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Das Spektrum der Toten

Das Spektrum der Toten

Titel: Das Spektrum der Toten
Autoren: Hans Pfeiffer
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Kennzeichen und den Fahrer gesehen hatte«. Und trotzdem trog ihn die Erinnerung.
    »Plötzlich kam dann einem Kollegen die Idee: Hypnose! Von
    strikter Ablehnung über mitleidiges Lächeln bis hin zu skeptischer Zustimmung reichte die Meinungspalette in der lebhaften Diskussion. Schließlich setzte sich der Standpunkt durch, man könnte es ja mal versuchen.«
    Der Zeuge war sofort damit einverstanden und wurde von einem erfahrenen Hypnoanalytiker nach streng wissenschaftlichen Methoden tagelang, meist über mehrere Stunden, befragt.
    Kriminaloberkommissar Fuchs beschrieb dann im einzelnen, was die hypnotische Befragung ergeben hatte:
    Hypnotisiert wurde in einem kleinen, schwarz ausgeschlagenen und abgedunkelten Raum, in dem sich nur ein bequemer schwarzer Sessel, einige Stühle, ein Tonbandgerät und wenige andere Dinge befanden. Im Raum waren außer dem Hypnotiseur nur sein Medium und der sich völlig ruhig verhaltende Verfasser. Der Hypnotiseur begann dann ganz langsam, sein Medium durch andauerndes, monotones Suggerieren von Entspanntsein, Müdigkeit und Schlaf in Hypnose zu versetzen. Dabei wandte er die Technik der Verbalsuggestion an…
    Immer wieder hörte der Zeuge die Frage: »Was sehen Sie jetzt?« Er sah durch den Jägerzaun seines Gartens einen goldfarbenen PKW mit schwarzem Dach, das Kennzeichen ABC - X, eine 8 und vielleicht noch ein Z, eine Zierleiste am Kotflügel, einen unsympathischen übernächtigten Mann am Steuer mit großen Händen, ein Mädchen mit Strickjacke, Minirock und einem Fahrrad mit Tragetüten am Lenker, ein gelbes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln beim Fahrer und einen Kollegen. Außerdem sah er noch »Erdbeeren, rote und grüne«, die zu gießen waren.
    Der Erfolg der Befragung war zwiespältig. Das vollständige Kennzeichen des Täterwagens konnte auch durch die Hypnose nicht ermittelt werden. Trotzdem gaben die im Wachbewusstsein des Zeugen gemachten Angaben und die hypnotisch abgerufenen Erinnerungen der Polizei genügend Hinweise, den Täter doch noch zu ermitteln - das aber mit den traditionellen kriminalistischen Methoden. Umfängliche Überprüfungen goldmetallicfarbener PKW vom Typ Ford 17 m führten schließlich zu einem Fordbesitzer, der wegen Sexualdelikten bereits vorbestraft war. Er wurde verhaftet und mit den Angaben des Zeugen konfrontiert. Noch bevor es zur Anklage kam, beging er in der Haftanstalt Selbstmord.
    Kriminaloberkommissar Fuchs fasste als Ergebnis der Ermittlung zusammen: »Fest steht aber, dass der Zeuge das vollständige, richtige Kennzeichen auch unter Hypnose nicht angeben konnte… Wieder einmal brachten die in kriminalistischer Kleinarbeit weitergeführten Fahrzeugüberprüfungen Erfolg… Von der Hypnose sprach niemand mehr. Ihre Anwendung ist in diesem Fall durch die konventionelle Täterermittlung überholt.«
    Um zwei Täter und die Fahrzeugbeschreibung ging es auch in einem anderen Fall, über den Kriminalhauptkommissar E. Haupt und Dipl. Psychologe K. Thiessen berichteten.
    Gesucht wurden zwei Männer, die eine Frau vergewaltigt hatten. Die Täter hatten die Frau bereits in einen Graben geworfen, um sich an ihr zu vergehen, als ein Auto vorüberfuhr. Das Opfer hatte verzweifelt versucht, sich bemerkbar zu machen, war aber von den Vorüberfahrenden nicht bemerkt worden. Sie konnten sich jedoch später, als sie als Zeugen befragt wurden, an den Wagen der Täter erinnern, dem sie zweimal begegnet waren. Es war nach ihren Angaben ein Opel Kadett, Baujahr 67 bis 72, vom Kennzeichen war ihnen nur FD in Erinnerung.
    Die Kriminalpolizei überprüfte ergebnislos Tausende Opel Kadett. Da die Zeugen, zwei junge Männer, sich gut mit Kraftfahrzeugen auskannten und das Tatfahrzeug bewusst zur Kenntnis genommen hatten, hoffte die Kripo, durch Hypnose die Erinnerungslücke schließen zu können.
    Auch in diesem Fall übernahm wieder ein wissenschaftlich erfahrener Hypnotiseur die Befragung. In den einzelnen hypnotischen Sitzungen zeigte sich, dass sich die Zeugen die Situation und die dabei erlebten Gefühle und Gedanken wieder vergegenwärtigen konnten, so dass eine ganze Reihe von bewusst nicht zugänglichen Fakten reproduziert wurde. Zu einer hinreichend genauen Beschreibung reichte es jedoch nicht… Der Fall blieb bis heute ungeklärt.
    Obwohl aus den USA immer wieder verblüffende Erfolge bei der Aufklärung von Verbrechen durch hypnotische Befragungen von Zeugen gemeldet wurden, steht man in Deutschland solchen Ermittlungen sehr skeptisch gegenüber.
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