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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe
Autoren: Robert Ludlum
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Seinetwegen? Sieh ihn dir doch an! Der ist ja praktisch tot. Er hat nicht einmal mehr ein Gesicht.«
    »Aufhören!« Ulster Scarletts schrille Stimme erinnerte Canfield an jenen Saal damals in Zürich, vor langer Zeit. »Aufhören, du Narr!«
    »Weshalb? Warum sollte ich? Ich kenne Sie nicht! Ich will Sie nicht kennen! Sie sind vor langer Zeit weggegangen!« Der
junge Mann deutete auf Canfield. »Er ist an Ihrer Stelle eingesprungen. Auf ihn höre ich. Sie sind nichts für mich!«
    »Sprich nicht so zu mir! Wage es nicht!«
    Jetzt schaltete Canfield sich mit scharfer Stimme ein. »Ich habe April Red mitgebracht, Kroeger. Jetzt müssen Sie liefern. Dazu sind wir hergekommen. Bringen wir es hinter uns!«
    »Zuerst muß er es begreifen!« Der verformte Schädel nickte langsam. »Man muß ihn dazu bringen, daß er es begreift!«
    »Wenn es Ihnen so viel bedeutet hat, warum haben Sie es dann verborgen? Warum sind Sie Kroeger geworden?«
    Das Nicken hörte auf, und die aschefarbenen Schlitzaugen starrten ihn an. Canfield erinnerte sich daran, wie Janet ihm jenen Blick geschildert hatte.
    »Weil Ulster Scarlett sich nicht dafür eignete, die neue Ordnung zu verkörpern, die neue Welt! Ulster Scarlett hat seinen Zweck erfüllt, und danach war er nicht mehr notwendig. Er war ein Hindernis. Er wäre zu einem Witz geworden. Er mußte eliminiert werden.«
    »Vielleicht war da noch etwas.«
    »Was?«
    »Elizabeth. Sie hätte Sie wieder aufgehalten – auch später, so wie sie Sie in Zürich aufgehalten hat.«
    Als Elizabeths Name fiel, räusperte sich Heinrich Kroeger und spuckte auf den Boden. Es war ein häßlicher Anblick. »Diese Hexe! Aber wir haben damals, 1926, einen Fehler gemacht... Wollen wir ehrlich sein, ich habe den Fehler gemacht. Ich hätte sie bitten sollen, sich uns anzuschließen. Das hätte sie nämlich getan, wissen Sie. Sie wollte dasselbe wie wir...«
    »Darin irren Sie.«
    »Ha! Sie haben sie nicht gekannt!«
    Der ehemalige Buchprüfer erwiderte leise und ausdruckslos: »Ich habe sie gekannt. Glauben Sie mir, sie hat alles das verachtet, was Sie verkörperten.«
    Der Nazi lachte leise. »Das ist sehr komisch. Ich habe ihr gesagt, daß sie alles verkörperte, was ich verachtete.«
    »Dann hatten Sie beide recht.«
    »Egal. Sie ist jetzt in der Hölle.«

    »Sie starb in der Meinung, daß Sie tot wären, deshalb starb sie in Frieden.«
    »Ha! Sie werden nie wissen, wie oft ich in all den Jahren versucht war – besonders damals, als wir Paris einnahmen. Aber ich wartete auf London, ich wollte vor White Hall stehen und es der Welt verkünden – und zusehen, wie Scarlatti sich selbst vernichtete.«
    »Sie lebte schon nicht mehr, als Paris fiel.«
    »Das hatte nichts zu sagen.«
    »Wahrscheinlich nicht. Sie hatten ebenso große Angst vor ihr, als sie tot war, wie damals, als sie noch lebte.«
    »Ich hatte vor niemandem Angst! Vor nichts hatte ich Angst!« Heinrich Kroeger beschwor die letzten Kräfte seines gebrechlichen Körpers herauf.
    »Warum haben Sie dann Ihre Drohung nicht wahrgemacht? Das Haus Scarlatti lebt.«
    »Hat Sie es Ihnen nie gesagt?«
    »Was?«
    »Diese Hexe hat immer alle ihre Flanken abgesichert. Sie hat den Mann gefunden, den sie korrumpieren konnte. Meinen einzigen Feind im Dritten Reich. Goebbels. Sie hat nie geglaubt, daß ich in Zürich getötet wurde. Goebbels wußte, wer ich war. Nach 1933 hat sie unseren guten Ruf mit Lügen bedroht. Mit Lügen über mich. Die Partei war wichtiger als meine Rache.« «
    Canfield sah den zerstörten Mann an, der da vor ihm saß. Wie stets, so war Elizabeth Scarlatti ihnen auch hier voraus gewesen. Weit voraus.
    »Eine letzte Frage. «
    »Was?«
    »Warum Janet?«
    Der Mann im Sessel hob mühsam die rechte Hand. »Er – er!« Er deutete auf Andrew Scarlett.
    »Warum?«
    »Weil ich geglaubt habe, weil ich immer noch glaube... Heinrich Kroeger war Teil einer neuen Welt, einer neuen Ordnung, der wahren Aristokratie. Und das alles hätte einmal ihm gehört!«
    »Aber warum Janet?«

    Heinrich Kroeger seufzte erschöpft auf. »Eine Hure. Wer braucht schon eine Hure? Wir suchen doch nur das Gefäß... «
    Canfield spürte, wie Zorn in ihm aufstieg, aber in seinem Alter und seinem Beruf hatte er gelernt, solche Emotionen zu unterdrücken. Für den Jungen war er jedoch nicht schnell genug.
    Andrew Scarlett sprang vor und schlug mit der flachen Hand nach dem wehrlosen Kroeger. Es war ein harter, gut gezielter Schlag. »Sie Bastard! Sie dreckiger
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