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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt
Autoren: Jo Hanns Roesler
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Häusern in Paris und Brüssel gearbeitet, dagegen ist der Laden hier die reinste Bruchbude! — Gnädigste tanzen bezaubernd! Gnädigste sollten bei mir Privatstunden nehmen, ich bin zwar sehr occupé , aber mittwochs hätte ich noch frei. Werden Gnädigste wiederkommen? Sie brauchen nur nach Herrn Franzi zu fragen. Wie gefällt der Gnädigsten mein neuer Smoking? Leider noch nicht bezahlt. Soll aber beileibe keine Anspielung sein! Gestern waren Amerikanerinnen bei uns in der Bar und haben zwölf Flaschen echten französischen Champagner getrunken, die Flasche zu dreißig Mark! Meine Kollegen, die mit den Damens getanzt haben, haben jeder hundert Dollar bekommen. Ja, es gibt noch Kavaliere! Küß die Hand, Gnädigste, küß die Hände! Auf Wiedersehen!“

    Der Aufschneider:
    „Höre ich recht? Sie tanzen keinen Lambeth Walk ? In Monte, wo ich jedes Jahr im Palace absteige — Zimmer mit bain , vorn hinaus — tanzt alle Welt Lambeth Walk ! Ob Foxtrott oder Tango oder Wiener Walzer, man tanzt in Monte alles auf Lambeth Walk ! Ja, ja, in Monte! Sie kennen doch Monte? Nein?? Aber wie kann man denn leben, ohne jedes Jahr wenigstens einige Monate an der blauen Azur zu verbringen und im eigenen Wagen durch die freie Schweiz zu fahren? Bitte? Was ich für einen Wagen habe? Einen Rolls=Royce natürlich. Nein, leider ist er gerade in Reparatur, Sie können sich nicht vorstellen, wie schwer es ist, Ersatzteile dafür zu bekommen! Man braucht ja das Geld anscheinend für wichtigere Dinge! Zeiten sind das! Soll ich etwa in einem deutschen Wagen fahren? Warum nicht gleich Fahrrad? Wer wird sich denn heute etwa in einen Porsche setzen. Das Zeug ist ja so billig, kaum tritt man aus einem Lokal, stehen zwanzig, dreißig davon in einer Reihe! Soll ich mir vielleicht erst an der Nummer meinen Wagen heraussuchen? Mein Freund, Graf Ohnelaus , ist ganz der gleichen Ansicht. Sie kennen doch Graf Ohnelaus ? Wenigstens dem Namen nach? Ältester Adel, Stammbaum bereits total verfault, wie Ohnelauschen immer zu mir sagt. — Wie bitte? Sie kennen mich? Vielleicht aus Biarritz? Oder von Deauville ?
    Auch nicht? Sie entsinnen sich jetzt ?— —ja, ja, leider,
    die Stehbierhalle am Praterstern gehört meinem Vater
    — was will man machen, die Väter kann man sich ja nicht heraussuchen! Wie bitte? Ich hätte Sie persönlich bedient? Eine Laune von mir, nur eine Laune! Ich bediene sonst niemals! Schade, also war der erste Eindruck der schlechteste? Wie, ich habe Ihnen damals besser gefallen als heute? — Ladylike nenne ich das nicht, aber über Gustis steht der Disputantum !“

    Der Eheherr:
    „Was sagst du dazu, Mutter, wie fein dein Mann tanzt? Dabei bist du eigentlich viel zu schwer, um wirklich gut mit mir tanzen zu können. Nichts gegen dein Gewicht, Mutter, da kostet mich jedes Kilo gutes Geld, aber sonst solltest du mich einmal tanzen sehen. Schau, wie hübsch die Kleine dort in dem braunen Kleid ist! So solltest du aussehen, Mutter! Was denn? Hatsch mir doch nicht immer auf die Füße! Halt dich gefälligst gerade! Das Beefsteak heute mittag war wieder steinhart, und der Knopf von meinem blauen Anzug ist immer noch nicht angenäht! Du mußt mehr schweben, Mutter — eins, zwei, drei — eins, zwei, drei — alleine kann ich es auch nicht schaffen! Warum strahlst du nicht, wenn ich mit dir tanze? Lächle auf der Stelle, oder ich lasse dich mitten im Saale stehen! Der Tanz ist aus? Das wäre geschafft! Jetzt habe ich dich ausgeschwenkt, Mutter, jetzt ist Schluß für heute!“

    *

    Müssen Männer so sein? Sie hören sich wohl selbst nicht, wenn sie reden. Aber warum reden sie überhaupt? Haben sich denn die Menschen, die zusammen tanzen, so wenig zu sagen, daß sie reden müssen?

Ein königliches Spiel

    Helene machte einen letzten Versuch.
    „Jeden Abend?“
    „Jeden zweiten Abend, Helene!“
    „Mußt du so oft Schach spielen?“
    „Es ist ein königliches Spiel.“
    „Wo wir erst drei Wochen verlobt sind, Liebster!“ Er legte seinen Arm um sie.
    „Du mußt mir meine Zerstreuung gönnen, Helene!“
    „Du hast doch mich.“
    „Immer können wir uns nicht küssen.“
    „Wir können uns unterhalten.“
    „Dann haben wir uns bald nichts mehr zu sagen.“ Helene kam gegen seine Leidenschaft nicht auf. „Was soll ich nur tun, Liebster?“
    „Liebst du mich?“
    „Ich bete dich an!“
    „Dann erfüll mir einen Wunsch, Helene.“
    „Jeden! Welchen?“
    „Lern Schach spielen!“

    *

    Was tut ein junges Mädchen nicht
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