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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)
Autoren: John Green
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ich versuchte mir vorzustellen, wie das falsche Bein aussah. Ich wollte nicht, dass es mir etwas ausmachte, aber das tat es trotzdem. Meine Sauerstoffschläuche machten ihm wahrscheinlich auch was aus. Krankheit ist abstoßend. Das hatte ich vor langer Zeit gelernt, und ich schätze, Augustus auch.
    Als ich bei uns vor dem Haus parkte, stellte Augustus das Radio ab. Die Luft war gespannt. Wahrscheinlich dachte er darüber nach, ob er mich küssen sollte, ich jedenfalls dachte darüber nach, ob er es versuchen würde. Ich fragte mich, ob ich es wollte. Ich hatte schon andere Jungs geküsst, aber das war lange her. Vor dem Krebswunder.
    Ich zog die Handbremse und sah ihn an. Er war wirklich bildhübsch. Ich weiß, dass Jungs nicht hübsch sein sollen, aber er war es.
    »Hazel Grace«, sagte er, und aus seinem Mund klang mein Name neu und besser. »Es war wirklich ein großes Vergnügen, deine Bekanntschaft zu machen.«
    »Dito, Mr. Waters«, sagte ich. Ihn anzusehen machte mich verlegen. Mit der Intensität seiner wasserblauen Augen konnte ich nicht mithalten, nie.
    »Kann ich dich wiedersehen?«, fragte er. In seiner Stimme lag ein sympathischer Hauch von Nervosität.
    Ich lächelte. »Klar.«
    »Morgen?«, fragte er.
    »Nur Geduld, Grashüpfer«, riet ich ihm. »Du willst nicht übereifrig wirken.«
    »Deswegen habe ich morgen gesagt«, gab er zurück. »Am liebsten würde ich dich gleich heute Nacht wiedersehen. Aber ich bin bereit, die ganze Nacht und fast den ganzen Tag morgen zu warten.« Ich rollte die Augen. »Im Ernst.«
    »Du kennst mich doch gar nicht«, sagte ich. Ich nahm das Buch von der Mittelkonsole. »Wie wär’s, wenn ich dich anrufe, sobald ich das Buch gelesen habe?«
    »Du hast nicht mal meine Telefonnummer«, entgegnete er.
    »Ich habe den dringenden Verdacht, dass du sie mir in das Buch geschrieben hast.«
    Jetzt lächelte er wieder das alberne Lächeln. »Und du sagst, wir würden uns nicht kennen.«

KAPITEL DREI
     
    Am gleichen Abend blieb ich ziemlich lange wach und las Preis der Morgenröte . (Spoilerwarnung: Der Preis der Morgenröte war Blut.) Es war zwar was anderes als Ein herrschaftliches Leiden , aber der Held Staff Sergeant Max Mayhem war nicht unsympathisch, auch wenn er meiner Zählung nach auf den 284 Seiten nicht weniger als 118 Menschen tötete.
    Deswegen schlief ich am nächsten Morgen, einem Donnerstag, aus. In der Regel weckte Mom mich nicht, weil viel Schlafen Teil meines Jobs als Berufskranke war, und deshalb war ich verwirrt, als ich mit ihren Händen auf den Schultern aufwachte.
    »Es ist fast zehn«, sagte sie.
    »Schlaf ist gut gegen Krebs«, murmelte ich. »Ich habe lange gelesen.«
    »Muss ja ein tolles Buch sein.« Sie kniete sich neben das Bett und schraubte mich von dem großen, kastenförmigen Sauerstoffkonzentrator ab, den ich Philip nannte, weil er irgendwie wie ein Philip aussah. Dann schloss sie mich an die tragbare Sauerstoffflasche an und erinnerte mich an meine Vorlesung. »Hast du es von dem Jungen?«, fragte sie unvermittelt.
    »Was meinst du mit es – Herpes?«
    »Du bist wirklich frech«, sagte Mom. »Das Buch , Hazel. Ich meinte das Buch.«
    »Ja, ich habe das Buch von ihm.«
    »Ich habe das Gefühl, dass er dir gefällt«, bemerkte sie mit hochgezogenen Augenbrauen, als bräuchte es ihren einzigartigen mütterlichen Instinkt, um zu dieser Beobachtung zu kommen. »Ich habe dir ja gesagt, die Selbsthilfegruppe lohnt sich.«
    »Hast du die ganze Zeit draußen gewartet?«
    »Ja. Ich hatte Papierkram dabei. Aber jetzt ist es Zeit, den Tag in Angriff zu nehmen, junge Dame.«
    »Mom. Schlafen. Krebs. Abwehr.«
    »Ich weiß, Liebes, aber du hast eine Vorlesung, die du besuchen musst. Außerdem ist heute …«, gluckste sie, als könnte sie ihre Freude kaum unterdrücken.
    »Donnerstag?«
    »Hast du es wirklich vergessen?«
    »Vielleicht?«
    »Es ist Donnerstag, der neunundzwanzigste März!«, brüllte sie mir ins Ohr, mit einem albernen Grinsen im Gesicht.
    »Toll, dass du das Datum kennst!«, rief ich zurück.
    »HAZEL! HEUTE IST DEIN DREIUNDDREISSIGSTER HALBGEBURTSTAG!«
    »Oha«, sagte ich. Meine Mutter hatte eine ernsthafte Schwäche für Feier-Maximierung. HEUTE IST DER TAG DES BAUMS! LASST UNS BÄUME UMARMEN UND KUCHEN ESSEN! COLUMBUS HAT DEN UREINWOHNERN DIE POCKEN GEBRACHT; FEIERN WIR DEN ANLASS MIT EINEM PICKNICK! und so weiter. »Na dann, herzlichen Glückwunsch zum dreiunddreißigsten Halbgeburtstag, Hazel«, sagte ich.
    »Was möchtest du an
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