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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)
Autoren: K. C. Schmelz
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um ihn wieder gefangen zu nehmen. Aber nichts dergleichen tat sich. Außer den fünf Soldaten, die ihn aus der Burg begleitet hatten, näherte sich ihm niemand. Nach einiger Zeit erschienen mehrere Diener mit fünf braunen Stuten, einem weißen Hengst und sechs Lederbeuteln, die mit Essen und Decken vollgepackt waren. Einen der Proviantsäcke schulterte Sid, dann trat er auf das weiße Pferd zu und nahm ihm Sattel und Zaumzeug ab.
    Wenig später bemerkte Sid Bewegung am Eingangstor der königlichen Burg. Er erspähte ein paar Soldaten, dann erschienen endlich seine Eltern und Geschwister. Sie alle waren offensichtlich neu eingekleidet worden und kamen nun leicht schwankend die Treppe herunter. Sid schluckte. Die hageren Gesichter seiner Lieben sagten ihm, wie sehr sie gelitten haben mussten, aber jetzt würde alles gut werden. Er stürmte auf seine Familie zu und umarmte alle der Reihe nach: den Vater, die Mutter, Reg, Tom, Su, Jule und Enga.
    Die Mutter weinte so sehr, dass sie keine Kraft mehr zum Stehen hatte, und Sid musste sie die verbleibenden Stufen hinunter tragen. Als die Eltern und die Geschwister schließlich in den Sätteln ihrer Pferde saßen, schwang sich Sid auf den nackten Rücken seines Hengstes und trabte allen voran auf das geschlossene Tor der Wehrmauer zu. Ohne dass ein weiterer Befehl nötig war, öffneten die Wachtposten das Tor und der Weg wurde ihnen freigegeben. Eilig und ohne sich umzusehen ritten Sid und seine Familie über die gepflasterte Freifläche hinaus in die Stadt, vorbei an den prunkvollen Häusern der Reichen und vorbei an den heruntergekommenen Hütten der Armen, immer weiter Richtung Süden in die Freiheit.
     
    *******
     
    Sid saß unter einer Weide in der Nähe des Wasserfalls und lauschte dem beruhigenden Rauschen der Fluten. Kim lehnte an seinen angewinkelten Füßen und blickte träumerisch in den dunkelblauen Abendhimmel.
    „Wie viele werden es wohl sein?“, meinte sie nach einer Weile, und Sid wusste genau, dass sie nicht die Mücken meinte, die über ihnen im fahlen Licht der hereinbrechenden Dämmerung herumschwirrten, sondern die Telminamas, von denen er ihr zum ersten Mal bei seiner Rückkehr vor knapp zwei Monaten erzählt hatte.
    „Vielleicht die Hälfte“, antwortete Sid leise. „Du weißt, was Arek uns bei seinem letzten Besuch erzählt hat. Die meisten Reichen waren schlau und haben geteilt, aber es herrscht immer noch Aufruhr in der Stadt. Sie streiten jetzt alle um die Macht. Ich kann gar nicht glauben, dass sie König Lergos in die Verbannung geschickt haben.“
    Sid schwieg. Er fand es schrecklich, dass sich so viele Menschen gegenseitig umbringen konnten, nur weil jeder von ihnen der neue König sein wollte. Eine lange Zeit verging, dann atmete er tief durch. „Aber wenigstens ist jetzt das Wetter besser geworden“, meinte er glücklich. „Die Sonne scheint zwar immer noch nicht wirklich klar, aber im nächsten Jahr werden die Menschen in meiner alten Heimat bestimmt wieder ernten können.“
    Und genau das hatte er erreichen wollen. Er beugte sich vor und küsste Kim zärtlich auf die Stirn. „Was hältst du davon, wenn ich sie nach Hause zurückschicke?“
    Kim wusste sofort, was Sid meinte. „Ich glaube, diese kleinen Wesen würden sich sehr freuen“, sagte sie entschieden. „Sie gehören in ihre Welt.“
    Beide standen auf und schauten lange hinüber zum Wasserfall, zu dem Ort, an dem sie sich das erste Mal begegnet waren. Der Vollmond ging strahlend über dem Fluss auf und tauchte die hohen Tannen an den Uferseiten in ein silbernes Licht.
    Sid hob die Hand. „All ihr Telminamas“, sagte er feierlich. „Ich gebe euch frei, damit ihr in euer eigenes Land zurückkehren könnt.“
    Eine Weile stand Sid so bewegungslos da, dann ließ er seinen Arm langsam wieder sinken. „Sagt Maron einen schönen Gruß und Wulf und Beron“, flüsterte er mit feuchten Augen, und in seinem Herzen erglühte eine wilde Sehnsucht, die nur noch Kim, seine liebe Seelengefährtin, löschen konnte.

Personen
     
    Reich des Königs Lergos
    Sid
    Mira, Sids Mutter
    Matto , Sids Vater
    Reg, Tom, Su, Jule und Enga, Sids Geschwister
    Helgar , Sids Onkel
    Arek , Sids Cousin
    Lergos , der habgierige König
    Mikus , ein Mönch und Berater des Königs
    Erina , die Wirtsfrau
    Erko , der Dorfälteste
    Ulber -Bauer, der Salzhändler
    Hilgaard , die unheimliche Kräuterfrau
    Roba , Hilgaards Rabe
     
     
    Land des ewigen Lebens
    Beron, Miras erster Mann
    Wulf, Sids ältester
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