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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden
Autoren: Portia Da Costa
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Paulas Freunden erwartet, die wahrscheinlich fast ebenso leichtgläubig sein würden wie sie. Reine Zeitverschwendung also, sich mit ihnen aufzuhalten. Doch dieser dunkle, drahtige Kerl war doch ziemlich verlockend. Ein schmackhafter Happen, mit dem sie bis zu ihrem unvermeidlichen Triumph spielen konnte.
    «Wo steckt denn Belinda?», fragte sie, als sie Arm in Arm mit Jonathan die Treppe hochging. «Ich dachte, sie würde mich auch begrüßen.»
    «Keine Ahnung», erwiderte er in leicht gereiztem Tonfall. «Sie sagte, sie hätte Kopfschmerzen, und wollte sich hinlegen. Aber   … Ach.» Er hielt mit angespanntem Blick inne.
    «Was ist denn los?», fragte Isidora. Sie standen in der beeindruckenden Eingangshalle, in der ihr sofort die diversen Porträts ihrer Beute ins Auge fielen. «Stimmt was nicht zwischen euch?» Sie versuchte sich an die Dinge zu erinnern, die Paula ihr erzählt hatte. «Hat euch der Urlaub doch nicht wieder näher zusammengebracht?»
    Der junge Mann zögerte erst, doch dann kamen die Worte in einem Sturzbach aus ihm heraus. «Ich   … ich bin seit unserer Ankunft hier ziemlich fertig. Ich glaube, ich war krank oder so was. Jedenfalls habe ich eine Menge geschlafen. Ich dachte eigentlich, Lindi würde sich auch etwas ausruhen. Doch wie sich herausstellte, war das nicht der Fall.» Sein Blick war starr und der verführerische Mund voller Anspannung. «Sie hat   … sie hat   … verdammt, ich glaube, sie hat mit diesem blöden Grafen André rumgemacht – unserem ach so liebenswürdigen, ach so großzügigen Gastgeber!»
    «Das ist ja schrecklich!», rief Isidora und legte den Arm um ihn. Ihre Lenden schmolzen bereits vor Lust. «Wie konnte sie nur? Du armer Kerl!»
    Es war aber auch einfach zu schön. Meinungsverschiedenheiten im Camp. Vielleicht könnte sie ja auch beide dieser köstlichen jungen Dinger verführen? Um André seiner Trostspenderin zu berauben und mit ein paar neuen Eroberungen vor ihm zu prahlen, bevor sie ihm schließlich endgültig die Freiheit nähme. Die Schlampe Belinda verdiente ganz offensichtlich eher Bestrafung als Vergnügung. Aber vielleicht würde ja Zeit für beides bleiben   …
     
    «Komm schnell! Wir müssen uns jetzt beeilen», drängte Michiko und führte Belinda eine enge Hintertreppe hinunter. Die Japanerin nahm die schmalen Steinstufen trotz der Schönheit ihrer aufwendigen Garderobe mit eleganter Leichtigkeit. Sie war in ihrem traditionellen Geisha-Gewand kaum zu erkennen.
    Belinda folgte Michiko, so gut es eben ging. Immerhin wusste sie jetzt, was in den Schachteln gewesen war, dieman heute Morgen angeliefert hatte: ein viellagiger Kimono aus prächtigem Brokatstoff. Eine Stoffschärpe, auch Obi genannt, die zu einer großen, komplizierten Schleife gebunden wurde. Eine formelle Perücke, die zu steifen Locken aufgetürmt und mit blumen- und perlenverzierten Kämmen geschmückt war. Alles Dinge, die Michiko mit ihrem weiß angemalten Gesicht und den seltsamen Holzschuhen in ein noch viel geheimnisvolleres Wesen verwandelten. Sie wirkte kultiviert, durch und durch weiblich, hatte aber dennoch nichts von ihrer Macht eingebüßt.
    Die Treppe endete auf dem kleinen Hinterhof des Hauses, der nur ein paar Schritte von der Kapelle entfernt war. Mit etwas Glück hatte Jonathan Isidora vielleicht schon in die Bibliothek geführt, wo er sie mit seiner traurigen Geschichte und seiner Bereitschaft, sich verführen zu lassen, in die Falle lockte. Trotzdem war es sicher nicht klug, sich länger im Freien aufzuhalten.
    Als Belinda die Tür der Kapelle öffnete und zusammen mit Michiko eintrat, spürte sie einen kalten Schauer der Erregung durch ihren Körper jagen. Der alte Kirchenraum sah in der hereinbrechenden Dämmerung so ganz anders aus als bei ihrem letzten Besuch.
    Die Luft war erfüllt vom schweren Duft der Schnittblumen, die überall herumstanden und deren helle Farben von dem merkwürdigen Licht fast verschluckt wurden. In mehreren Kandelabern brannten Kerzen, und an den Wänden waren Fackeln angebracht – doch beide Lichtquellen gaben nicht mehr als ein schwaches Leuchten ab, das sich gegenseitig auszulöschen schien. Belinda hatte die Beleuchtung von außen nicht sehen können. Ihre Anwesenheit war also auch für ihre Verfolgerin nicht sichtbar.
    Der schwere Eichentisch war weggerückt worden – zweifellos mit Hilfe des starken Oren – und stand jetzt inder Mitte der Kapelle. Auf der Tischplatte lagen ein wunderschön bestickter Quilt und eine Reihe
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