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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen
Autoren: Jeanne Ryan
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tiefer Bass dröhnt, und am Ende des Ganges eine weitere. » Gib mir den Führerschein von dem Typen! « , verlange ich von Tommy. Er wirft ihn mir verächtlich zu. Ich stecke ihn in die Tasche und verlasse zusammen mit Syd und Ian den Fahrstuhl.
    Als sich die Aufzugtüren schließen, sage ich über die Schulter hinweg:
    » Game over, Tommy. «

ZWANZIG
    » Welche Tür? « , fragt Ian und sieht mich an.
    Auch Sydney erwartet dieses Mal von mir eine Entscheidung.
    Durch die hintere Tür gelangen wir vielleicht direkt ins Freie, sie könnte uns aber auch geradewegs in die Arme eines Haufens von Risk -Idioten führen. Und wer weiß, wie lange es dauert, bis die Polizei kommt. Ich entscheide mich für die Tür, hinter der die Musik wummert, und öffne sie. Sie führt auf eine Balustrade hinaus, die sich oberhalb einer Tanzfläche erstreckt. Ian und ich sehen uns kurz an und stecken dann schnell die Pistolen weg.
    Als wir die Wendeltreppe hinuntergehen, scheint uns niemand wirklich wahrzunehmen. Wahrscheinlich sehen wir trotz meiner zerschrammten Jacke und der blutenden Hand einfach wie ein paar schlecht gekleidete Minderjährige aus, die sich in den Club eingeschmuggelt haben. Unten nehme ich mir eine Serviette von einem Tisch und presse sie auf die Wunde an meinem Daumen. Die Schnitte an meinen Oberschenkeln müssen warten. Wir drängeln uns durch eine lärmende Partymeute, als wäre heute ein ganz normaler Samstagabend.
    Als wir den Raum halb durchquert haben, deutet plötzlich eine Frau auf uns und schreit: » Hey, da sind die Risk -Spieler! «
    Sofort wird die Musik leiser und alle drehen sich zu uns um. Ein Junge zückt sein Handy und fragt: » Was macht ihr denn hier? Ist das Spiel vorbei? Seit ihr das Loch in die Wand geschlagen habt, zeigen sie nur noch irgendwelche Aufzeichnungen. Die Aktion war echt krass! «
    Ich fahre zurück. » Du hast zugeschaut? «
    » Na klar. Wir haben alle zugeschaut! « Er deutet auf einen großen Bildschirm, auf dem gerade Ty und Daniella in ihrer Schlafzimmer-Lounge zu sehen sind, grün wabernd im Licht der Nachtsichtkamera. Nicht dass ich sie in Farbe hätte sehen wollen.
    Ich baue mich vor dem Jungen auf. » Du hast gesehen, dass wir da oben mit Waffen eingesperrt waren? Warum habt ihr uns nicht geholfen? «
    » Aber da sind doch lauter Risk -Leute in der Nähe, die auf euch aufgepasst haben, oder nicht? « Er deutet auf sein Handy und ruft seinen Freunden zu: » Hey, ich hab euch doch gesagt, dass sie in dem Raum oben sind. Ich hab den Tisch erkannt! «
    Alle drängen sich um uns, um uns aus der Nähe zu sehen, rufen unsere Namen und lachen. Zwei Mädchen bitten mich um ein Autogramm, und ihre Freunde fassen mich unter den Armen, um mich hochzuheben, aber Ian kann sie gerade noch daran hindern.
    Ich erstarre. Wie können alle hier nur so tun, als würden sie uns kennen? Ich kann kaum glauben, dass sie uns bloß als einen Bestandteil der Show betrachtet haben, über den man nicht weiter nachdenken muss, während ich ein paar Stockwerke über ihnen um mein Leben gefürchtet habe.
    Ian und Syd versuchen, mich zum Ausgang zu ziehen, aber ich schüttle sie ab und kämpfe mich durch die wogende Menge und die » Hey Vee! « -Rufe bis zum DJ vor. Auf den Bildschirmen über uns ist jetzt ein Video von Ian zu sehen, der in einem kleinen Raum sitzt, den Blick starr auf einen Bildschirm gerichtet, auf dem ein grobkörniger Film läuft.
    Ich sehe einen kräftigen Mann, der einen kleinen Jungen schlägt und in einen Pick-up zerrt, dann wechselt die Einstellung wieder zu Ian, der wie gelähmt dasitzt. Aber von so etwas hat doch niemand ein Familienvideo gemacht, oder? Kein Wunder, dass es bei seinen Preisen immer um Flucht und Freiheit ging. Ich drehe mich um und sehe dem echten Ian in die Augen, der schluckt und blinzelt.
    » Der kleine Junge… warst das du? «
    Er schüttelt den Kopf. » Nein, aber ich hätte es sein können. «
    Der DJ begrüßt uns mit breitem Grinsen und ruft in sein Mikrofon: » Leute, wir haben heute Abend VIP -Gäste hier! «
    Ja klar, VIP . Ich nehme ihm das Mikrofon aus der Hand und sage ihm, er soll die Musik ausmachen. Und weil ich für den Moment tatsächlich so was wie eine Berühmtheit bin, tut er sogar, was ich sage. Die Menge wendet sich uns zu. Einige tanzen zu der Musik in ihren Köpfen weiter.
    Nachdem ich bei so vielen Schulaufführungen mitgeholfen habe, sollte ich eigentlich langsam wissen, wie ein Mikrofon funktioniert, aber es ist trotzdem ein
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