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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)
Autoren: K. C. Schmelz
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betrachtete er das dunkle Gebräu. Erina hatte schon viele Versuche mit Selbstgebrautem unternommen, und bisher waren ihre Getränke auch immer genießbar gewesen. Also hob Sid den schweren Humpen und nahm einen kleinen Schluck. Die beinahe schwarze Flüssigkeit war bitter und kribbelte leicht auf der Zunge.
    „Bist du sicher, dass dieser Anire-Saft zum Trinken gedacht ist?“, fragte Sid seinen Cousin, der wegen Erinas letzter Bemerkung noch etwas schmollte.
    „Ja, ich weiß, es schmeckt komisch, aber die Wirkung ist toll“, entgegnete Arek und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug.
    Bald schon waren die beiden jungen Männer so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie erst merkten, dass etwas nicht stimmte, als alle anderen Anwesenden mit einem Mal verstummten.
    Lautes Hufgetrappel war zu hören und das Klirren von Rüstungen. Sid stellte erschrocken seinen Humpen ab. Sein ganzer Körper verkrampfte und brennende Hitze schoss in seinen Kopf. Ein Blick in Areks weit aufgerissene Augen sagte ihm, dass sein Cousin vermutlich ebenso wie er wegen irgendeines verbotenen Handels ins Dorf gekommen war.
    Pferde schnaubten, und durch die beiden kleinen Fenster neben der Eingangstür konnte Sid an die zehn Soldaten beobachten, die in diesem Moment abstiegen.
    Erko, der Dorfälteste, beugte sich vom Nachbartisch herüber und raunte ihm und Arek besorgt zu: „Ihr Jungs habt doch nichts dabei, oder?“
    Sid antwortete nicht, er blickte Arek wortlos an. Der schluckte nur und rutschte auf der Sitzbank soweit es ging nach hinten in die dunkle Ecke. Sid biss seine Zähne fest aufeinander, aber eigentlich hätte er vor Wut laut schreien wollen. Er hasste den König und er hasste seine Gefolgsleute, die so viel Hunger und Schrecken über das Land brachten. Areks Familie war groß, und wahrscheinlich reichten ihnen die knappen Rationen, die sie von der Ernte einbehalten durften, genauso wenig wie den meisten anderen Bauern. Wer hier im Dorf lebte, der konnte leichter heimlich miteinander tauschen, aber für die Familien, die außerhalb wohnten, war die Schmuggelei sehr gefährlich. Wer von Lergos Männern erwischt wurde, war dem Tod geweiht. So wie Minna, einer entfernten Verwandten von Arek, die letzten Herbst versucht hatte, einen kleinen Sack Mehl im benachbarten Dorf einzuhandeln. Sie war von den Soldaten gleich mitgenommen worden, und niemand hatte sie jemals mehr gesehen.
    Sid merkte, wie er heftig zu schwitzen begann, und plötzlich schien der kleine Beutel, den er in seinem Socken bei sich trug, viel schwerer und größer als zuvor.
    Die Tür krachte auf, und die mit langen Schwertern bewaffneten Reiter traten in den gut gefüllten Raum. Kettenhemden klirrten und spitz zulaufende Helme glänzten bedrohlich. Eingeschüchtert wichen die Dorfbewohner, die an den Tischen vorne Platz genommen hatten, zurück und drängten auf die Bänke, die an den Längsseiten der Wände aufgestellt waren.
    „Was soll diese Versammlung hier?“, fragte der vorderste der Soldaten barsch. Sein Bart war tiefschwarz und in seinen dunklen Augen glühte ein wildes Feuer. Sid hatte noch nie so einen großen und breitschultrigen Mann gesehen.
    „Habt ihr nichts zu arbeiten?“
    Tiefe Stille trat ein.
    „Was ist? Habt ihr eure Zungen verloren?“, brüllte der Riese. „Oder sollen wir mit unseren Schwertern ein bisschen nachhelfen, damit ihr sie wiederfindet?“
    Langsam, ganz langsam stand Erko auf. Sid sah, wie seine faltigen Hände zu zittern begannen.
    „Wir können nicht arbeiten, Herr“, antwortete Erko mit dünner Stimme. „Das Wetter ist so kalt, dass wir die Aussaat nicht in die Erde legen können. Das Gras wächst nicht, und die Kühe geben keine Milch mehr.“
    „Verfluchter Nebel“, raunten einige von Lergos Männern, und auch ihr Anführer schien seinen anfänglichen Argwohn zu verlieren.
    „Nun gut, dann hört mal genau her. Besonders du mit deinen schwerhörigen Ohren“, raunzte er Erko an, der sich wieder auf seinen Stuhl gesetzt hatte. „Unser König sucht einen Jüngling, der gleichzeitig das siebte Kind einer Familie ist. Uralte Überlieferungen sprechen davon, dass nur dieser Junge den Zauber finden kann, der uns die Sonne wieder zurückbringt und den Nebel vertreibt.“ - „Wohnt hier so ein Knabe?“
    Alle schwiegen verängstigt, nur ein paar der Dorfbewohner schüttelten verneinend ihre Köpfe.
    Der Blick des riesigen Soldaten fiel auf Sid und Arek. „Ihr zwei da in der Ecke. Steht auf.“
    Sid merkte, wie seine
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