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Das Schlangennest

Das Schlangennest

Titel: Das Schlangennest
Autoren: Anne Alexander
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halbe Stunde hinlegte, um sich noch etwas vor der Ankunft der Gäste auszuruhen. Das Kätzchen im Arm schlief das kleine Mädchen auch tatsächlich ein.
    Die junge Frau ließ Joyce in Nancys und Roberts Obhut zurück und suchte ihr eigenes Zimmer auf, um sich umzuziehen. Sie b emühte sich gerade, den Reißverschluß ihres Nachmittagskleides zu schließen, als es klopfte.
    "Ja, bitte", rief sie und stellte sich so, daß man nicht sehen konnte, daß ihr Kleid noch offen war.
    Ralph Gregson trat ein. "Störe ich?" fragte er.
    "Ja... Nein."
    "Ja, oder nein?" Er grinste.
    "Ich bekomme meinen Reißverschluß nicht zu", gestand sie.
    "Aber darin bin ich doch Meister", behauptete er. Mit zwei langen Schritten war er bei ihr. "Einen schönen Rücken hast du."
    "Du sollst nicht meinen Rücken bewundern, sondern den Rei ßverschluß schließen", tadelte Daphne errötend.
    "Alles zu seiner Zeit." Er beugte sich leicht vor und küßte ihren Nacken.
    "Ralph", protestierte die junge Frau.
    "Seit wann hast du etwas dagegen, wenn ich dich küsse?" Er wirbelte sie herum. "Gesteh, gibt es da etwa einen anderen?" Mit gerunzelter Stirn sah er sie an.
    "Spinner." Sie tippte ihn gegen die Stirn.
    "So, ich spinne also?" Der junge Anwalt zog seine Freundin blitzschnell in die Arme und küßte sie so leidenschaftlich, daß die junge Frau alles andere vergaß und es für Minuten nur sie beide gab.
    Unterdessen wurde auf der breiten Terrasse des Hauses die Geburtstagstafel gedeckt. Als Daphne nach unten kam, um nach dem Rechten zu sehen, stellte sie fest, daß man alle ihre Anweisungen befolgt hatte. Es überraschte sie, denn nach wie vor erschien es ihr, als würde sie auch vom Personal nur geduldet. Zwar begegnete ihr Thomson, seit Joyce wieder sprechen konnte, nicht mehr mit eisiger Höflichkeit, aber sie waren noch weit davon entfernt, Freunde zu werden.
    Es wurde eine schöne Geburtstagsfeier, obwohl Lauras Tod sie überschattete. Jeder bemühte sich um Joyce, und das kleine Mä dchen genoß es, im Mittelpunkt zu stehen. Der Park hallte wider vom Lachen der Kinder.
    Dann wurde die Geburtstagstorte auf die Terrasse gebracht. Thomson stellte sie auf einen kleinen, runden Tisch und legte ein Kuchenmesser daneben.
    "Joyce, du mußt deine Torte anschneiden!" rief Claudine.
    Die Kinder rannten auf die Terrasse. "Wenn du die Kerzen ausbläst, mußt du dir etwas wünschen", sagte Robin White. "Ich wüßte schon, was ich mir wünschen würde."
    "Ich auch", bemerkte seine Schwester Carolyn.
    Joyce schaffte es, mit einem Mal alle acht Kerzen auszupusten. Sie nahm das Kuchenmesser und schnitt die Torte an. Das erste Stück erhielt Ralph.
    "Sieht aus, als hättest du eine Verehrerin", scherzte seine Freundin und zwinkerte ihm zu.
    "Die Welt ist voller Frauen, die mir zu Füßen liegen", meinte er lachend.
    Joyce war noch dabei, die Torte zu verteilen, als sie plötzlich mitten in der Bewegung innehielt und Daphne anstarrte.
    "Was hast du, Lovely?" fragte ihre Tante besorgt.
    "Weißt du, was diese Frau zu meinem Daddy gesagt hat, Tante Daphne?" fragte die Kleine. "Sie hat ihn einen gewissenlosen Kerl genannt."
    "Welche Frau?" erkundigte sich Bruno Forest.
    "Die Frau, die meinen Daddy ermordet hat", sagte Joyce und reichte ihm ein Stück Torte.
     
    24.
    Es wurde spät, bis sich die Gäste verabschiedeten. Todmüde torkelte Joyce an Daphnes Hand die Treppe hinauf. Immer wieder fielen ihr die Augen zu. Sie konnte kaum noch die Stufen erke nnen.
    "Warte, ich trage dich." Ralph Gregson hob das kleine Mä dchen hoch.
    "Und wer trägt mich?" fragte Robert.
    "Du bist zum Tragen leider schon zu schwer, Bobby", meinte seine Tante, "sonst hätte ich mich erboten."
    "Es war eine schöne Geburtstagsfeier", sagte der Junge. "So spät gehen wir sonst nur Weihnachten zu Bett."
    "Es wird für lange Zeit auch das letzte Mal sein", erwiderte Daphne. Sie öffnete die Tür, die zu Joyces Zimmer führte. Ralph ging an ihr vorbei und setzte das kleine Mädchen in einen Sessel.
    "Sehen wir uns nachher noch, oder gehst du auch gleich zu Bett?" fragte er seine Freundin.
    "Ich bin sehr müde", gestand die junge Frau. "Bist du mir böse, wenn ich schlafen gehe?"
    "Natürlich nicht." Er nahm sie kurz in den Arm. "Schlaf gut, Da rling." Liebevoll küßte er sie auf die Stirn.
    Robert wartete, bis Ralph das Zimmer verlassen hatte, bevor er fragte: "Werdet ihr heiraten, Tante Daphne?" In seiner Stimme schwang ein ängstlicher U nterton.
    "Es könnte sein", erwiderte sie versonnen,
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