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Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)

Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)

Titel: Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
Autoren: Alexandra Reinwarth
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gestreichelt, ihn heimlich beim Fußballtraining bewundert und nachts meinen größten Teddybären so drapiert, dass ich mir vorstellen konnte, ich läge in seinem Arm. Und als er plötzlich eine Freundin hatte, blieb die Welt stehen.
    Wenn zum ersten Mal die Welt stehen bleibt, weiß man noch nicht, dass sie sich doch weiterdrehen wird. Diese Erfahrung fehlt, und deswegen ist es endgültig und das Schlimmste. (Das Verrückte ist, dass später im Leben das Wissen, dass sich die Welt doch immer weiterdreht und nicht stehen bleibt, ähnlich schmerzhaft ist.) Kurzum, völlig gegen meine Erwartungen blieb die Welt nicht im Pausenhof des Goethe-Gymnasiums stehen. Bald darauf, mit 13, verliebte ich mich nämlich schon in meinen ersten »richtigen« Freund. »Richtig« im Sinne von: » Wir gingen miteinander « , nicht im Sinne von: » Wir hatten zügellosen Sex. «
    Er hieß Tobias Grabinski. Er war zwar zunächst nicht in mich, sondern in Gabi verliebt, ich konnte das aber Gott sei Dank ändern. Wer weiß, was noch ein Tiefschlag mit meinem weiteren Liebesleben angerichtet hätte. Er begleitete mich zur Reitstunde, ich schoss Fußbälle ins Tor, damit er üben konnte, Torwart zu werden, wir hielten Händchen. Meine Mutter fand ihn erst nicht so gut. Das legte sich aber schlagartig, als sie erfuhr, dass sein Spitzname Grabschi nur der Abkürzung seines Nachnamens geschuldet war.
    Eines Tages lagen Grabschi und ich auf meinem Bett, rieben die Nasen aneinander und tauschten gehauchte Küsse aus. Und an diesem Nachmittag machten wir die Entdeckung des Jahres: den Zungenkuss. Es war – perfekt.
    Von ihm bekam ich meinen ersten Liebesbrief. Er war mit Schreibmaschine auf lila Briefpapier geschrieben, hinter den ersten Zeilen ging der Mond im Meer unter. Er steckte in einem passenden lila Briefumschlag, den mir mein Liebster an einem Freitag nach der letzten Schulstunde in die Hand drückte:

     
    Mein nächster Freund hieß Gerald. Gemein, was?
    Mit Gerald tappte ich in genau jene Falle, in die Frauen immer wieder mit traumwandlerischer Sicherheit und sehenden Auges hineintappen: Er war gut aussehend, älter, eisig cool und wahnsinnig – unnahbar. Dass seine Überlegenheit daher kam, dass er aufgrund eines Erbsenhirns bereits zweimal sitzen geblieben war, blendete ich aus. (Es ist erstaunlich, was man alles ausblenden kann. Meine Freundin Jana war einmal in einen Kerl verliebt, der unsozial, unattraktiv, humorlos, geizig und gleichzeitig dumm wie Brot war. Alles in einem. Und was sagte Jana damals? »Aber er hat so süße Grübchen!« Und da war sie Ende 20.)
    Wäre Gerald ein paar Jahre älter gewesen, hätte er ein Motorrad und eine abgewetzte Lederjacke gehabt. Aus Geralden werden später die Männer, von denen Frauen denken, sie seien empfindsam und nachdenklich, nur weil sie nichts sagen. In Wahrheit haben sie einfach nur nichts zu sagen.
    Geralde schreiben auch keine Liebesbriefe. Bei denen ist man schon froh, dass man überhaupt an ihrer Seite weilen darf. Ich glaube, im Leben jeder Frau gibt es mindestens einen Gerald. In meinem gab es fünf – manche brauchen eben länger.
    Sex hatten Gerald und ich nicht, wir hatten aber eine ungefähre Ahnung, was theoretisch wohin gehört und drückten unter heftigem Geknutsche die zuständigen Körperpartien aneinander. In diese Zeit fiel auch der Aufklärungsunterricht im Rahmen der Biologiestunde bei Frau Rammel. Ja, Rammel. Keine andere Lehrerin ist so oft mit ihrem Namen angesprochen worden. Frau Rammel kam Jahre zu spät. Dass in der gängigen Geburtspraxis die Babys in der Regel nicht auf die Welt kommen, indem der Bauch platzt, sondern, und diese Vorstellung war noch viel schrecklicher, die Babys irgendwie dort unten rausgepresst werden mussten, das hatte sich vorher schon geklärt. Abgesehen von den Themen Schwangerschaft und Geburt gab es im Aufklärungsunterricht jede Menge kopierte Arbeitsblätter, auf denen abstrahierte männliche und weibliche Geschlechtsorgane in Vorder- und Seitenansicht zu sehen waren. Den verschieden bunt schraffierten Flächen musste man dann Begriffe zuordnen wie:
Scheidenöffnung mit Jungfernhäutchen
Harnröhrenöffnung
Vorsteherdrüse
Nebenhoden
Glied
    Jetzt mal ehrlich – was soll das? Frau Rammel versteckte sich hinter dem Overhead-Projektor und sprach keine einzige der wirklich relevanten Fragen an:
Wie kann man den Penismuskel trainieren? (Jungs)
Wie groß muss mein Busen mindestens werden, in Zentimetern, und wann sind sie endlich
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