenn ich mich davor fürchten muss, dass mich jemand anspringen könnte. Normalerweise bin ich nicht so ein Angsthase.«
    »Dazu haben Sie im Moment allen Grund. Ich wäre auch beunruhigt, wenn mir jemand anonyme Briefe schicken würde. Das Geld macht die Sache auch nicht besser.«
    Am Fuß der Treppe ließ Brace ihren Arm los und öffnete die Tür.
    Jane lief in die hell erleuchtete Eingangshalle. Nur weg vom Treppenhaus. Als sie hörte, wie die Tür hinter ihr zufiel, wirbelte sie herum und lächelte Brace an. »Vielen Dank für die Unterstützung.«
    »War mir ein Vergnügen.« Er wedelte mit dem Buch.
»Darf ich das noch ausleihen? Es ist zwar schon geschlossen, aber …«
    »Selbstverständlich.«
    Sie setzte sich hinter das Pult.
    »Ich bin Ihnen wirklich dankbar«, sagte sie, als er ihr das Buch und seinen Bibliotheksausweis gab.
    »Und was werden sie heute um Mitternacht machen?«, fragte er.
    Janes Eingeweide verkrampften sich. Sie zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Was sollte ich denn machen?«
    »Einen Ausritt.«
    »Was auch immer das bedeuten soll.« Sie gab ihm das Buch und den Ausweis zurück.
    Brace sah auf die Uhr. »Es ist kurz vor halb zehn. Da haben Sie ja noch ein bisschen Zeit, es sich durch den Kopf gehen zu lassen.« Er sah ihr in die Augen. »Es wäre mir ein Vergnügen, Ihnen zu helfen. Haben Sie heute Abend schon etwas vor?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, vielleicht könnten wir was essen gehen oder so.«
    Jane starrte ihn an.
    Er sah wirklich gut aus. Besonders seine Augen gefielen ihr. Sie wirkten warm, freundlich und intelligent. Es waren die Augen eines Mannes, der viel durchgemacht, darüber aber die Freude am Leben nicht verloren hatte.
    Er schien ein anständiger, freundlicher Kerl zu sein.
    Aber andererseits hatte sie ihn gerade zum ersten Mal gesehen. Und sie war sich auch nicht ganz sicher, ob sie ihn überhaupt näher kennenlernen wollte . Schließlich konnte er ja doch die Briefe geschrieben haben – vielleicht hatte sie es mit einem Vergewaltiger oder einem Mörder zu tun. Das konnte man nie wissen. Und selbst wenn er harmlos
war, bestand immer noch die Möglichkeit, dass er sich als eifersüchtig entpuppte, ihr das Leben zur Hölle machte oder einfach nur ein Schürzenjäger war.
    Vielleicht war er auch verheiratet.
    Das waren alles Möglichkeiten, die sie in Betracht ziehen musste.
    Andererseits konnte er auch wirklich nur ein netter Kerl sein, nichts weiter.
    Klar. Dafür stehen die Chancen eins zu tausend.
    »Ein Stückchen Kuchen«, sagte er, »ein Tässchen Kaffee und Eure werte Anwesenheit.«
    Zu ihrer eigenen Überraschung musste sie lachen.
    »Was sagen Sie dazu?«
    »Sicher, wieso nicht?«
     
    Sie setzten sich in eine stille Ecke in Ezras Café, das nur einen Block von der Bibliothek entfernt lag. Brace zog zwei Speisekarten aus einem Serviettenhalter und reichte Jane eine davon. »Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich mir etwas Richtiges zu essen bestelle? Tun Sie sich keinen Zwang an. Das geht auf mich.«
    »So viel zu dem Stückchen Kuchen.«
    Er grinste. »Das war nur Spaß. In Wahrheit habe ich heute den ganzen Tag noch nichts gegessen.«
    »Warum?«
    »Ich habe es vergessen.«
    »Sie haben das Essen vergessen?«
    Die Kellnerin kam an ihren Tisch. Jane bestellte eine Pepsi und mit Chilikäse überbackene Pommes Frites. Brace wählte einen Cheeseburger mit Speck und ein Root Beer.
    Er wartete, bis die Kellnerin gegangen war. »Ich hatte auf einmal das dringende Bedürfnis, ›Ein Mann kam nach
New York‹ zu lesen. Geht Ihnen das auch manchmal so? Da
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