Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)
Autoren: K. C. Schmelz
Vom Netzwerk:
Landschaft schlängelte.
    Und so kam es, dass Sid nun an diesem ziemlich trüben Wasserlauf entlang marschierte. Die beiden Ufer, die von dichtem Weidengestrüpp bewachsen waren, standen mehrere Meter auseinander, und Sid konnte recht bequem auf den ausgedehnten Feuchtwiesen nebenher wandern. Nach wenigen Tagen schon wurde das Flussbett schmaler und die Wassertiefe nahm beträchtlich ab. Als Sid dann die ersten Ausläufer der Harun-Berge erreichte, wurde das Gelände schwergängig. Jetzt führte Sids Weg durch dichte Bergwälder und tiefe Schluchten. Bald schon ragten größere Felsbrocken aus dem nun kristallklaren Bergbach, und etwas später zogen sich breite Kiesbuchten an den Ufern entlang.
    Drei Tage waren vergangen, seitdem Sid die Ebene verlassen hatte, und wieder einmal begann es in der rauen Bergwelt viel zu früh zu dunkeln. Dennoch war Sid erleichtert, dass die Nacht schon anbrach, denn er fühlte sich ziemlich erschöpft von den vielen Tagesmärschen, die nun schon hinter ihm lagen, und nach einem kargen Abendessen, das aus Mehlbrei mit Waldhimbeeren bestand, schlief er fest in seine Decke gehüllt erschöpft ein.
    … Sid lief mit nackten Füßen über den staubigen Hof und genoss die herrlich warmen Sonnenstrahlen, die liebkosend auf sein Gesicht fielen. „Fangt mich doch!“, rief er ausgelassen seinen Schwestern zu, die ihm dicht auf den Fersen folgten. Sid verschwand in der Scheune und kroch tief in das frisch geerntete Heu hinein. Aufgeregt lauschte er den ankommenden Schritten, die nach ihm suchten und irgendwann wieder verschwanden. Still war es und warm, und Sid freute sich über den wundervollen Duft, der ihm in seinem sicheren Versteck in die Nase stieg. Nach Blumen und Gräsern roch es …
    … Seine Schwestern kamen wieder zurück. „Sid, komm raus, wir wissen, dass du da drinnen bist!“, rief Su. Aber Sid dachte gar nicht daran, sein Versteck aufzugeben. Er hielt sich mit beiden Händen den Mund zu, damit ihm kein verräterischer Ton entkam. Aber er hätte platzen können vor Lachen. „Wie du willst, dann holen wir dich eben“, kündigte Jule an und stocherte mit dem Stiel einer Mistgabel in dem Heuhaufen herum. Sie traf Sid im Rücken. „Au! Hör auf“, rief Sid und legte sich ganz flach auf den Boden, aber immer noch spürte er, wie Jule ihn mit dem Holzstecken an den Rippen traf. Unruhig wälzte er sich hin und her. Und seine Hände glitten über nackten Stein. „Wieso Stein?“, fragte sich Sid. „Ich bin doch in einem Heuhaufen.“
    Es dauerte eine Weile, bis Sid im Halbschlaf begriff, dass es doch nicht Jule war, die ihn so unerbittlich spießte, sondern die faustgroßen Kieselsteine, auf denen er lag. Er blinzelte benommen in die feuchtkühle Nacht und drehte sich missmutig auf die andere Seite. 
    In aller Frühe weckte ihn ein eigenartiges Geräusch. Sid rieb sich die Augen und setzte sich auf. Angespannt spähte er über das nebelverhangene Flussbett und musterte das Gestrüpp unter den Tannen und Fichten, die rings um ihn herum in den bleigrauen Morgenhimmel ragten. Doch nichts rührte sich. Gerade wollte er sich wieder hinlegen, um noch ein wenig dem beginnenden Vogelgezwitscher zu lauschen, da ertönte direkt hinter ihm ein lautes Krächzen. Sid fuhr heftig zusammen und drehte sich blitzschnell um. Ein riesiger Rabe saß keinen Meter von ihm entfernt auf einem Stein und beäugte ihn mit seinen kleinen klugen Augen.
    „ Kraaah!“, machte er noch einmal, dann hüpfte er noch näher heran, schnappte sich Sids wollene Decke und zerrte daran. „Gschhhh! Lass das!“, fauchte Sid das freche Tier an und versuchte es mit seinen Händen zu verscheuchen.
    „ Roba! Hör auf! Komm her!“, rief da eine raue Stimme.
    Sid fuhr erschrocken herum. Hinter ihm, dort wo die Tannen an das Ufer traten, stand eine tief gebeugte Gestalt in langem, braunem Umhang. Eine Kapuze verhüllte das Gesicht des Fremden, doch musste der Unbekannte wohl sehr alt sein, denn er stützte sich schwer auf einen langen Stock. Sid raffte sich hastig auf, während der Rabe, der ihn so unsanft geweckt hatte, folgsam hinüber zu seinem Menschenfreund flog und auf dessen Kopf landete.
    „Ich habe dich erwartet“, hörte Sid wieder diese unheimlich raue Stimme. „Gut, dass dich Roba gefunden hat.“
    Plötzlich schlug Sid das Herz so heftig in der Brust, als wäre er gerade bei sich zu Hause über den Kartoffelacker gerannt und wieder zurück. Er hatte Gänsehaut am ganzen Körper. „ Hilgaard?“, fragte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher