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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)
Autoren: John Green
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Familie für immer verhieß in kindlichen Buchstaben ein Stück Buntglas über der Spüle). Seine Mutter gab Hühnchenfleisch in die Tortillas, die sein Vater zusammenrollte und in eine gläserne Kasserolle legte. Sie schienen von meinem Auftauchen nicht überrascht, was sich erklären ließ: Dass Augustus mir das Gefühl gab, etwas Besonderes zu sein, hieß noch lange nicht, dass ich etwas Besonderes war. Vielleicht brachte er jeden Abend ein Mädchen mit nach Hause, um zusammen Filme zu sehen und zu fummeln.
    »Das ist Hazel Grace«, stellte er mich vor.
    »Einfach nur Hazel«, sagte ich.
    »Wie geht’s dir, Hazel?«, fragte Gus’ Vater. Er war groß – fast so groß wie Gus – und dünn, dünner als normale Eltern.
    »Ganz gut«, sagte ich.
    »Wie war es bei Isaacs Gruppe?«
    »Es war grandios«, sagte Gus.
    »Du bist so ein Miesepeter«, sagte seine Mutter. »Hazel, hat es dir gefallen?«
    Ich zögerte eine Sekunde, während ich überlegte, ob ich mit meiner Antwort Augustus oder seinen Eltern gefallen wollte. »Die meisten Leute sind ziemlich nett«, sagte ich schließlich.
    »Die Erfahrung haben wir am Memorial Hospital auch gemacht, als Gus dort war«, sagte sein Vater. »Alle waren so freundlich. Und so stark. In den dunkelsten Stunden schickt der Herr uns die besten Menschen.«
    »Schnell, gibt mir Nadel und Faden, das muss ich schnell auf ein Kissen sticken«, sagte Augustus, und sein Vater wirkte kurz beleidigt, doch dann schlang Gus seinen langen Arm um ihn und sagte: »War nur ein Witz, Dad. Ich mag die guten alten Ermutigungen. Wirklich. Ich kann es nur nicht zugeben, weil ich ein Teenager bin.« Sein Vater rollte mit den Augen.
    »Du isst hoffentlich mit uns zu Abend?«, fragte seine Mutter. Sie war klein, brünett und hatte etwas Mausartiges.
    »Ich glaube schon«, sagte ich. »Ich muss um zehn zu Hause sein. Und ich, also, ich esse kein Fleisch.«
    »Kein Problem. Wir machen ein paar vegetarische«, sagte sie.
    »Findest du Tiere zu niedlich zum Essen?«, fragte Gus.
    »Ich will die Zahl der Tode, für die ich verantwortlich bin, möglichst klein halten«, sagte ich.
    Gus klappte den Mund auf, um was zu sagen, doch er bremste sich.
    Seine Mutter brach das Schweigen. »Also, ich finde das vorbildlich.«
    Sie redeten eine Weile darüber, dass die Enchiladas die berühmten Waters-Enchiladas waren, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen durfte, und dass Gus normalerweise auch um zehn zu Hause sein musste und wie sie generell misstrauisch gegen alle Leute waren, die ihren Kindern erlaubten, längerals bis zehn auszugehen, und ob ich zur Schule ging – »sie studiert schon«, warf Augustus ein – und dass das Wetter für März wirklich und wahrhaftig außergewöhnlich war und wie der Frühling alles neu machte, und sie fragten kein einziges Mal nach der Sauerstoffflasche oder meiner Diagnose, was seltsam und großartig war, und dann sagte Augustus: »Hazel und ich sehen uns V wie Vendetta an, damit sie ihre Hollywood-Doppelgängerin sieht, die Natalie Portman des frühen 21. Jahrhunderts.«
    »Ihr könnt gerne den Fernseher im Wohnzimmer nehmen«, sagte sein Vater gut gelaunt.
    »Ich glaube, wir sehen uns den Film im Keller an.«
    Sein Vater lachte. »Netter Versuch. Wohnzimmer.«
    »Aber ich will Hazel Grace den Keller zeigen«, sagte Augustus.
    »Nur Hazel«, sagte ich.
    »Dann zeig Nur-Hazel den Keller«, sagte sein Vater, »und dann kommt ihr wieder hoch und seht euch den Film im Wohnzimmer an.«
    Augustus blies die Wangen auf, balancierte auf einem Bein, verdrehte die Hüfte und warf seine Prothese nach vorn. »Na toll«, murmelte er.
    Ich folgte ihm die mit Teppichboden ausgelegte Treppe hinunter in ein riesiges Zimmer im Keller. In Augenhöhe lief ein Regalbrett voller Basketball-Andenken um den ganzen Raum: Dutzende von Trophäen mit goldenen Plastikmännchen, mitten im Sprung oder dribbelnd oder den Arm nach einem unsichtbaren Korb ausgestreckt. Es waren auch jede Menge signierte Basketbälle und Turnschuhe da.
    »Ich habe früher Basketball gespielt«, erklärte er.
    »Du musst ziemlich gut gewesen sein.«
    »Ich war nicht schlecht, aber die Schuhe und Bälle sind alle Krebs-Bonusse.« Er ging zum Fernseher, neben dem ein riesiger Haufen DVDs und Videospiele zu einer Pyramide aufgeschichtet war. Er beugte sich aus der Hüfte herunter und zog V wie Vendetta heraus. »Ich war das typische weiße Basketballkid«, sagte er. »Wollte die vergessene Kunst des Midrange Jumpers wieder
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