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Das schoenste Geschenk

Das schoenste Geschenk

Titel: Das schoenste Geschenk
Autoren: Nora Roberts
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hatte sie so heftig auf ihn reagiert, weil sie und Donna gerade über ihn gesprochen hatten.
    Sie bog von der Hauptstraße ab und stieg den steilen Feldweg bergan, der zu ihrem Haus hinführte.
    Durch die Bäume konnte sie das Gebäude sehen, und wie immer erfüllte sie dieser vertraute Anblick mit Stolz und Freude. Es gehörte ihr. Der Wald, der schmale gewundene Bach, die Felsen, das alles gehörte ihr.
    Sanfte grüne Hügelketten, Wälder und die blauen Berge am Horizont bildeten den Hintergrund für das vor über hundert Jahren aus grauem Feldstein errichtete Haus.
    Ihre Großmutter hatte stets darauf geachtet, dass niemand in ihre Abgeschiedenheit eindrang. Von ihrem Grundstück aus konnte Sharon kein anderes Gebäude sehen. Wenn sie Gesellschaft haben wollte, musste sie fast einen halben Kilometer laufen. Und wenn sie keine Lust hatte, jemanden zu sehen, blieb sie einfach zu Hause. Nach vier Jahren in überfüllten Klassenzimmern freute sie sich auf das einsame Leben hier draußen.
    Und mit etwas Glück würde sie bis Weihnachten ihren Antiquitätenladen eröffnet haben. Sobald das Dach und die Veranda repariert waren, würde sie mit den Umbauten im Haus beginnen. Sie wusste schon ganz genau, wie alles aussehen sollte.
    Das Erdgeschoss wollte sie in zwei Bereiche unterteilen. Der eine Teil sollte Museum werden, in dem anderen würde sie ihre Antiquitäten zum Verkauf anbieten. Sie besaß genug Familienerbstücke, um ein kleines Museum damit zu füllen. Darüber hinaus waren die sechs Zimmer des Hauses vollgestopft mit antiken Möbeln. Wenn sie außerdem noch zu ein paar Auktionen ging, um ihren Bestand zu erweitern, würde sie einen guten Start haben.
    Sie hatte ein wenig Geld gespart, und da das Haus mit keiner Hypothek belastet und auch ihr Auto abbezahlt war, konnte sie jeden Cent in ihr Geschäft stecken.
    Während Sharon auf das Haus zuging, blieb sie kurz stehen und blickte auf den überwucherten Feldweg, der zu dem ehemaligen Besitz des alten Farley führte. Sie war neugierig, was denn dieser Victor Banning mit dem verkommenen Haus anstellte. Und, das gestand sie sich ehrlich ein, sie wollte ihn einfach wiedersehen. Schließlich würden sie Nachbarn sein. Es war vielleicht ratsam, dass sie sich vorstellte, um von Anfang an ein freundschaftliches Verhältnis mit ihm herzustellen.
    Das Haus war noch nicht in Sicht, da hörte Sharon bereits das gedämpfte Echo von Hammerschlägen. Ihr gefiel dieses Geräusch. Es bedeutete Arbeit und Fortschritt. Sie beschleunigte ihre Schritte.
    Sharon befand sich noch im Schatten der Bäume, als sie Victor Banning sah.
    Er stand auf der neu gebauten Veranda und war gerade damit beschäftigt, das Geländer anzubringen. Er hatte sein Hemd ausgezogen, und seine gebräunte Haut glänzte in der Sonne.
    Als er das schwere Geländer aufhob und auf die Stützpfosten legte, traten die Muskeln auf seinem Rücken und seinen Schultern hervor. Er konzentrierte sich so auf seine Arbeit, dass er Sharon, die am Waldrand stand und ihn beobachtete, gar nicht bemerkte. Trotz der anstrengenden Arbeit schien er völlig entspannt zu sein. Jetzt wirkte sein Mund nicht mehr hart, und auch der Ausdruck von Kälte war aus seinen Augen verschwunden.
    Sharon betrat die Lichtung, und im selben Moment blickte Victor Banning abrupt auf. Sofort nahm sein Gesicht einen verärgerten, misstrauischen Ausdruck an. Doch Sharon sah darüber hinweg. Lächelnd ging sie auf ihn zu.
    »Hallo.« Die Grübchen in ihren Wangen vertieften sich. »Ich bin Sharon Abbott. Mir gehört das Haus am anderen Ende des Feldwegs.«
    Victor betrachtete sie stumm. Was will sie von mir?, dachte er, während er den Hammer hob, um das Geländer festzunageln.
    Sharon lächelte noch immer. Eingehend betrachtete sie das Haus. »Sie haben sich ja ein schönes Stück Arbeit vorgenommen«, erklärte sie unbefangen und steckte die Hände in die Hosentaschen. Sie blickte an dem Haus empor. »Es ist jammerschade, dass das Feuer einen so großen Schaden angerichtet hat. Und dann hat sich jahrelang niemand um das Haus gekümmert.« Interessiert schaute sie ihn an. »Sind Sie Schreiner?«
    Victor zögerte einen Moment und zuckte dann gleichgültig die Schultern. Es entsprach ja teilweise der Wahrheit. »Ja«, sagte er knapp.
    »Wie praktisch.« Sharon erklärte sich sein Zögern damit, dass es ihm peinlich war, arbeitslos zu sein. »Wenn Sie aus Washington kommen, muss das Leben hier ja eine ziemliche Umstellung für Sie bedeuten.« Als er
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