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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron
Autoren: Leo Frobenius
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sogleich töten lassen.« Die alte Negerin sagte: »Wenn du das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, gesehen hättest, würdest du nicht auf den Gedanken kommen, ihn töten zu lassen, sondern würdest ihm deine Beine zeigen. Was schadet und kostet dich dies?! Es hört ja kein Mensch. Und es ist das Schönste, was es auf der Welt gibt.« Die junge Tagellit sagte: »So sage dem Mann, er soll das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, hierherbringen und mir zeigen, aber kaufen will ich es nicht.«
    Die alte Negerin lief zurück und berichtete dem Nsäni. Der Nsäni nahm das goldene Huhn, das goldene Eier legen konnte, und ging zu der jungen Tagellit hinüber. Die junge Tagellit sah das goldene Huhn, das goldene Eier legen konnte, und sagte: »Du willst dies also verkaufen?« Der Nsäni sagte: »Ja, ich will es. Du kennst den Preis.« Da entblößte die junge Tagellit ihre Beine bis über die Knie. Der Nsäni betrachtete die Beine der jungen Tagellit, bedankte sich und kehrte dann ohne das goldene Huhn, das goldene Eier legen konnte, in sein Haus zurück.
    Als es wieder Abend wurde, begann der Nsäni wieder an der Wand, hinter der die junge Tagellit schlief, zu hämmern. Er hämmerte bis zum anderen Morgen, so daß die junge Tagellit wieder die ganze Nacht nicht schlafen konnte und am anderen Morgen die alte Negerin schickte, um nachsehen zu lassen, was die Ursache der Störung sei. Als die alte Negerin zu dem Nsäni kam, sah sie die goldene Puppe. Die alte Negerin erschrak über die Schönheit der goldenen Puppe so, daß sie die Hand vor den Mund schlug, eine Zeitlang sprachlos stehenblieb und dann, ohne ein Wort zu sagen, wieder fortlief.
    Die alte Negerin kam zu der jungen Tagellit zurück und sagte: »Das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, ist sehr schön. Die goldene Puppe, die der Mann aber in dieser Nacht zurechtgefertigt hat, ist noch viele, viele Male schöner. Diese goldene Puppe mußt du haben.« Die junge Tagellit sagte: »So gehe hinüber und frage den Mann nach dem Preis. Vielleicht will er wieder nur meine Beine sehen. Und ob ich ihm diese ein- oder zweimal zeige, ist gleichgültig.«
    Die alte Negerin kam zu dem Nsäni zurück und sagte: »Die junge Tagellit will die goldene Puppe kaufen. Was willst du dafür haben?« Der Nsäni sagte: »Die goldene Puppe ist mir für Gold nicht feil. Wenn mir aber die junge Tagellit ihren Oberkörper von oben bis über die Brust herab entblößt zeigen will, will ich ihr gerne die goldene Puppe schenken.« Die alte Negerin lief zurück zur jungen Tagellit und sagte: »Der Mann will dir die goldene Puppe schenken, wenn du ihm deinen Oberkörper bis unter die Brust herab entblößt zeigen willst.« Die junge Tagellit sagte: »Dieser Mann ist wahrhaftig gierig. Hältst du es aber für schlimm, wenn ich ihm jetzt den Oberkörper bis unter die Brust entblößt zeige, nachdem ich ihm vorher die Beine bis über die Knie nackt gezeigt habe?« Die alte Negerin sagte: »Es ist keineswegs schlimmer, denn die goldene Puppe ist noch schöner als das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann.« Die junge Tagellit sagte: »So rufe den Mann, damit ich mir erst einmal die goldene Puppe ansehen kann.«
    Die alte Negerin lief zu dem Nsäni zurück und sagte: »Komm und zeige der jungen Tagellit deine goldene Puppe.« Der Nsäni nahm seine goldene Puppe und ging zu der jungen Tagellit hinüber. Als die junge Tagellit die goldene Puppe sah, entkleidete sie sogleich den Oberkörper bis über die Brust herab. Der Nsäni betrachtete den Oberkörper der jungen Tagellit bis über die Brust herunter, bedankte sich, ließ seine goldene Puppe zurück und ging in sein Haus zurück.
    Als es wieder Abend war, begann der Nsäni wieder an der Mauer, hinter der die junge Tagellit schlief, zu hämmern und hämmerte die ganze Nacht hindurch, so daß die junge Tagellit nicht schlafen konnte. Als es Morgen war, rief die junge Tagellit die alte Negerin und sagte: »Schnell, lauf hinüber und berichte mir, was der Mann nun wieder gehämmert hat. Frage ihn auch sogleich, was er dafür sehen will.«
    Die alte Negerin lief in das Haus des Nsäni. Sie blieb in der Türe stehen. Der Nsäni hatte das goldene Pferd mit dem goldenen Sattel und dem goldenen Zaumzeug aufgestellt. Die alte Negerin wollte sogleich wieder fortlaufen. Dann fiel ihr ein, was die junge Tagellit ihr gesagt hatte. Die alte Negerin sagte: »Was willst du für das goldene Pferd mit dem goldenen Sattel und dem goldenen Zaumzeug
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