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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor
Autoren: Arthur Achleitner
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Leibe bebend, Olga angsterfüllt aus.
    »Gnädiges Fräulein wollen über mich verfügen . . .«
    »Ich verstehe Sie nicht!«
    »Jeglicher und unvermeidlicher Kompromittierung wird die Spitze abgebrochen, wenn mir die Berechtigung zusteht, die
Ehre der Frau Olga Wurm von Hohensteinberg zu verteidigen!«
    »Allmächtiger! Sie wollen mich . . .«
    ». . . heiraten mit allergnädigster Genehmigung! Ja, gnädiges Fräulein! Ich will helfen, retten, Sie
mit meinem Namen decken, wenn nötig mit bewaffneter Hand jedem entgegentreten, der es wagen sollte, auch nur einen
scheelen Blick auf Sie zu werfen. Verzeihen Sie, wenn ich es unterlasse, von meinen heißen Gefühlen inniger und
ehrerbietiger Liebe zu sprechen. In jetziger Lage gilt es einzutreten für Ihren Ruf, für Ihre Ehre, die
Kompromittierung zu verhindern, und das kann nur dadurch erreicht werden, daß Olga Tristner sich in Olga von Wurm
verwandelt.«
    »Großer Gott!« stammelte sie fassungslos.
    Zynisch erwiderte der Verwalter, sie funkelnden Blickes musternd: »Lassen wir doch den Himmel aus dem Spiel, der
sich sehr ungalant Ihnen gegenüber verhielt, da er Ihnen sonst die Blamage mit Hodenberg erspart haben würde. Doch
es bleibe Ihnen die Anrufung unbenommen, vielleicht hilft und verzeiht er Ihnen. Wollen gnädiges Fräulein mir das
offizielle Recht zur Verteidigung Ihrer Ehre erteilen?«
    »Unmöglich!« rief schmerzbewegt Olga aus.
    »Wie's beliebt! Falls gnädiges Fräulein aber auf eine Ehrenrettung durch den Richter hoffen, glaube ich
sagen zu sollen, daß Doktor Thein kaum geneigt sein wird, eine in seinen Akten kompromittiert erscheinende Dame zu
seiner Gemahlin zu erheben und sich in seinen Kreisen unmöglich zu machen!«
    »Herr, das ist eine Unverschämtheit! Ich habe mir nichts vergeben, nichts vorzuwerfen! Hodenberg hat nicht
einen Kuß von mir erhalten.«
    »Bezweifle ich keinen Augenblick! Fatal wird es aber immer bleiben, wenn Hodenberg im Zuchthaus prahlt, daß
das Schloßfräulein von Ried seine Braut gewesen ist!«
    »Können Sie dem Menschen vielleicht die Zunge binden, wenn ich Frau Wurm bin?«
    »Durch die Vermählung mit mir verschwindet der Name Olga Tristner aus der Welt! Darf ich um Antwort
bitten?«
    »Ich kann das schwerwiegende Wort heute nicht sagen! Geben Sie mir Bedenkzeit!«
    »Mit größtem Vergnügen! Gnädiges Fräulein wollen aber gütigst beachten, daß
schon der nächste Besuch des Richters Sie der Gefahr aussetzt, mit – sagen wir höflich – vermindertem
Respekt behandelt zu werden, denn die völlige Entlarvung des Verbrechers Hodenberg dürfte amtlich bereits erfolgt
sein!«
    »Zuviel!« ächzte unter Krämpfen Olga und sank ohnmächtig nieder.
    Wurm nahm das Mädchen in seine kraftvollen Arme und trug sie der eiligen Hilfe wegen in ein Burschenzimmer der nahe
gelegenen Brauerei, wo er dem anwesenden Burschen Auftrag erteilte, Essig und Wasser zu beschaffen, im Schloß aber von
dem Unfall des Fräuleins nichts zu sagen.
    Als der Braubursch mit Essig und Wasser zurückkehrte, rieb Wurm die Schläfen des Mädchens eifrig mit Essig
und erzielte durch seine Bemühung bald die Rückkehr des Bewußtseins.
    »Gott sei gepriesen, die Rettung ist gelungen! Ich werde mit dem Burschen vor der Türe auf Sie warten!«
Respektvollst verließ Wurm, vom Brauburschen gefolgt, die Stube.
    Olga weinte Tränen der Wut und Scham, ordnete ihre Kleider und flüchtete so hastig an Wurm vorüber ins
Schloß, daß von einem Folgen keine Rede sein konnte. Höhnisch lächelnd begab sich der Verwalter ins
Kontor; er wußte die Fliege im Netz, das war für die lauernde Spinne die Hauptsache.
    Im Zwiegespräch hatte Benedikte von Zankstein Dinge vernommen, die dem Fräulein nicht sonderlich gefallen
wollten, so das begeisterte Lob des Verwalters aus dem Munde der sonst vorsichtig urteilenden Frau Helene. Allerdings ist
Mama Tristner des Augenlichts beraubt, lediglich auf das Ohr angewiesen, und das Gehör kann trügen. Nicht minder
mißfiel Dikten die Versicherung, daß die zu Besuch in Schloß Ried weilende Kusine Wurms häßlich
bis zur Ungefährlichkeit sei. Dies glaubte die Zanksteinerin einfach nicht und weckte eine Neugier, wie sie sonst in
gleichem Maße nur bei Polizeibeamten und Staatsanwälten zu finden ist. Wenn das Gebaren Theos, die
Vernachlässigung Zanksteins, mit jener Häßlichkeit in Zusammenhang gebracht wurde, mußte sich
Eifersucht und Verdacht mit geradezu zwingender Gewalt einstellen. Da nun
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