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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden
Autoren: Portia Da Costa
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preisgeben wollen. Dazu hat sie vielerlei Mittel: Drogen, Schmeicheleien, ihren Körper.» Michiko lächelte breit. «Sie wird bereitseine Menge über euch und eure Beziehung wissen.» Obwohl es unter ihrem Make-up eigentlich nicht zu erkennen war, schien Michiko zu erblassen. «Eure Freundin   … hat sie vielleicht irgendwelche Fotos von euch dabeigehabt? Irgendein Bild?»
    Belinda dachte nach. «Nicht dass ich wüsste», sagte sie und versuchte verzweifelt, sich an das letzte Mal zu erinnern, dass jemand ein Foto von ihr und Jonathan gemacht hatte. «Wieso?»
    «Wenn Isidora begreift, wie sehr du Arabelle ähnelst, wird sie vor nichts haltmachen, um dich zu vernichten. Und Arabelles Phiole gleich mit.» Michiko rang nachdenklich die Hände. «Sie weiß Bescheid über das Ritual der Befreiung. Obwohl ihr Grimoire sich in Andrés Besitz befindet. Das wird sie bestimmt nicht übersehen haben.»
    «Also ich bin ziemlich sicher, dass sie keine Bilder von uns haben wird», erklärte Jonathan hoffnungsvoll.
    «Und wenn doch», warf Belinda ein, «dann höchstens welche von dir, Johnnylein, nicht von mir.» Sie warf ihm ein ermutigendes Grinsen zu. «Du bist es nämlich, auf den sie scharf ist.»
    «Wirklich?» Diese Offenbarung lenkte Jonathan tatsächlich einen Moment lang ab.
    «Gut! Ausgezeichnet!», sagte Michiko mit plötzlich klarer, fester Stimme. «Wenn Isidora weiß, dass es da eine Beziehung gibt, die sie zerstören könnte, wird sie sich sehr für dich interessieren, Jonathan. Könntest du dir vorstellen, mit ihr zu schlafen? Um sie abzulenken?»
    Jonathan wurde knallrot, und Belinda wusste nicht, ob sie lachen oder protestieren sollte. Die ganze Situation kam ihr plötzlich wie eine Art tiefschwarze Komödie vor. Sie sah von ihrem Freund hinüber zu Michiko und wieder zurück.
    «Das scheint mir eigentlich nur gerecht zu sein», stelltesie schließlich fest und musste unwillkürlich grinsen. «Ich werde mit einem Zauberer schlafen, und du bekommst eine Zauberin.»
    «Ich   … ich weiß nicht, ob ich überhaupt in der Lage bin, einen hochzukriegen», sagte Jonathan. Sein Gesicht war so ernst, dass Belinda ihr Lachen nicht mehr länger zurückhalten konnte. Und genauso erging es Michiko.
    «Eure Freundin, Paula – fühlst du dich zu ihr hingezogen?», fragte die Japanerin ganz offen.
    Belinda hörte aufmerksam zu, als Jonathan antwortete. «Sie ist zwar ziemlich attraktiv, aber als begehrenswert habe ich sie eigentlich nie empfunden.»
    «Ich glaube, heute Abend wirst du sie ein ganzes Stückchen begehrenswerter finden, mein junger Freund», erklärte Michiko und sah im direkt in die Augen. «Isidoras Verführungskünste sind sehr überzeugend. Ich glaube nicht mal, dass ein anderes Gesicht daran etwas ändern wird.»
     
    Er ist hier! Er ist irgendwo hier, dachte Isidora und warf die Tür des Autos zu, das sie zusammen mit Paula Becketts Gesicht entwendet hatte.
    Als sie auf das Haus vor sich schaute, das in dem sanften Abendlicht zu leuchten schien, konnte sie Andrés Gegenwart deutlich spüren. Sie fühlte bereits die köstliche Erregung des Sieges – ein Gefühl, so erotisch, dass ihre Knie fast nachgaben. Zumindest hätten sie das getan, wenn sie eine andere gewesen wäre. Die Beute, die sie so lange verfolgt hatte, war in greifbarer Nähe, und wenn ihr danach gewesen wäre, hätte sie sofort zupacken können. Aber es war um so vieles befriedigender, sich auf das Ende zu freuen, es hinauszuzögern und schon die Vorbereitungen intensiv auszukosten.
    Als sie entschlossen über den Kies der Auffahrt schritt,erschien ein junger Mann auf der Treppe zur Eingangstür. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen, doch aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um Jonathan. Genau der Jonathan, über den eine recht betrunkene Paula gesagt hatte, dass sie ein bisschen in ihn verliebt wäre. «Jonathan! Hallo», rief ihm Isidora voller Selbstvertrauen zu.
    Das Lächeln des jungen Mannes wirkte ein wenig vorsichtig, als er die Treppe hinunterkam. Isidora nutzte die kurze Zeit, bis er vor ihr stand, für eine eingehende Betrachtung.
    Stimmte irgendwas nicht? Wusste er etwas?
    «Hi! Jetzt hast du uns also gefunden», sagte er. «Ich hab mir schon ein bisschen Sorgen gemacht, weil es immer später wurde.» Nach einem kurzen Moment des Zögerns legte er einen Arm um sie. «Mensch, bin ich froh, dass du endlich hier bist.»
    «Ich auch», erwiderte Isidora. Seine Umarmung fühlte sich gut an. Sie hatte nicht viel von
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