Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
die Decke umgelegt hatte, zitterte sie unaufhörlich. Es war so kalt hier…
    Und Kyle hatte nicht einmal eine Jacke.
    Oh, Kyle…
    Sie hob seine Decke an die Wange und schloss die Augen.
    Wo bist du, Schatz? Warum bist du aus dem Auto gestiegen? Warum bist du nicht bei deiner Mom geblieben?
    Taylor und der Polizist kamen in den Krankenwagen, sie wechselten einen kurzen Blick, bevor Taylor Denise sanft seine Hand auf die Schulter legte.
    »Ich weiß, dass es schwer ist, aber wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen, bevor wir mit der Suche anfangen können. Es dauert nicht lange.«
    Sie biss sich auf die Lippe, ehe sie leicht nickte, dann atmete sie tief ein. Sie machte die Augen auf.
    Der Polizist sah aus der Nähe jünger aus und hatte freundlich blickende Augen. Er ging vor ihr in die Hocke.
    »Ich bin Carl Huddle von den State Troopers«, sagte er, das besänftigende Rollen des Südens in der Stimme. »Ich weiß, dass Sie sich Sorgen machen, auch wir sind besorgt. Die meisten von uns sind auch Eltern und haben kleine Kinder. Wir alle wollen Ihren Sohn ebenso dringend finden wie Sie, aber wir müssen ein paar allgemeine Informationen haben – damit wir wissen, wonach wir suchen.«
    Die Worte drangen kaum an ihr Ohr.
    »Können Sie ihn bei diesem Unwetter überhaupt finden… ich meine, ehe es…?«
    Denise blickte von einem zum anderen und konnte sie nur mit Mühe klar erkennen. Als Sergeant Huddle nicht gleich antwortete, nickte Taylor McAden mit deutlicher Entschlossenheit.
    »Wir werden ihn finden – ich verspreche es.«
    Huddle sah Taylor zweifelnd an, bevor auch er schließlich nickte. Er verlagerte sein Gewicht auf ein Knie, offensichtlich war die Haltung für ihn unbequem.
    Denise atmete scharf aus, richtete sich etwas auf und versuchte gefasst zu bleiben. Ihr Gesicht, das der Sanitäter gesäubert hatte, war weiß wie ein Leinentuch. Der Verband um ihren Kopf hatte einen roten Fleck über dem rechten Auge. Ihre Wange war geschwollen und blau unterlaufen.
    Als sie bereit war, gingen sie die Grundfragen für den Bericht durch: Namen, Adresse, Telefonnummer und Beruf, vorheriger Wohnort, wann sie nach Edenton gezogen war, warum sie mit dem Auto unterwegs war, dass sie zum Tanken gehalten hatte, wie das Reh auf der Straße aufgetaucht war und sie die Kontrolle über den Wagen verloren hatte, der Unfall selbst. Sergeant Huddle notierte alles auf einem an dem Klemmbrett befestigten Blatt. Als er mit dem Schreiben fertig war, sah er sie fast erwartungsvoll an.
    »Sind Sie mit J. B. Anderson verwandt?«
    John Brian Anderson war ihr Großvater mütterlicherseits und sie nickte.
    Sergeant Huddle räusperte sich – wie jeder in Edenton hatte er die Andersons gekannt. Erneut warf er einen Blick auf das Klemmbrett.
    »Taylor hat gesagt, Kyle ist vier Jahre alt?«
    Denise nickte. »Im Oktober wird er fünf.«
    »Können Sie mir eine allgemeine Beschreibung geben eine, die ich über Funk ausgeben kann?«
    »Über Funk?«
    Sergeant Huddle antwortete geduldig. »Ja, wir geben die Information über den Polizeifunk aus, damit die anderen Departments sie auch empfangen. Falls jemand ihn findet und mitnimmt und bei der Polizei anruft. Oder falls er zufällig bei einem Haus auftaucht und die Bewohner die Polizei anrufen. Für solche Fälle.«
    Er sagte nicht, dass die Krankenhäuser in der Gegend auch diese Nachrichten erhielten – im Moment war das noch nicht nötig.
    Denise drehte den Kopf zur Seite und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
    »Ehm… «
    Es dauerte ein paar Sekunden, bevor sie zu sprechen begann. Wer kann schon sein Kind in Zahlen und Maßen beschreiben? »Ich weiß nicht… knapp über einen Meter groß, knapp zwanzig Kilo schwer oder so. Braune Haare, grüne Augen… ein ganz normaler Junge seines Alters. Nicht groß, nicht klein.«
    »Irgendwelche besonderen Merkmale? Muttermale, so etwas?«
    Sie wiederholte seine Frage, aber alles schien ganz unzusammenhängend, so unwirklich, so ganz und gar unverständlich. Wozu brauchten sie das? Ein kleiner Junge, der sich im Sumpf verlaufen hatte… wie viele gab es wohl an einem Abend wie diesem?
    Sie sollten jetzt suchen, statt mit mir zu sprechen.
    Die Frage… was war es noch gleich? Ach ja, besondere Merkmale… Sie konzentrierte sich, so gut es ging, und hoffte, die Befragung schnell hinter sich zu bringen.
    »Er hat zwei Leberflecken auf der linken Wange, einen größeren und einen kleineren«, sagte sie schließlich. »Sonst nichts.«
    Sergeant Huddle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher