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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript
Autoren: Arno Strobel
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Kommentars.
    Nachdem Lorth gemeinsam mit seinem Anwalt triumphierend lächelnd den Verhörraum verlassen hatte, stürzte Stohrmann zu ihnen ins Nebenzimmer.
    »Ich möchte nicht darüber diskutieren«, sagte er sofort, als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte. »Kein Richter dieser Welt hätte ihn festgehalten.«
    Erdmann rechnete fest mit einem weiteren verbalen Tiefschlag gegen Matthiessen, aber Stohrmann sagte stattdessen: »Finden Sie um Gottes willen Heike Kleenkamp, und zwar lebend. Und schnell. Die Verzweiflung ihres Vaters schlägt langsam in Wut um. Er kann uns verdammt viel Ärger machen.«
    Er kann dir verdammt viel Ärger machen, meinst du wohl
, dachte Erdmann und sah dem BAO -Leiter nach, der bereits wieder auf dem Weg zurück in sein Büro war.
    Im Einsatzraum machten sie sich gleich wieder an die Durchsicht der Unterlagen. Erdmann beschäftigte sich mit der vergangenen Nacht. Er ging den Bericht des SEK -Einsatzleiters Zeile für Zeile sorgfältig durch, konnte darin aber nichts finden, das er nicht schon wusste, und legte ihn zur Seite. Die Kollegen hatten eine ganze Menge Fotos ausgedruckt, die sie in der Nacht geschossen hatten. Sie zeigten das Fabrikgelände und das alte Gebäude von außen und von innen. Besonders oft und aus allen denkbaren Blickwinkeln hatten sie den Nachbau von Jahns Kellerraum fotografiert, in dem Matthiessen die Frau gefunden hatte. Erdmann betrachtete die Fotografien nacheinander eingehend. Das Regal, zwar nicht ganz so staubig wie im Original, aber sonst verblüffend ähnlich. Der blaue Block des Heizbrenners. Auf den Fotos konnte man nicht sehen, dass der Nachbau aus Pappe war. Selbst das Rohr, an dem Matthiessen sich die Stirn gestoßen hatte, verlief an der richtigen Stelle. Er sah von den Fotos auf. »Ich frage mich, warum Jahn den Keller so genau nachgebaut hat. Das kann doch nur heißen, er wollte, dass er gefunden wird. Sonst wäre die ganze Arbeit ja umsonst gewesen.«
    Matthiessen legte das Blatt, das sie gerade gelesen hatte, zur Seite. »Ja, davon gehe ich aus. Im Buch war es auch so. Der Raum sollte gefunden werden. Allerdings zu einem Zeitpunkt, an dem der Täter sich nicht darin aufhält. Wahrscheinlich hätte Jahn uns einen Tipp zugespielt, wenn er den Keller nicht mehr brauchte. Das hätte wieder neue Schlagzeilen gegeben. Und sicher auch weitere Buchverkäufe.«
    »Wo ist das Buch? Haben wir das hier irgendwo?«
    Diederich stand auf, ging zu einem Schreibtisch in der Mitte des Raumes und kam anschließend mit einer Ausgabe des Taschenbuchs zurück. Er hielt sie Erdmann hin. »Hier, bitte. Aber erwarte keine große Literatur.«
    »Nein, mich interessiert nur die Stelle, an der Jahn den Keller beschreibt. Das Regal zum Beispiel. Ich möchte mal sehen, wie eng er selbst sich an seine Vorgabe gehalten hat.«
    Erdmann musste eine Weile blättern, bis er die richtige Stelle gefunden hatte. Er las den Absatz langsam und betrachtete jeweils nach ein, zwei Sätzen die entsprechenden Fotografien. Mit jedem weiteren Detail, von dem er im Buch las, und das er dann auf einem der Fotos entdeckte, fand er es verblüffender, wie exakt der Keller nachgebaut war. Als der Absatz mit der Kellerbeschreibung vorüber war, legte er das Buch mit einem ganz seltsamen Gefühl zur Seite. Irgendetwas war ihm beim Lesen und Vergleichen merkwürdig vorgekommen. Etwas war falsch, aber er wusste nicht, was es war. Er sah alle Fotos noch einmal ganz genau an, aber es fiel ihm nicht ein. Auch ein erneutes Lesen der Stelle brachte ihn nicht weiter.
    Er dachte schon daran, Matthiessen um Hilfe zu bitten, als er es sah. Auf dem Foto, das zuoberst lag. Hastig blätterte er die Buchseiten durch, las den Abschnitt erneut. Dieses Mal aber suchte er ganz bewusst nach einer bestimmten Stelle. Als er am Ende des Abschnitts angekommen war und er diese Stelle nicht gefunden hatte, stöhnte er auf, legte sich die Hand auf die Stirn und sagte: »O mein Gott.«
    Er brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu sortieren und sich darüber klarzuwerden, welche Schlussfolgerungen aus seiner Entdeckung zu ziehen waren. Er konnte die Tragweite nicht recht greifen, auch wenn er sich ihrer bewusst war. Sowohl Matthiessen als auch Diederich sahen ihn fragend an, aber keiner von beiden sagte etwas. Erdmann zermarterte sich das Hirn, ging in Gedanken jeden Schritt durch, den sie in Jahns Keller gemacht hatten. Die Treppe, das Regal, Matthiessens kleiner Unfall … plötzlich fiel ihm ein, wonach er gesucht
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