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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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überzeugen können, dass Widerstand gegen die ketzerischen Anhänger Cromwells zwecklos war. Sinnvoller, als das Blut so vieler tüchtiger und tapferer Männer zu vergießen, sei es, eine Kapitulation auszuhandeln, die alle unbeschadet ließ und außerdem die Möglichkeit gab, die Schlacht später einmal auszufechten. Kaum war das vollbracht, hatte sich der unbezwingbare Häuptling leichten Herzens nach Frankreich begeben,sich in einer Wein anbauenden Gegend niedergelassen und dort bis ins hohe Alter fröhlich gelebt und gezecht. Seine ihm vertrauenden Landsleute jedoch, die dem Burgherrn gedient hatten, wurden samt und sonders enthauptet: Krieger und Schmiede, Fischer und Bauern, Schäfer und Barden.
    Eine Zeitlang ließen es sich die Eindringlinge gutgehen unter der tyrannischen Herrschaft der zuvor erwähnten Lords Shaftoe. Als Belohnung für ihre oftmals geschilderten Schändlichkeiten hatte man ihnen die besseren Landstriche Kerrys übereignet. Eine Generation der Shaftoes war der anderen in dem Besitzstand gefolgt, unangefochten, abgesehen von ein paar Steinwürfen, einer abgestochenen Kuh hier, einem vergifteten Brunnen dort, wofür Leute hier gehängt oder dort von ihrer Heimstatt vertrieben wurden. Schließlich wurden die Shaftoes ihrer Unannehmlichkeiten müde und verzogen sich nach London, ließen dabei aber an ihrer Statt eine Reihe von Gutsverwaltern zurück, von denen nur wenige einen natürlichen Tod starben.
    Dann kam es zu dem Fluch, der Kitty so verlockt und ihre erwartungsvolle Hand gezwungen hatte, das Dokument zu unterschreiben, welches sie zur Eigentümerin machte. In den ersten Jahren des neunzehnten Jahrhunderts hatte der in der Erbfolge letzte Shaftoe sich erneut zum alleinigen Herrn der Burg erklärt, und man hatte sich angeschickt, Vorbereitungen für seine Rückkehr zu treffen. Während er von der Ostküste ins Land vordrang, erreichten ihn Gerüchte, dass zu den Verbesserungen, mit denen man beabsichtigte, ihm Bequemlichkeit in einem derart kalten und rohen Land zu bereiten, auch eine eingemauerte Ladung von Sprengstoffen gehörte, die man als erste Manifestation des ihm zugedachten Willkommens zünden wollte.
    Abschrecken konnte ihn das nicht. Gleich nach seinerAnkunft wurde der Landadel in die Große Halle befohlen und befragt. Wo befand sich das Schießpulver? Wer hatte es herangeschafft? Wer hatte es zünden sollen? Antworten darauf erhielt er keine. Erfahren in der Art, Geständnisse zu erzwingen, wählte seine Lordschaft zwei junge Leute aus, den hübschesten der jungen Männer und die schönste der jungen Frauen, beide etwa siebzehn Jahre alt. Sie wurden für vierundzwanzig Stunden ins Gefängnis geworfen. Gab es innerhalb dieser Zeit keine Antwort auf die von ihm gestellten Fragen, sollten die jungen Leute gehängt werden.
    Und sie wurden gehängt. Bald darauf wurden ihre ranken und schönen Leichname abgeschnitten und an einem entlegenen, geheim gehaltenen Ort begraben, um so die Bevölkerung der Märtyrergräber zu berauben, die eine Pilgerstätte hätten werden können und eine Quelle kommender Unruhen. Seine Lordschaft jedoch begab sich im Schutze der Nacht zu Schiff nach Dingle und unternahm von dort eine Seereise, die ihn letztendlich bis ins ferne Australien brachte, wo er, wie er sich wohl erhofft hatte, seine despotischen Gelüste weiterhin voll ausleben konnte.
    Die Burg Kissane blieb fortan unbewohnt. Nur wenige wagten es, sich ihr zu nähern. Dort lauerte ja das Schießpulver. Daran zweifelte niemand. Auch rechnete man damit, dass es jederzeit zur Explosion kommen könnte. Doch diejenigen, die beauftragt waren, den Anschlag zu verüben, schienen wie vom Erdboden verschwunden. So verbreiteten sich neue Gerüchte. Womöglich waren es der hübsche Bursche und das ach so schöne Mädchen gewesen, die man auserkoren hatte, die Fackel zu schwingen. Vielleicht waren die Ahnungen Seiner Lordschaft richtiger, als ihm selbst bewusst wurde, was dazu führte, dass niemand unter den Lebenden an den Sprengstoff herankam und die Gefahr unaufhörlich bestehen blieb, bis ihn jemanddurch bloßen Zufall, durch ein reines Versehen zündete.
    Aber dann, nachdem das neunzehnte und zwanzigste Jahrhundert ihren unheilvollen Lauf genommen hatten, hatte eine neue Brut, eine Gruppe wild entschlossener Hausbesetzer, junge Frauen und Männer aus Cork, von der Burg Besitz ergriffen und aller Schwarzmalerei Trotz geboten. Niemand in der Umgebung hatte etwas dagegen. Die Hausbesetzer hatte es in die
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