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Das Spektrum der Toten

Das Spektrum der Toten

Titel: Das Spektrum der Toten
Autoren: Hans Pfeiffer
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zu streichen. Bald fiel Michael in hypnotischen Schlaf.
    Nun ließ sich Haubold von Babette den Strick reichen. Das eine Ende des Stricks war bereits zu einer Schlinge geknotet. Haubold legte Michael die Schlinge um den Hals und befestigte das andere Ende des Stricks an dem Deckenhaken. Erschreckt stellte er fest, dass der Strick zu kurz war. Doch Haubold war nicht gewillt, sein Vorhaben abzubrechen. Bisher war alles gut gelaufen, und Michael stand noch immer reglos auf dem Stuhl. Schnell ließ sich Haubold vo n Babette einen Schemel aus der Küche bringen, den er auf den Stuhl stellte. Es ist waghalsig, dachte er, den Schlafenden zu bewegen und ihn auch noch auf den Schemel klettern zu lassen. Aber Michael befolgte ohne Zögern Haubolds hypnotischen Befehl und bestieg den Schemel. Mit Hilfe einer Steigleiter gelang es Haubold endlich, den Strick am Deckenhaken zu befestigen. Nachdem Babette die Leiter wieder in die Abstellkammer zurückgebracht hatte, erteilte Haubold Babettes Mann den Todesbefehl.
    »Du stehst auf einem hohen Turm«, suggerierte er Michael, »und du stürzt herab auf ein vorspringendes Dach. Klammere dich mit beiden Händen an die Dachrinne. Die Dachrinne zerbricht und wird gleich mit dir in die Tiefe fallen. Du musst abspringen, sofort, ich zähle bis drei, dann springst du.«
    Haubold zählte »Eins…«
    Michael stand reglos und merkwürdig gaffend.
    »Zwei!«
    Da zog Haubold Michael den Schemel unter den Füßen weg.
    Michael fiel nach unten, der Strick spannte sich - riss.
    Michaels Körper war viel zu schwer für die Schlinge in dem zu dünnen Seil. Michael erhob sich benommen. Haubold und Babette blickten sich entsetzt an. Auf Michaels verwirrte Frage, was denn mit ihm geschehen sei, suchte Haubold nach einer ebenso wirren Antwort. Dann verschwand er aus der Wohnung, nachdem er sich mit Babette für den nächsten Tag verabredet hatte.
    Noch von ihrer Panik erfüllt, trafen sich Haubold und Babette am folgenden Mittag in einem Café. Auf Haubolds Frage, wie sich Michael verhalten habe, berichtete Babette, er habe verwundert den gerissenen Strick am Deckenbalken betrachtet und sich dann wortlos ins Bett gelegt. Auch heute morgen habe er kein Wort mit ihr gesprochen und sei wie immer zur Arbeit gegangen.
    Was nun tun? fragten sich die beiden. Babette schlug vor, eine Pistole zu beschaffen und Michael zu erschießen. Haubold erklärte sich bereit, das in tun.
    Doch inzwischen hatte Michael, nun wieder ganz bei Sinnen, den Mordplan durchschaut und der Polizei gemeldet. Die beiden Täter wurden wegen Mordversuchs angeklagt. Babette erhielt eine 4jährige, Manfred Haubold eine 5jährige Freiheitsstrafe.
    Wäre der Strick, der Michael Luchts Selbstmord vortäuschen sollte, nicht gerissen, könnte man von einem vollendeten Mord in Hypnose sprechen.
    Veranlasst bereits die Suggestion Menschen zu zwanghaften Handlungen, gegen die sie sich nicht wehren können, so bewirkt die Hypnose den Hypnotisierten vollends zu Handlungen, die er, weil im Tiefschlaf, nicht mehr beeinflussen kann.
    Suggestion und Hypnose lassen sich nicht scharf trennen, da sich das eine aus dem anderen jederzeit entwickeln lässt. »Jede, auch die einfachste Form einer Suggestion… kann bei besonderer Veranlagung bis zur hypnotischen Vollendung durch hypnosetechnische Hilfsmaßnahmen gesteigert und dann allmählich zu einer weitgehenden Ausschaltung der betroffenen Persönlichkeit geführt werden«, schrieb der Heidelberger Arzt Ludwig Mayer.
    Bei Suggestion und Hypnose spielt das gesprochene Wort eine große Rolle. Pawlow nannte das Wort einen ebenso realen bedingten Reflex wie alle übrigen Reize, die der Mensch mit dem Tier gemeinsam hat. Zugleich aber sei er so mannigfaltig wie kein anderer und deshalb mit allen anderen auch nicht vergleichbar. Das Wort wirke auf die Großhirnrinde, sei dadurch mit der gesamten Lebensfähigkeit verbunden. Die Vielgestaltigkeit des Wortes könne durch seine suggestive Macht direkt wie indirekt physiobiologische und biochemische Veränderungen hervorrufen. Die Suggestion des Wortes vermöge auch beim hypnotisierten Menschen dessen äußere und innere Umwelt zu verwandeln. Deshalb kann die Hypnose als therapeutische Maßnahme in der psychosomatischen Medizin vielfältig verwendet werden.
    Über die Hypnose grassieren die bizarrsten Vorstellungen. Selbst unter den Psychologen gibt es keine einhellige Meinung, was Hypnose vermag, was sie nicht vermag.
    Der hier geschilderte Fall, durch einen
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