Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
Autoren: Brunnen Verlag
Vom Netzwerk:
kommen musste. Er hatte nicht vor, sich dagegen zu wehren.
    «Ihr habt gesiegt, Arlo», sagte Drakar mit brüchiger Stimme. «Das Königreich gehört Euch. Alles, worum ich Euch bitte, ist, mir einen ehrenvollen Tod zu gewähren.»
    Er neigte bereitwillig sein Haupt, und Arlo trat schweigend an seine Seite und hob das Schwert über seinen Kopf. Drakar schloss die Augen, atmete tief ein und hoffte, dass es ein schneller Tod sein würde. Einen kurzen Moment stand Arlo mit erhobenem Schwert da wie der Scharfrichter über dem zu Tode Verurteilten, dann ließ er das Schwert mit Wucht herniedersausen. Ein tiefes Singen war zu hören, als es die Luft zerschnitt. Drakar war darauf gefasst, jeden Moment die kalte Schwertklinge an seinem Hals zu spüren. Doch der tödliche Hieb blieb aus. Zitternd und mit hämmerndem Herzen öffnete Drakar die Augen und sah die scharfe Klinge des Schwertes unmittelbar vor seinem Gesicht aufblitzen. Verwirrt und gleichzeitig peinlich berührt sah er zu Arlo hoch.
    «Ihr verschont mich? Wieso? Wieso tut Ihr das?»
    Anstatt ihm eine Antwort zu geben, beugte sich Arlo zu ihm hinunter, nahm seinen rechten Arm und legte das flammende Schwert in seine Hand. Verdattert starrte Drakar auf das Schwert. Es fühlte sich in seinen Fingern wie glühende Kohlen an. Drakar spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete.
    «Was tut Ihr da?», flüsterte er mit feuchten Augen und blickte ungläubig zu Arlo auf. «Warum gebt Ihr mir denn das Schwert zurück?»
    «Es ist das Schwert des Königs», antwortete Arlo. «Ihr seid der König!»
    Drakar schluckte. Seine Lippen bebten. Seine Augen drohten überzulaufen. Er wollte die aufsteigenden Tränen hinunterschlucken, doch es gelang ihm nicht. Mit einem Mal verstand er, warum die Soldaten zu weinen begonnen hatten, und auch ihm blieb nichts anderes mehr übrig, als zu weinen. Er ließ das Schwert zu Boden fallen. Das plötzliche Bewusstsein, sein Leben lang für die falsche Sache gekämpft und all die grässlichen Dinge getan zu haben, die er getan hatte, war so schmerzhaft, dass er glaubte, sein Körper müsste jeden Moment zerbersten. Er schrie laut auf, ließ das Schwert fallen, vergrub das Gesicht in seinen Händen und begann ein Wehklagen ohne Ende. Wie ein Sturzbach brach es aus ihm heraus. Tränen flossen ihm über die Wangen, nässten seine Handschuhe und tropften auf das Schwert, während er sich die Seele aus dem Leib heulte.
    «Ich habe es nicht verdient, am Leben zu bleiben!», schrie er voller Verzweiflung und Scham, während sein Körper immer und immer wieder von unkontrollierten Weinkrämpfen geschüttelt wurde. «Warum tötet Ihr mich nicht? Ich habe es nicht verdient, noch länger zu leben!»
    Arlo berührte seine Hände. «Eine neue Geschichte hat begonnen. Es wird Zeit, dass Ihr beginnt, Eure Gabe zu gebrauchen.»
    Automatisch zog Drakar seine Hände zurück. «Nein!», rief er und schüttelte entschieden den Kopf. «Das kann ich nicht.»
    «Doch, Ihr könnt», ermutigte ihn Arlo. «Zieht Eure Handschuhe aus. Warum versucht Ihr, Eure Gabe darunter zu verbergen?»
    «Es ist keine Gabe!», entgegnete Drakar energisch. «Es ist ein Fluch! Ich bin … ich bin ein Hexer!»
    «Seht mich an», sagte Arlo. Drakar blickte aus verweinten Augen zu ihm hoch. «Ihr seid kein Hexer. Ihr seid auserwählt. Durch Euch, durch Eure Gabe, soll Shaíria in neuer Pracht erstrahlen.»
    Drakar starrte auf seine schwarzen Lederhandschuhe. «Ich … ich kann das nicht», wimmerte er. «Ich habe Menschen wegen solcher Fähigkeiten hinrichten lassen … Ich habe Menschen auf dem Gewissen, die genauso waren … wie ich!»
    Er begann wieder zu weinen, und seine Finger verkrampften sich dabei. Doch Arlo nahm Drakars Hände zwischen die seinen und öffnete die Fäuste sachte wieder.
    «Ihr braucht Euch nicht für Eure Gabe zu schämen. Sie ist ein Geschenk.»
    «Aber ich …»
    «Es gibt nichts, wovor Ihr Euch zu fürchten braucht.»
    Arlo begann, ihm die Handschuhe abzustreifen – wie ein altes Kleid, das nicht mehr zu gebrauchen ist. Drakar ließ es zögerlich mit sich geschehen. Doch seine Hände zitterten leicht.
    «Von allen Gaben, die es gibt, habt Ihr die größte erhalten», sagte Arlo und legte Drakars Hände auf den Boden. «Nämlich Leben hervorzubringen, wo vorher keines war.»
    Im selben Moment geschah etwas Wundersames: Drakars Hände wurden von einem bläulichen Glanz umhüllt, und dort, wo er die nackte Erde berührte, schoss grünes, saftiges Gras hervor.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher