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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor
Autoren: Arthur Achleitner
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verdammt hübsch ist sie auch, und die Geschichte beginnt schief zu gehen! Wenn ich nur die
Florentinerin vom Halse hätte!«
     

Vierzehntes Kapitel
     
     
    Alsbald nach Doktor Theins Abfahrt war Olga in den Park gegangen und hatte die Tropfsteingrotte aufgesucht, wo man in
angenehm kühler Temperatur ungestört den Gedanken nachhängen konnte. Unzufrieden war sie mit sich und der
Welt, in einer Verbitterung, die sich nicht minderte, wenn sie daran dachte, daß nur durch übergroßes
unüberlegtes Entgegenkommen die Verlobung mit Hodenberg möglich geworden war. Es durfte ein Glück genannt
werden, daß sie den Verlobungsring unter erträglichen Umständen wiedererlangt hatte, und daß die Kunde
der fatalen Verlobung nicht öffentlich bekannt wurde. Mißlich bleibt aber, daß das nun von dem Willen des
Verwalters abhängt; ein einzig indiskretes Wort Wurms, und die Blamage wird größer denn zuvor sein. Es
ändert nichts an der Situation, daß Wurm ohne Mandat den Vermittler spielte und Erfolg erzielte. Olga sagte sich,
daß sie seine Intervention unter allen Umständen ablehnen, sich nicht in seine Gewalt hätte geben sollen.
Gewiß war es nicht echte Liebe für Hodenberg, wohl nur die Sehnsucht, durch den Baron, der nach Wurms Versicherung
ein gewöhnlicher Gauner sei, aus den langweiligen Rieder Verhältnissen gerissen zu werden. Damit war es nichts, wie
aber wird sich die Zukunft gestalten? Bisher hat Wurm jede Zudringlichkeit vermieden, er bekundet volle Aufmerksamkeit ohne
die geringste Belästigung, dennoch glaubt sie, eine Minderung des Respektes herausfühlen zu müssen. Oder ist
dies eine Art Vertraulichkeit, hervorgerufen durch die Mitwissenschaft ihres Geheimnisses? Wie nun, wenn Wurm es wagen
würde, die Augen zu ihr zu erheben? Was soll werden, wenn Wurm eines Tages für sein Schweigen ihre Hand zur
Belohnung fordern würde? Für den Verwalter empfindet sie so wenig Neigung wie früher für den Baron, eher
etwas wie Widerwillen; sein Blick ist ihr geradezu unheimlich, doch wirken seine Umgangsformen und Sprache sympathisch, ja
fesselnd. Kann ein Mädchen aus gutem Hause sich ein zweites Mal binden, nachdem im Erstfalle mit knapper Not einem
Unglück vorgebeugt werden konnte? Fordert die Erfahrung mit dem Hodenberg nicht zu größter Vorsicht auf?
Darüber ist sie sich klar: aus eigenem Antrieb wird sie sich mit Wurm ganz gewiß nicht binden. Wenn jedoch der
Verwalter seine Kenntnis ihres Geheimnisses nützen will, den Preis für ferneres Schweigen fordert, wie soll sie
sich in diesem Falle verhalten? In dieser Frage sieht sie nicht klar, der Gedankengang ist verworren. Eine Zurückweisung
muß zum Bruch, zu einem Krach führen; flüchtet sie aber zur Mama, gesteht sie der Mutter die unüberlegte
und aufgehobene Verlobung mit Hodenberg ein, so wird es zweifellos auch ein Riesenverdruß, wenn nicht Schlimmeres
geben. Solche Aufregung, die einen Schlaganfall bei Mama zur Folge haben kann, muß vermieden werden. Die Folgen sind
also nach der einen wie der andern Richtung hin äußerst mißlich für sie, und das Warten, das
Herankommenlassen der Ereignisse nicht minder qualvoll. Unmöglich ist es für sie, direkt mit Wurm zu sprechen, ihn
zu fragen, welche Absichten er hegt.
    Ein Knirschen des Sandes unter kraftvollem Männertritt schreckte Olga aus dem Sinnen auf, angstvoll blickt sie auf
den Parkweg, den der Verwalter Wurm herankam. In unmittelbarer Nähe der Grotte blickte er auf und grüßte,
überrascht, sie hier zu sehen. Einen Moment zauderte Wurm, ob er weitergehen oder in die Grotte treten solle.
    Wider Willen rief Olga: »Suchen Sie mich?«
    Jetzt trat Wurm ein, blieb respektvoll vor der jungen Dame stehen, und sprach: »Wenn ich die Wahrheit sagen darf:
ja!«
    »Sie wünschen?«
    »Ich möchte die Bitte um eine Audienz zu Ihren Füßen legen!«
    »Haben Sie etwas Besonderes mit mir zu besprechen? Der Fall Hodenberg ist für mich abgetan!«
    »Doch nicht ganz, gnädiges Fräulein, und nur dann, wenn das Gericht zu Landsberg die sofortige
Auslieferung an die sich für Hodenberg interessierenden auswärtigen Behörden verfügt. Jedenfalls wird der
Amtsrichter in Landsberg volle Kenntnis erlangen, und der Mitwisser werden dadurch drei sein, der Richter, Fräulein Olga
und meine Wenigkeit!«
    »Entsetzlich! Ich kann mich vor Doktor Thein nicht mehr sehen lassen!«
    »Als Fräulein Tristner allerdings nicht!«
    »Wie? Was wollen Sie damit sagen?« rief, am ganzen
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