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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)
Autoren: K. C. Schmelz
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beiden Seiten der Ansiedlung weit ins Inland erstreckten, Holz zu holen, um die Dächer, die bei den Bränden Schaden genommen hatten, zu reparieren. Das geschäftige Hacken und Hämmern der Nulonier klang weithin über die karge Küstenlandschaft, hinunter zu der halbmondförmigen Bucht und hinaus aufs Meer.
    Sela schlenderte den steinigen Weg entlang, der von dem kleinen Städtchen zu den Steilklippen im Norden führte. Bald wurde aus dem Weg nur noch ein schmaler Pfad, der sich schlangengleich durch verdorrtes Gestrüpp hindurch wand. Es war noch immer Hochsommer und die Mittagshitze ließ Menschen wie Tiere gnadenlos schwitzen. Hier und da huschten smaragdfarbene Eidechsen über den rotbraunen, nackten Erdboden und verschwanden blitzschnell im schützenden Dickicht, als Selas Schritte sie aus ihrem Sonnenbad schreckten. Der Himmel war hellblau, und nur im Osten waren einige weiße Wattewolken zu sehen, die in der leichten Brise langsam in Richtung Süden zogen. Das Meer strahlte heute so intensiv blau, wie es Sela erst selten erlebt hatte, obwohl er die letzten zwei Monate ununterbrochen auf dem großen Ozean verbracht hatte. Der Farbenreichtum des Wassers faszinierte ihn.
    Am Rand des Steilufers setzte er sich auf einen der großen verwitterten Steine, die hier weit aus dem niedrig wachsenden, verdorrten Wildgras heraus ragten. Wenige Schritt vor ihm brach der Erdboden abrupt ab und Seals Blick fiel über die unregelmäßige Kante hinab auf einen sandigen schmalen Uferstreifen. Unablässig schlugen da drunten die Wellen gegen ein paar glatte, graue Felsen, die sich mehrere Schritt weit ins Meer hinaus erstreckten. Das unablässige Geräusch der Brandung machte Sela schläfrig und seine Gedanken wanderten zurück in die Vergangenheit, über zehn Jahre zurück in die Zeit, in der er und Faradis sich freiwillig als Soldaten gemeldet hatten. Kaum zwanzig waren sie beide damals gewesen, als sie vor Saros geknieten und ihren Eid ablegt hatten. Und als wäre das alles erst gestern geschehen, fühlte Sela in diesem einsamen Moment noch einmal die riesige Freude und den brennenden Stolz seiner Eltern, der aus ihrer gemeinsamen Entscheidung entsprungen war.
    Selas Blick fiel auf seine Hände. Was hatte er mit ihnen in den darauf folgenden Jahren nicht schon alles getan. Für den König, für Vater und Mutter, für Nulonien. Nie hatte er das alles nur für sich gemacht. Oder doch? Vielleicht ganz am Anfang, ja. Aber später dann nur noch für die anderen, denen er gefallen wollte. Aber so würde es nicht weiter gehen. Er spürte, dass sich in den letzten Wochen und Tagen alles verändert hatte und er wusste, dass es kein Zurück mehr für ihn gab. Er konnte nicht mehr das tun, wofür die nulonischen Männer in der Heimat so geachtet wurden, denn tief in seinem Herzen hatte er eine wachsende Liebe zu Isaldris entdeckt und er bewunderte und beneidete dessen einfachen aber freien Bewohner. Nie mehr wollte er es sein, der ihnen die Heimat oder gar das Leben wegnahm. Die einzige Frage war nur, wie er sich aus Saros Fängen befreien konnte. Er wusste nur zu gut, was mit den Soldaten geschah, die ihrem König nicht mehr dienen wollten. Und je länger er über seinen Ausstieg aus Saros‘ Machtapparat nachdachte, desto weniger realistisch erschien Sela sein Vorhaben. Es gab keinen Ausweg für ihn.
    Als er spät am Nachmittag niedergeschlagen wieder in das Städtchen zurückkehrte, kam er an einem Haus vorbei, in dem eine Frau laut schluchzte und vor Schmerz wimmerte. Selas Herz wurde eiskalt, als in diesem Moment einer seiner Kameraden aus der Tür trat und sich dabei die Hose zuschnürte. Die Augen des Mannes leuchteten befriedigt und Selas Hände ballten sich zu Fäusten. „Die Weiber hier sind viel besser als unsere. Die da drinnen solltest du auch mal ausprobieren“, meinte der Soldat und klopfte Sela aufmunternd auf die Schulter, doch da, total unvorbereitet, traf ihn dessen Schlag mit voller Wucht in der Magengegend. Der Mann knickte zusammen. Sela zog sein Knie an und rammte es in das Gesicht seines Gegenübers. Ein hässliches Knacken war zu hören und dann nur noch das Stöhnen des Mannes, der jetzt zusammengekrümmt auf dem Boden lag. Hellrotes Blut lief ihm aus der Nase und aus der aufgeplatzten Unterlippe.
    Keuchend trat Sela einen Schritt zurück. Er starrte auf den verletzten Kameraden und auf seine Hände. „Das hättest du nicht sagen sollen“, murmelte er und ging schnell davon ohne sich noch einmal
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