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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe
Autoren: Robert Ludlum
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töten, mußte sehen, wie das Leben und der Geist von Elizabeth Scarlatti vor seinen Augen ausgelöscht wurden.
    Matthew Canfield hatte den Finger der rechten Hand am Abzug des Revolvers, der in seiner Tasche steckte. Er hatte noch nie aus der Tasche geschossen und wußte, daß er und Elizabeth sterben würden, wenn er sein Ziel verfehlte. Er war nicht sicher, wie lange er noch warten durfte. Er würde auf die Brust des herannahenden Mannes zielen, das größte Ziel, das sich ihm bot. Er wartete, bis er nicht länger warten konnte.
    Der Knall des kleinen Revolvers und der Aufprall der Kugel in Scarletts Schulter waren ein solcher Schock, daß Kroegers Augen sich den Bruchteil einer Sekunde lang ungläubig weiteten. Es war genug, gerade genug für Canfield.
    Mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft stieß er Elizabeth mit der rechten Schulter an, stieß ihren zerbrechlichen Körper zu Boden, aus Kroegers Schußwinkel, während er, Canfield, sich nach links warf. Er zog den Revolver heraus und feuerte schnell hintereinander auf den Mann namens Heinrich Kroeger.
    Kroegers schwere Waffe entlud sich, während er zusammenbrach.

    Canfield taumelte nach vorn, vergaß den unerträglichen Schmerz in seinem linken Arm, der vom Gewicht seines eigenen Körpers zusammengedrückt wurde. Er sprang Ulster Stewart Scarlett an, entwand ihm die Waffe und begann mit dem Lauf auf Heinrich Kroegers Gesicht einzuschlagen. Er konnte nicht aufhören.
    Er mußte das Gesicht zerstören; das scheußliche Gesicht zerstören!
    Schließlich riß man ihn von seinem Opfer weg.
    »Herrgott. Er ist tot! Halt! Aufhören! Hören Sie auf!« Der kräftige Fritz Thyssen hielt ihn fest.
    Matthew Canfield versagten die Kräfte, und er sank zu Boden.
    Die Männer von Zürich hatten sich um ihn gedrängt. Einige halfen Elizabeth auf die Beine, während die anderen sich über Heinrich Kroeger beugten.
    Irgend jemand hämmerte gegen die Tür.
    Von Schnitzler übernahm das Kommando. »Laßt sie herein! « befahl er mit seinem kehligen deutschen Akzent.
    D’Almeida ging schnell auf die Tür zu und öffnete sie. Einige Chauffeure standen am Eingang. Canfield kam es in den Sinn, daß diese Männer nicht einfach nur Fahrer waren. Dazu hatte er guten Grund. Sie waren bewaffnet.
    Während er vor Schmerz verkrümmt auf dem Boden lag, sah Canfield, wie ein brutal wirkender blonder Mann mit kurz geschnittenem Haar sich über Heinrich Kroegers Leiche beugte. Er schob die anderen einen Augenblick lang weg, während er ein Lid zurückzog.
    Und dann fragte sich Canfield, ob die Qual der letzten Stunden ihm vielleicht den Blick verwirrt hatte – oder hatte der blonde Mann sich tatsächlich vorgebeugt und Heinrich Kroeger etwas ins Ohr geflüstert?
    Lebte Heinrich Kroeger noch?
    Von Schnitzler stand vor Canfield. »Man wird ihn wegschaffen. Ich habe veranlaßt, daß man ihm den Gnadenschuß gibt. Er ist tot.« Dann rief der korpulente von Schnitzler den uniformierten Chauffeuren, die Kroeger umstanden, in deutscher Sprache weitere Befehle zu. Einige schickten sich an, die leblose Gestalt aufzuheben, aber der blonde Mann mit
dem kurz geschnittenen Haar hinderte sie daran. Er schob sie weg, ließ nicht zu, daß sie den Körper berührten.
    Er allein hob Heinrich Kroeger auf und trug ihn zur Tür hinaus. Die anderen folgten ihm.
    »Wie geht es ihr?« Canfield deutete auf Elizabeth, die auf einem Stuhl saß. Sie starrte auf die Tür, durch die man die Leiche hinausgetragen hatte, starrte den Mann an, von dem keiner wußte, daß er ihr Sohn war.
    »Gut! Sie kann jetzt telefonieren!« Leacock gab sich große Mühe, entschlußkräftig zu wirken.
    Canfield stand auf und ging zu Elizabeth hinüber. Er legte ihr die Hand auf die runzlige Wange. Er konnte nicht anders.
    Tränen rannen ihr über das Gesicht.
    Und dann blickte Matthew Canfield auf. Er konnte das Motorengeräusch eines schweren Wagens hören, der davonraste. Er war beunruhigt.
    Von Schnitzler hatte gesagt, er hätte irgend jemanden veranlaßt, Kroeger den Gnadenschuß zu geben.
    Aber Canfield hatte keinen Schuß gehört.
     
    Einen Kilometer entfernt, auf der Schweizer Bundesstraße Nummer 7, schleppten zwei Männer eine Männerleiche zu einem Lastwagen. Sie wußten nicht, was sie tun sollten. Der tote Mann hatte sie bezahlt, hatte sie dafür bezahlt, den Wagen aufzuhalten, der zum Falkenhaus fuhr. Er hatte sie im voraus bezahlt, darauf hatten sie bestanden. Jetzt war er tot, von einer Kugel getötet, die für den
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