Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Handfläche kalt wie Eis sein würde.
    Endlich betraten wir einen Saal und die Wächter blieben stehen.
    Ein eigenartiger Ort. Ich hatte erwartet, dass wir in ein Krankenzimmer gebracht würden, da Ada Schnee verwundet war. Oder in ein Office.
    Das hier war ein Mittelding zwischen Werkhalle und Labor. Balken und Krane unter der Decke, Metallgitterbrücken über gigantischen Kesseln und Becken. Riesige Drehbänke, zwar abgeschaltet, aber trotzdem seltsame Geräusche von sich gebend. Ich konnte mir gut vorstellen, wie sie bei der Arbeit dröhnten.
    »Unterhaltsam«, meinte Stasj. »Das ist ein Werk zur Aufbereitung atomarer Brennstäbe. Herrgott, werden wir ein Drama aus dem Arbeitsleben zu sehen bekommen?«
    Die Wächter antworteten nicht. Es schien ganz so, als wären auch sie über den Ort, an den sie uns gebracht hatten, erstaunt.
    »Bringt sie her«, ertönte eine Stimme aus dem Hindergrund. Die bekannte Stimme von Oma Ada.
    Unter Bewachung gingen wir zwischen den Drehbänken und Kesseln entlang. Um uns herum dröhnte, klopfte und schrillte es – die abgeschalteten Geräte führten ihr eigenes Leben weiter. Semetzkis Rollstuhl schepperte über den Gitterboden und fügte der ganzen Sinfonie eine verwegene Note hinzu.
    Danach nahmen wir eine gewundene Auffahrt zu einer Metallplattform direkt unter der Decke, bei den verschlafen herumhängenden Kränen.
    Ada Schnee sah unverändert aus, als ob ihr mein Treffer kaum Schaden zugefügt hätte, war nach wie vor in Jeansanzug und Schuhen mit hohen Plateausohlen gekleidet, trug aber an Stelle des Kopftuchs einen schwarzen Turban, der die grauen Haare zusammenhielt. Sie sah allerdings etwas blass aus. Und ihre linke Schulter wirkte aufgebläht, war verbunden und in ein Regenerationskorsett gesteckt, das aus ihren Sachen herausschaute.
    Ada Schnee war nicht allein. Neben ihr stand Alla Neige! Jetzt war zu erkennen, wie ähnlich die beiden einander waren. Hinter dem Rücken der Frauen sah ich zwei junge Männer. Zuerst hielt ich sie für Leibwächter, aber dann...
    Dann ging ein Frösteln durch mich. So also werde ich mit dreißig Jahren aussehen! Mit Blastern in der Hand standen zwei männliche Klone von Oma Ada auf der Plattform. Der eine lächelte mir zu, der andere nickte. Ich wandte die Augen ab. Es war gruselig, sie anzusehen.
    »Der Phag wird gefesselt«, befahl Schnee. »Dem alten Krüppel nehmt ihr das Kabel für den Neuroshunt weg. Die Übrigen können sich frei bewegen.«
    Der Befehl war schnell ausgeführt. Stasj, der sich leicht dagegen sträubte, wurde an das Metallgeländer am Rande der Plattform gefesselt, indem die Handschelle an der linken Hand gelöst und ans Geländer geschlossen wurde. Bei Semetzki wurde das Kabel aus dem Shunt gerissen, sodass er zwar im Rollstuhl saß, aber hilflos war.
    »Sind Sie sicher, dass wir Sie allein lassen sollen?«, fragte einer der Leibwächter.
    »Ja, Sergeant«, nickte Ada Schnee. »Wir haben die Situation unter Kontrolle.«
    »Es ist nicht nötig...«, sagte Alla Neige leise.
    Die Frauen wechselten Blicke. Dann befahl Ada: »Postiert euch am Rand der Plattform. Passt auf. Beobachtet den Phagenjungen und auch die anderen.«
    Die Leibwächter schauten sich triumphierend an und entfernten sich. Erst danach fing Schnee wieder an zu sprechen:
    »Ich begrüße Sie, meine Herrschaften, im Namen der Föderation. Frau Präsidentin Snow bat mich, ihr Bedauern zu überbringen, dass sie nicht anwesend sein kann. Sie führt wichtige Verhandlungen mit den Halflingen.«
    »Das macht nichts«, antwortete Stasj. »Wir haben Verständnis dafür. Der Verkauf der Menschheit im Ganzen ist eine aufwändige Tätigkeit.«
    Ada Schnee lachte heiser. »Lass deine Demagogie, Dshedai. Wir kümmern uns um die Menschheit nicht weniger als ihr...«
    »Phag«, berichtigte sie Stasj. Ada Schnee kümmerte sich nicht weiter um ihn:
    »Wie geht es dir, Tikkirej?«
    Ich schwieg. Ich konnte ja wohl kaum »gut« sagen.
    »Tikkirej?«
    »Gut, und Ihnen?«
    Ada und alle Klone fingen an zu lächeln.
    »Gut, Kleiner«, erwiderte Schnee. »Du wolltest mich ja auch nicht wirklich töten. Die Wunde ist unangenehm, heilt aber. Sag, Tikkirej, hast du mit deinem Freund gesprochen?«
    »Sie wissen doch, dass ich mit ihm gesprochen habe«, murmelte ich.
    »Ja, das weiß ich. Du hast dich davon überzeugt, dass du als Lockvogel nach Neu-Kuweit geschickt wurdest. Die Phagen haben ihre Angel nach mir ausgeworfen und du warst der Köder. War es eine angenehme Rolle?«
    »Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher