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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)
Autoren: K. C. Schmelz
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Buchsbaum- und Rosenhecken, die in exakten geometrischen Formen angelegt waren. Sid musste an sein Zuhause denken und an Kims Dorf und an das Land des ewigen Lebens. Überall dort war so ein unnatürliches Bild einfach unvorstellbar. Genauso unvorstellbar wie die vielen pompös gekleideten Frauen und Männer, die in Lergos‘ Garten spazieren gingen oder auf vereinzelten weißen Marmorbänken zusammen saßen.
    Die Soldaten führten Sid mit hallenden Schritten auf dem breiten Zugang entlang, der aus unzähligen aneinander liegenden Steinplatten bestand, quer durch die Parkanlage und vorbei an Lergos‘ neugierig blickendem Hofstaat. Endlich kamen sie vor dem flachen Treppenaufgang an, der hinauf zum eisenbeschlagenen Eingangstor der königlichen Burg strebte. Angespannt musterte Sid die zahlreichen Wächter in ihren Kettenhemden und den blutroten Umhängen, die dort auf den Stufen postiert waren und die jedem, sogar ihren Kameraden, den Zugang mit ihren spitzen Lanzen und Speeren verwehrten.
    „Was wollt ihr?“, fragte einer der Männer aus der ersten Reihe in barschem Ton.
    „Wir haben ein Geschenk für den König“, antwortete der Soldat, der Sid aufgegriffen hatte. „Das hier ist das Siebte Kind.“
    „Machst du Witze? Dieser schäbige Lump?“, höhnte der Wachtposten.
    „Ja, er ist der Gesuchte. Er hat es selbst zugegeben.“ - „Wenn du daran zweifelst, dann hol den Mönch, der kennt sich mit den alten Sagen am besten aus.“
    Nach kurzem Zögern wandte sich der Wächter, der hier anscheinend das Sagen hatte, einem seiner Untergebenen zu und befahl, den Letztgenannten zu holen.
    Eine lange Zeit verging, doch dann erschien unter dem hohen Eingangstor ein buckliger Mann mit Glatze und silbernem Haarkranz.
    „Führt ihn zu mir herauf“, rief der Greis mit kratzender Stimme herab.
    Der Wachtposten versetzte Sid einen heftigen Hieb mit seinem Speer und trieb ihn wie einen Hund zwischen all den Soldaten die Treppe hinauf.
    Mit einer glühenden Strieme am Rücken kam Sid oben bei dem wartenden Mönch an. Der empfing ihn mit kritischer Miene und für einen Moment ruhte sein forschender Blick nachdenklich auf Sids Gesicht, doch dann weiteten sich die wässrig blauen Augen des alten Mannes. „Ja, das ist er“, murmelte er begeistert. „Genauso, wie ihn seine Mutter beschrieben hat.“ -  „Bringt ihn zum König“, sagte er laut. „Das ist das Siebte Kind.“
    Zehn Soldaten nahmen Sid in ihre Mitte und führten ihn hinter Mikus in die Eingangshalle und dann weiter durch hell erleuchtete Gänge. Überall brannten Fackeln und Kerzen und ließen die vielen Kostbarkeiten nur so funkeln, die an den hell gestrichenen Steinwänden befestigt waren. Da gab es kunstvolle Schwerter und Rüstungen genauso wie goldverzierte Teppiche und riesige Gemälde. Nie hätte Sid geglaubt, dass der König so reich war, aber jetzt verstand er, warum die Landbevölkerung diese hohen Abgaben zu entrichten hatten.
    Je tiefer Sid in die königliche Burg gebracht wurde, desto mehr bewaffnete Männer standen in den unzähligen Räumen Wache, um ihren König und seinen Besitz zu schützen.
    Bald hielt der kleine Soldatentrupp mit Sid in seiner Mitte am Eingang einer großen Halle an, aus der feierliche Musik erklang. Scheu überflog Sid die unzähligen feinen Leute, die sich hier tummelten und allem Anschein nach ein ausgelassenes Hochzeitsfest abhielten. Sein Blick fiel auf die vielen mit weißen Tüchern gedeckten Tische, auf denen goldene Teller und Becher glänzten und edelsteinverzierte Schalen und Platten von leckeren Speisen regelrecht überquollen. Ganze gebratene Schweine mit Äpfeln in den weit aufgesperrten Mäulern machten gerade die Runde.
    Wie versteinert stand Sid da und verstand die Welt nicht mehr. Vor der Stadt verhungerten die Kinder, und hier drinnen fraßen sich die Männer und Frauen so voll, dass ihnen schlecht wurde. Er ballte seine gebundenen Hände zu Fäusten und musste sich beherrschen, nicht alle Telminamas auf der Stelle freizugeben.
    Einige der Feiernden wurden jetzt auf die neu angekommenen Soldaten aufmerksam und starrten Sid mit ihren berauschten Augen gierig an. Sid versuchte die Festgesellschaft zu ignorieren und blickte hinüber zu Lergos, der ganz hinten in der Halle auf einem massiven Thron aus weißem Marmor saß und sich von einer Schaar halbnackter Dienerinnen anzüglich mit Trauben fütterten ließ. Der König war ganz in schwarzes Leder gekleidet, eine prunkvolle Krone zierte sein ziemlich kurz
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