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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht
Autoren: Monika Dettwiler
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Pläne gehabt und von der Rettung der Welt geträumt. »Als ein heiliger Eremit in Quedlinburg mir den Jünglingstod des Königs prophezeite, ahnte ich plötzlich mein Schicksal«, stieß der Papst hervor. »Langsam reifte in mir eine Idee, und die nächtlichen Träume gaben mir Recht: Ich war auserwählt, den Gottesstaat auf Erden zu bringen. Vor der Vollendung des tausendsten Jahres, um den Antichristen zu binden.«
    »Ihr wisst genau, dass der Antichrist jederzeit kommen kann, nicht nur im tausendsten Jahr nach Christi Geburt.«
    »Der Antichrist kündigt sich durch die Naturgewalten an, so steht es geschrieben. Erinnert Ihr Euch nicht an die Wetterschäden und Epidemien? Das Ende der Welt schien nahe. Ich wartete auf weitere Gotteszeichen. Da sah ich eines Nachts den Kometen und verstand.«
    Brun von Wormsgau wollte Papst werden. Aber nicht nur das. Gleichzeitig musste er die Kaiserkrone tragen.
    »So befahl mir der Herr im Traum«, leierte Gregor vor sich hin. »Jerusalem, den Gottesstaat auf Erden bringen! Das ist nur möglich, wenn die weltliche und geistliche Macht geballt in die Hände eines Himmelsbürgers gelangt, eines reinen Priesters. In meine Hände.«
    Gerbert zeigte kein Verständnis und schüttelte den Kopf.
    »Versteht doch, Gerbert.« Papst Gregor konnte sich nicht mehr beherrschen. Er schrie: »Lucifer wird immer stärker, die Menschheit steht am Abgrund. Nur wenn die Guten die Macht übernehmen, werden sie das Böse besiegen.«
    »Beruhigt Euch, es ist vorbei«, redete Gerbert leise auf den verstörten Apostolischen Hirten ein. »Legt Euch jetzt ins Bett, Ihr seid ernsthaft krank. Eure Stirn glüht.«
    »Ihr müsst wiederkommen«, rief Gregor ihm nach und folgte seinem Diener ins Schlafgemach.
    Gegen Abend des dritten Tages erreichte der Missus des Kaisers mit seinem Gefolge Serperi. Dank zahlreicher Pferdewechsel und kurzer Nachtrasten hatten sie die Riesenstrecke in kürzester Zeit hinter sich gebracht. Sie waren die Appia Antica hinuntergeritten bis zur Ruine des Jupitertempels, dann am Meer entlang zur Grotte des Kaisers Tiberius und zur Einsiedelei des heiligen Nilus. Das Wettrennen gegen die Zeit war vergebens. Der Kaiser war zwei Tage vorher nach Monte Cassino abgereist.
    Erschöpft sprang Alexius vom Pferd und half Elana aus dem Sattel. Ihre Haut war gerötet, das Haar unter dem zerfetzten Schleier verfilzt. Verstaubt, wie sie war, kniete die Burgherrin vor dem hundertjährigen Greis nieder. Ohne auf Alexius zu achten, begann sie leise zu sprechen.
    »Ich bin Elana aus Sachsen. In meiner Heimat möchte ich ein neues Frauenkloster gründen.« Als der Greis ihr freundlich zunickte, fuhr sie fort. »Das Leben des Kaisers ist in Gefahr.«
    »Schon heute Morgen suchten Leute nach ihm«, gab der Eremit trocken zurück. »Eine ganze Kriegerschar hat ihre Pferde zuschanden geritten. Auch sie, um Otto zu finden.«
    Alexius fühlte Panik in sich aufsteigen. Der Kaiser hatte nur zwei Tage Vorsprung. Mutig schob der Missus sich vor und wollte die Hand des Asketen küssen. »Seid Ihr sicher, dass der Kaiser direkt nach Monte Cassino gereist ist?«
    Nilus musterte den Griechen misstrauisch. »Euch kenne ich nicht.« Er wandte sich wieder Elana zu. »Ihr wollt ein Kloster stiften, und das ist gut. Aber es kann zur Sünde führen, wenn Ihr mit jungen Männern durch die Welt hetzt.«
    Das habe ich ihr auch gesagt, dachte Alexius. Aber Elana hatte nicht auf ihn hören wollen. Als der Missus und ein Teil des Heeres vor drei Tagen überstürzt durch die Porta Appia galoppierten, war Elana mit ihren Panzerreitern plötzlich hinter ihnen, denn Gerold hatte sie informiert. Eine Frau an der Spitze einer Kriegerschar! Alexius traute seinen Augen nicht, wollte sie zur Rückkehr zwingen. Aber Elana setzte ihren Willen durch. Keinen Augenblick bremste sie das Tempo der Männer. Im Gegenteil. Meist ritt sie an der Spitze und mit einer halben Pferdelänge voraus.
    »Ich bin Alexius, Freund und Missus des Kaisers«, sagte der Grieche geduldig und wiederholte seine Frage: »Ist der Herrscher bestimmt nach Monte Cassino gereist?«
    »So habe ich seinen Gefolgsleuten geraten.« Nilus ging auf seine Hütte zu.
    Alexius holte ihn ein. »Wann sind die Krieger, die heute kamen, weitergeritten?«
    »Sofort. Sie haben nicht einmal einen Schluck Wasser getrunken. Sicher sind sie schon bald in Monte Cassino.«
    Der Kaiserbote erschrak. »Vielleicht werden wir zu spät kommen, aber wir können in der Dunkelheit nicht
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