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Das Spiel geht weiter

Das Spiel geht weiter

Titel: Das Spiel geht weiter
Autoren: Nora Roberts
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nur ein. Als sie merkte, dass sie schon wieder die Hände rang, fluchte sie über sich selbst und riss die Arme weit auseinander.
    Er ist nur beschäftigt, versuchte sie sich zu beruhigen. Sie hatte ihn bei seiner Arbeit unterbrochen. Und Menschen mochten es nun mal nicht, wenn sie unterbrochen wurden. Es lag nur an ihrer Enttäuschung – die albern war –, dass sie so empfindlich auf einen ganz normalen Austausch reagierte.
    Er hat den ganzen gestrigen Abend mit mir verbracht, rief sie sich in Erinnerung. Er hatte sie wild und leidenschaftlich unter den Sternen geliebt. Niemand konnte eine Frau in der Nacht so sehr begehren und am nächsten Tag wie ein lästiges Insekt verscheuchen.
    Natürlich konnte man. Sie presste die Finger auf die Augen. Es war naiv und dumm, so zu tun, als würde so etwas nicht vorkommen.
    Aber nicht bei Mac. Er war zu warmherzig, zu ehrlich. Und sie liebte ihn viel zu sehr.
    Nein, er ist einfach nur beschäftigt, wiederholte sie in Gedanken. Während der letzten zwei Wochen hatte er viel von seiner Zeit auf sie verwandt. Deshalb hatte er jetzt natürlich vieles nachzuholen, musste sich wieder aufs Geschäft konzentrieren und brauchte ein bisschen Abstand.
    Und nein, sie würde auch nicht schmollen. Darcy straffte die Schultern und rückte ihren Stuhl zurecht. Sie würde sich auf ihre eigene Arbeit konzentrieren und den Abend, der lang und einsam zu werden versprach, vernünftig nutzen.
    Sie arbeitete weitere sechs Stunden und erinnerte sich erst daran, das Licht einzuschalten, als ihr auffiel, dass sie im Dunkeln saß. Sie leerte die Kaffeekanne und war völlig sprachlos, als sie sah, dass sie sich mit Riesenschritten dem Ende ihres Buches näherte.
    Fertig. Anfang, Mitte und Ende. Es ist vollbracht, dachte sie überglücklich. Alles steckte in diesem kleinen Apparat und konnte jederzeit auf eine flache CD gebrannt werden.
    Zur Feier des Tages öffnete sie eine Flasche Champagner und trank ein ganzes Glas auf einen Zug leer. Übermütig schenkte sie sich noch einmal nach und trug das Glas zu ihrem Schreibtisch, um sich an die Überarbeitung zu machen.
    Sie verbrachte die ganze Nacht an ihrem Schreibtisch und machte die halbe Flasche Champagner leer, was als Gegenmittel mehr Kaffee erforderte. So war es kein Wunder, dass sie, als sie schließlich ins Bett taumelte, in einen unruhigen, immer wieder von wirren Träumen gestörten Schlaf fiel.
    Sie befand sich in dem Turm ihres neuen Hauses, allein. Allein und umgeben von Bergen von Papier und vor einem überdimensionalen Computer. Durch das Fenster konnte sie Dutzende von verschiedenen Szenen verfolgen, die abgehackt vorbeizogen wie bei einem Film, der zu schnell ablief. Partys und Leute, spielende Kinder, Paare, die kleine Zärtlichkeiten austauschten. Die Geräusche, Lachen und Musik, wurden durch das Glas, das sie umgab, gedämpft.
    Auf ihr Klopfen reagierte niemand. Keiner hörte sie, keiner sah sie. Niemanden kümmerte es.
    Dann war sie im Casino, am Blackjack-Tisch. Doch sie konnte nicht mehr addieren, konnte die Karten nicht mehr zusammenzählen. Wusste nicht, was sie tun sollte.
    Ziehen Sie oder steigen Sie aus. Serena, in einem eleganten Männersmoking, betrachtete sie gleichmütig. Ziehen oder aussteigen. Sie müssen sich entscheiden und mit der Entscheidung leben.
    Sie weiß nicht, wie man spielt. Mac erschien neben ihr, tätschelte ihr den Kopf. Du kennst die Regeln nicht, oder?
    Doch. Doch, sie kannte die Regeln. Es war nur, dass sie die Karten nicht zusammenzählen konnte. Es stand so viel auf dem Spiel. Wussten sie denn nicht, wie hoch das Risiko war?
    S etze nie mehr, als du bereit bist zu verlieren, sagte Mac mit einem kühlen Lächeln zu ihr. Das Haus gewinnt am Ende immer.
    Und dann war sie wieder allein, auf einer staubigen Landstraße in der Wüste. Sie konnte die Lichter und Farben von Las Vegas durch die flirrende Hitze erkennen, aber ganz gleich, wie schnell sie auch rannte, sie kam der Stadt nicht näher.
    Eine Staubwolke wirbelte auf, hielt auf sie zu. Mac in seinem Wagen, mit offenem Verdeck, sein Haar flatterte im Fahrtwind. Du gehst in die falsche Richtung.
    Nein. Nein, das tat sie nicht. Sie ging nach Hause.
    Er streckte den Arm aus, berührte ihre Wange mit einer Nachlässigkeit, die sie zutiefst verletzte. Du gehörst nicht hierher.
    »Doch, ich gehöre hierher!« Ihr eigener wütender Schrei weckte sie.
    Sie setzte sich abrupt im Bett auf, überrascht vor dem enormen Ausmaß ihrer Wut. Sie schäumte geradezu.
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